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Armutsquote in der Schweiz bleibt stabil hoch– Herausforderungen bleiben bestehen

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Trotz des insgesamt hohen Lebensstandards in der Schweiz bleibt die Einkommensarmut für viele Menschen eine Realität. Laut aktuellen Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) waren im Jahr 2023 rund 8,1 % der Bevölkerung – das entspricht etwa 708.000 Personen – von Armut betroffen. Besonders betroffen sind Alleinlebende, Einelternhaushalte mit minderjährigen Kindern sowie Menschen ohne nachobligatorische Ausbildung. Die strukturellen Ursachen dieser Problematik werfen Fragen auf, die über die rein statistische Betrachtung hinausgehen.

 

Armutsgrenze und steigende Lebenshaltungskosten

Die Berechnung der Armutsgrenze orientiert sich an den Richtlinien der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS). Im Jahr 2023 lag diese für eine Einzelperson bei 2.315 Franken pro Monat, für eine vierköpfige Familie bei 4.051 Franken. Dies umfasst die Grundbedürfnisse, nicht jedoch die obligatorischen Krankenversicherungsprämien oder Steuerabgaben. Steigende Lebenshaltungskosten, insbesondere im Bereich Wohnen, verschärfen die Lage zusätzlich. Zwar wurde die Pauschale für den Grundbedarf an die Inflation angepasst, doch für viele Haushalte bleibt die finanzielle Belastung hoch.

 

Materielle Deprivation und soziale Auswirkungen

Neben der reinen Einkommensarmut zeigt die BFS-Erhebung auch, dass rund 10 % der Bevölkerung Mühe haben, mit ihrem Einkommen bis zum Monatsende auszukommen. 5,5 % der Menschen mussten auf grundlegende Güter und Dienstleistungen verzichten. Besonders alarmierend ist, dass fast ein Fünftel der Haushalte (18,8 %) nicht in der Lage wäre, eine unerwartete Ausgabe von 2.500 Franken zu bewältigen. Auch der Mangel an finanziellen Mitteln für Freizeitaktivitäten oder die Unmöglichkeit, kleinere Beträge für persönliche Ausgaben zur Verfügung zu haben, sind deutliche Indikatoren sozialer Ausgrenzung.

 

Zunahme von Zahlungsrückständen

Nach einem pandemiebedingten Rückgang ist der Anteil der Haushalte mit Zahlungsrückständen 2023 wieder auf 6,3 % gestiegen, nahe am Niveau von 2019. Besonders betroffen sind Steuern und Krankenkassenprämien, was zeigt, dass die finanzielle Belastung durch Fixkosten weiterhin hoch ist. Parallel dazu sank die Zufriedenheit mit der eigenen finanziellen Situation, nachdem sie während der Pandemie durch Konsumeinschränkungen vorübergehend gestiegen war.

 

Hoher Lebensstandard im europäischen Vergleich – doch nicht für alle

Im internationalen Vergleich zählt die Schweiz weiterhin zu den Ländern mit dem höchsten Lebensstandard. Nur Luxemburg, Norwegen und Österreich weisen ein höheres medianes verfügbares Einkommen auf. Dennoch zeigt sich eine deutliche Kluft innerhalb der Gesellschaft: Während ein Teil der Bevölkerung von wirtschaftlicher Stabilität profitiert, bleibt für andere der Alltag von finanziellen Engpässen geprägt.

 

Sozialpolitische Herausforderungen und Handlungsbedarf

Die weitgehende Stabilität der Armutsquote darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass für viele Menschen die finanzielle Situation prekär bleibt. Sozialpolitische Maßnahmen müssen sich daher verstärkt auf strukturelle Probleme konzentrieren, etwa auf die Förderung von Bildung, bezahlbare Wohnkonzepte und eine Anpassung sozialer Sicherungssysteme an die realen Lebenshaltungskosten. Nur so kann langfristig verhindert werden, dass ein wachsender Teil der Bevölkerung trotz Beschäftigung in finanzielle Not gerät.

 

 

Herausgeber

Bundesamt für Statistik

http://www.statistik.admin.ch


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