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Falsche Vitamin-A-Aussagen von RFK Jr. gefährden die Gesundheit von Masernpatienten in Texas

DMZ –  POLITIK  ¦ Anton Aeberhard ¦

 

In den letzten Wochen hat sich eine Masern-Epidemie in West-Texas und New Mexico weiter ausgebreitet, mit über 300 bestätigten Fällen. Die Krankheit hat bereits das Leben eines nicht geimpften Kindes in Texas gefordert, und ein weiterer Todesfall wird mit Verdacht auf Masern in New Mexico in Verbindung gebracht. Im Mittelpunkt der Diskussion um die Bekämpfung der Krankheit stehen jüngste Aussagen von Robert F. Kennedy Jr., der in einem Interview und einem Meinungsartikel auf Fox News Vitamin A als Behandlungsmöglichkeit für Masern anpries. Diese Aussagen haben in der medizinischen Gemeinschaft Besorgnis ausgelöst.

 

Kennedy betonte, dass der Staat in West-Texas Vitamin A zur Bekämpfung des Masern-Ausbruchs verabreiche und auch die Verwendung von Budesonid (einem Steroid) und Clarithromycin (einem Antibiotikum) sowie Lebertran mit hohen Konzentrationen von Vitamin A und D als erfolgreich erachte. Laut den Aussagen von Medizinern ist jedoch nicht die Verabreichung von Vitamin A in extrem hohen Dosen der zentrale Bestandteil dieser Behandlungsstrategie, sondern die kontrollierte Anwendung unter ärztlicher Aufsicht in Krankenhäusern.

 

Dr. Anita Patel, eine Fachärztin für pädiatrische Intensivmedizin, erklärte dazu, dass hohe Dosen von Vitamin A in klinischen Einrichtungen nachweislich die Sterblichkeit und Schwere der Krankheit verringern können. Allerdings betonte sie auch, dass die Nutzung von Lebertran als Behandlung außerhalb eines Krankenhaussettings nicht nur ineffektiv, sondern potenziell gefährlich sei. "Die Vorstellung, dass Lebertran als Allheilmittel gegen Masern fungieren könnte, ist eindeutig falsch", so Patel.

 

In Texas wurde bereits eine besorgniserregende Zunahme von Vitamin-A-Vergiftungen gemeldet, nachdem Eltern ihren Kindern in der Hoffnung auf eine schnellere Genesung Lebertran verabreicht haben. Mehrere nicht geimpfte Kinder mussten in einem Kinderkrankenhaus behandelt werden, weil sie an Vitamin-A-Toxizität litten, was auf die unkontrollierte Einnahme des Vitamins vor ihrer Hospitalisierung hinweist. Auch die Nachfrage nach Lebertran in örtlichen Geschäften ist gestiegen, was die Sorgen über die Verbreitung der fehlinformierten Behandlung weiter verstärkt.

 

Medizinische Experten warnen, dass der Fokus auf Vitamin A als Heilmittel dazu führen könnte, dass Eltern unkritisch auf Selbstmedikation setzen und so die Wirksamkeit der tatsächlichen Schutzmaßnahme, der Masernimpfung, untergraben. Dr. Joel Bervell, ein Mediziner und medizinischer Mythen-Buster, wies darauf hin, dass Lebertran nicht nur unzuverlässig ist, sondern auch erhebliche Gesundheitsrisiken birgt, wenn es ohne ärztliche Aufsicht konsumiert wird. Neben der Gefahr von Vitamin-A-Vergiftungen, die unter anderem zu Leberschäden, Müdigkeit und Haarausfall führen können, könne Lebertran auch mit anderen Medikamenten interagieren und so zu zusätzlichen Gesundheitsproblemen führen.

 

Die Masernimpfung, so die Experten, bleibt die einzige wirksame und sichere Methode, sich vor der Krankheit zu schützen. Die MMR-Impfung (Masern, Mumps, Röteln) hat sich als äußerst effektiv erwiesen, wobei der Schutz nach der ersten Dosis bei 93 % liegt und nach der zweiten Dosis bei 97 %. Kinder, die in Gebieten leben, in denen Masernfälle auftreten, sollten spätestens mit sechs Monaten geimpft werden, raten die Ärzte. Auch Erwachsene, deren Impfstatus unsicher ist, sollten ihren Titer durch einen Bluttest überprüfen lassen, um sich gegebenenfalls mit einer weiteren Impfdosis abzusichern.

 

Die Verbreitung von Fehlinformationen durch prominente Figuren wie RFK Jr. trägt zur Zunahme von Masernfällen bei und gefährdet die Gesundheit von Kindern und Erwachsenen. Experten fordern eine verstärkte Aufklärung der Bevölkerung über die Wirksamkeit der Masernimpfung und warnen vor der Missachtung wissenschaftlich fundierter Gesundheitsempfehlungen. Nur durch eine konsequente Impfstrategie kann eine Ausbreitung der Krankheit verhindert werden.


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