
DMZ – HOSTORISCHES ¦ S. Koller
Der 1. April ist weltweit als Tag der Streiche bekannt – ein Datum, an dem Humor und Täuschung oft Hand in Hand gehen. Doch während viele Aprilscherze harmlos sind und bestenfalls ein Schmunzeln hervorrufen, gab es in der Vergangenheit Fälle, in denen gut gemeinte Späße unerwartete und teils dramatische Konsequenzen hatten. Manche riefen Massenpanik hervor, andere zogen politische oder mediale Kontroversen nach sich. Ein Blick auf einige der folgenreichsten Aprilscherze der Geschichte.
Der "Große Rauch von London" (1950)
Am 1. April 1950 meldete eine britische Radiostation, dass der Tower of London in Flammen stehe. Die Reportage klang überzeugend, mit dramatischen Beschreibungen von dichtem Rauch, der über der Stadt aufstieg. Die Panik ließ nicht lange auf sich warten: Besorgte Bürger strömten zur Sehenswürdigkeit, während die Feuerwehr ausrückte, um die vermeintliche Katastrophe zu bewältigen. Erst nach einiger Zeit wurde klar, dass es sich lediglich um einen Scherz handelte – doch der Aufruhr war enorm, und die verantwortlichen Radiomacher sahen sich massiver Kritik ausgesetzt.
Der "Vulkan-Ausbruch von Blue Hill" (1980)
Besonders folgenschwer war der Aprilscherz des US-Radiosenders WNAC aus Boston im Jahr 1980. Die Moderatoren gaben bekannt, dass der Blue Hill, ein unscheinbarer Hügel in Massachusetts, urplötzlich ausgebrochen sei. Sie untermalten ihre Berichterstattung mit realistischen Explosionsgeräuschen und interviewten einen angeblichen „Experten“, der die Gefahr dramatisch schilderte. Das Ergebnis: Hunderte verängstigte Menschen versuchten, die Stadt zu verlassen. Der Scherz sorgte nicht nur für Chaos, sondern zog auch eine Rüge durch die Federal Communications Commission (FCC) nach sich, die den Sender für seine unverantwortliche Berichterstattung tadelte.
Schwedens "Farbfernsehen"-Trick (1962)
Ein kreativer, aber harmloser Aprilscherz wurde 1962 vom schwedischen Fernsehen (SVT) inszeniert. Ein angeblicher Technikexperte erklärte live, dass es möglich sei, einen Schwarz-Weiß-Fernseher mit einfachsten Mitteln in ein Farbgerät zu verwandeln: Man müsse lediglich eine Nylonstrumpfhose über den Bildschirm spannen. Tausende Zuschauer folgten dem skurrilen Tipp – nur um festzustellen, dass er keinerlei Wirkung zeigte. Die Episode gehört heute zu den bekanntesten TV-Streichen und zeigt, wie leichtgläubig Menschen manchmal auf technische „Wunderlösungen“ reagieren.
Die BBC und der "Spaghetti-Baum" (1957)
Einer der legendärsten Aprilscherze stammt aus dem Jahr 1957 und wurde von der britischen BBC inszeniert. In einer augenzwinkernden Dokumentation zeigte der Sender Bauern in der Schweiz, die Spaghetti von Bäumen pflückten. Der Kommentar suggerierte, dass Nudeln tatsächlich als Naturprodukt wachsen. Die Illusion war so überzeugend, dass zahlreiche Zuschauer bei der BBC anriefen, um zu erfahren, wie sie selbst einen Spaghetti-Baum in ihrem Garten anpflanzen könnten. Auch wenn dieser Streich keinen Schaden anrichtete, demonstrierte er eindrucksvoll, wie leicht sich Menschen von vermeintlich seriösen Medien in die Irre führen lassen.
Die NASA und der "Todesstern" (2016)
Auch in der modernen Zeit greifen selbst offizielle Institutionen zu Aprilscherzen – manchmal mit unerwarteten Folgen. 2016 veröffentlichte die NASA die Meldung, sie plane den Bau eines "Todessterns" nach dem Vorbild aus „Star Wars“. Obwohl der Scherz rasch als solcher aufgelöst wurde, verbreitete sich die Nachricht weltweit und löste teils hitzige Debatten über Sinn und Unsinn eines solchen Projekts aus. Während einige den Humor der NASA lobten, warfen andere der Behörde vor, Fake News zu verbreiten und die Grenzen zwischen Fiktion und Wissenschaft unnötig zu verwischen.
Wenn Aprilscherze aus dem Ruder laufen
Die Geschichte zeigt, dass Aprilscherze nicht immer nur für harmlose Lacher sorgen. Gerade in einer Zeit, in der Fake News und Fehlinformationen immer mehr an Bedeutung gewinnen, tragen Medien und Institutionen eine besondere Verantwortung. Ein guter Aprilscherz sollte überraschen, aber nicht verängstigen. Sobald eine vermeintlich lustige Nachricht Panik auslöst oder Menschen ernsthaft in die Irre führt, ist die Grenze des guten Geschmacks überschritten. Ein Scherz bleibt nur dann ein Scherz, wenn alle Beteiligten am Ende auch darüber lachen können.
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