­

Ein gefesselter Riese unter theokratischer Repression

DMZ - BLICKWINKEL ¦ Matthias Walter

 

Man muss Visionen haben. Und irgendwie auch dankbar sein, dass man es selbst nicht so schwierig hat, wie viele andere Menschen auf der Welt. Einen angemessenen Grad an Mitleid und Empathie gegenüber den zahlreichen Menschen auf der Welt empfinden, die täglich viele höllische Phasen durchstehen müssen. Einen Grad, der einen jedoch nicht zu sehr lähmt und verzweifeln lässt. Denn damit ist auch niemandem geholfen.

 

„Der Iran – Ein schlummernder Riese in den Fesseln theokratisch-faschistischer Repression

Der Iran, ein Land von kultureller Tiefe und historischem Reichtum, steht heute an einem Scheideweg, geprägt durch ein Regime, das seine eigene Bevölkerung in einem Zustand quasi-geiselhafter Unterdrückung gefangen hält. Die theokratisch-faschistische Herrschaft der Mullahs, untermauert durch die militärische Macht der Revolutionsgarden (IRGC), hat nicht nur die innere Entwicklung des Landes stranguliert, sondern fungiert zugleich als zentrale Drehscheibe für den Export von Terror und Instabilität im Nahen Osten. Dieser Essay beleuchtet die vielschichtigen Dimensionen dieser Repression, die Rolle des Iran als geopolitischer Akteur sowie die unterdrückten Potentiale einer jungen Generation, die nach Freiheit strebt.

 

Die Mullahs als Wurzel des Terrors im Nahen Osten

Die Islamische Republik Iran, seit der Revolution von 1979 unter der Führung der Mullahs, verfolgt eine expansive Ideologie, die auf der Synthese von theokratischem Absolutismus und antiwestlichem Revisionismus basiert. Diese Ideologie manifestiert sich in der Unterstützung und Finanzierung von Proxy-Milizen wie der Hisbollah im Libanon, der Hamas in Gaza und den Huthi-Rebellen im Jemen. Diese Gruppen dienen als verlängerte Arme des iranischen Regimes, durch die es seinen Einfluss ausdehnt und destabilisierende Operationen durchführt. Ihr erklärtes Ziel – allen voran die Vernichtung Israels – ist nicht nur ein geopolitisches Manöver, sondern ein ideologischer Kernbestandteil der Mullah-Herrschaft, der im Konzept des "Exportes der Revolution" verankert ist.
Die Hisbollah etwa, eine schiitische Miliz, wurde durch iranische Finanzierung und Waffenschmuggel zu einer der schlagkräftigsten nichtstaatlichen Akteure im Nahen Osten aufgebaut. Ihre Raketenarsenale und ihre Präsenz entlang der israelischen Grenze sind direkte Auswüchse iranischer Strategien. Ähnlich verhält es sich mit der Hamas, die trotz sunnitischer Ausrichtung vom Iran als Instrument gegen den jüdischen Staat instrumentalisiert wird, sowie den Huthis, die den Persischen Golf und die Handelsrouten im Roten Meer destabilisieren. Diese Netzwerke bilden ein komplexes Geflecht, das die Mullahs als Spinne im Zentrum eines terroristischen Webs positioniert.
Innere Unterdrückung: Ein Regime gegen seine Jugend
Während das Regime nach außen hin Chaos sät, knebelt es im Inneren seine eigene Bevölkerung mit brutaler Effizienz. Besonders die junge Generation, die etwa zwei Drittel der iranischen Bevölkerung ausmacht, leidet unter einem System, das ihre Freiheiten systematisch einschränkt. Der Kopftuchzwang für Frauen ist nur die sichtbarste Manifestation einer tief verwurzelten Misogynie, die Frauen in eine Rolle der Unsichtbarkeit und Unterwerfung zwingt. Homosexuelle werden öffentlich an Baukränen hingerichtet – ein barbarischer Akt, der die Unvereinbarkeit dieses Regimes mit universellen Menschenrechten verdeutlicht. Ehebrecherinnen und andere, die gegen die rigiden moralischen Vorschriften verstoßen, werden nicht selten mit archaischen Strafen wie Steinigung bestraft, ein Relikt mittelalterlicher Justiz, das die Grausamkeit des Systems offenlegt. Meinungsfreiheit, kulturelle Entfaltung und individuelle Selbstbestimmung werden durch die rigide Auslegung der Scharia und die allgegenwärtige Präsenz der Revolutionsgarden erstickt.
Das Problem, wie so oft im Nahen Osten und darüber hinaus, trägt den Namen Islamismus – eine politisierte und radikalisierte Auslegung des Islam, die Freiheit und Fortschritt unterdrückt. Es ist kein Zufall, dass von den 57 Mitgliedsstaaten der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) ein überwältigender Anteil – weit über die Hälfte – autoritäre Regime oder Diktaturen sind, geprägt von scheußlichen Bedingungen für Menschenrechte. Diese Staaten, vom Iran über Saudi-Arabien bis hin zu vielen anderen, zeigen ein Muster, bei dem religiöse Ideologie als Werkzeug der Repression dient, anstatt als Quelle spiritueller Inspiration. Der Iran ist hierbei kein Einzelfall, sondern ein besonders eklatantes Beispiel für die toxischen Folgen dieses Systems.
Die Revolutionsgarden selbst sind weit mehr als eine militärische Einheit; sie stellen eine Parallelstruktur dar, die sowohl politische als auch ökonomische Macht monopolisiert. Sie kontrollieren große Teile der iranischen Wirtschaft – von Ölgeschäften bis hin zu Schwarzmarktaktivitäten – und sichern so die finanzielle Basis des Regimes, während die Bevölkerung in Armut und Arbeitslosigkeit versinkt. Dieses Regime ist nicht nur theokratisch, sondern zeigt Züge eines faschistischen Systems: die glorifizierte Ideologie, die Unterdrückung abweichender Stimmen und die Militarisierung der Gesellschaft sind Merkmale, die Parallelen zu historischen Diktaturen aufweisen.
Ein schlummernder Riese: Das ungenutzte Potential des Iran
Der Iran könnte ein ökonomischer und kultureller Gigant sein. Mit seinen enormen Öl- und Gasreserven, einer strategischen Lage zwischen Ost und West sowie einer historisch gebildeten und innovativen Bevölkerung besitzt das Land alle Voraussetzungen, um eine führende Rolle in der globalen Ordnung einzunehmen. Doch dieses Potential wird von den Mullahs und ihren Revolutionsgarden gezielt unterdrückt. Die Sanktionen des Westens, eine Reaktion auf Irans Atomprogramm und seine Unterstützung von Terrorismus, verstärken die wirtschaftliche Misere, doch die eigentliche Ursache liegt in der kleptokratischen und ideologisch verblendeten Politik des Regimes.
Die junge Generation, die sich zunehmend gegen diese Zustände auflehnt, repräsentiert die Hoffnung auf Wandel. Die Proteste von 2022, ausgelöst durch den Tod von Mahsa Amini, zeigten die Entschlossenheit dieser Jugend, die Freiheit und Selbstbestimmung einfordert. Doch diese Bewegungen werden mit tödlicher Gewalt niedergeschlagen, Tausende wurden inhaftiert, viele hingerichtet. Es handelt sich um ein Drama von epischen Ausmaßen: Generationen von Iranern wurden bereits verloren, weitere drohen in einem Kreislauf aus Repression und Hoffnungslosigkeit zu versinken.
Der Erzfeind: Der freie Westen und die Notwendigkeit einer Allianz
Das Regime betrachtet den freien Westen als seinen ideologischen und existenziellen Gegner. Die Werte von Demokratie, Säkularismus und individueller Freiheit stehen in direktem Gegensatz zur totalitären Vision der Mullahs. Diese Feindschaft wird durch antiwestliche Propaganda geschürt, die den Westen als dekadent und imperialistisch darstellt. Doch paradoxerweise ist es genau dieser Westen, der den jungen Iranern als Modell dient – ein Lebensstil, den sie anstreben und für den sie kämpfen.
Ein solches faschistisches Terror-Regime darf auf keinen Fall die Macht einer Atombombe erlangen. Angesichts seiner destabilisierenden Rolle im Nahen Osten und seiner unverhohlenen Feindschaft gegenüber Israel und dem Westen ist es absolut nachvollziehbar, dass insbesondere die USA und Israel alles daransetzen, den Iran an der Entwicklung einer Atomwaffe zu hindern. Sollten diplomatische Mittel scheitern, wäre ein gezielter Angriff auf die Atomanlagen des Iran – selbstverständlich unter größter Sorgfalt, um die unschuldige Zivilbevölkerung nicht zu gefährden – eine notwendige Maßnahme, um eine katastrophale Eskalation zu verhindern. Die Vorstellung, dass ein Regime, das seine eigene Bevölkerung steinigt und Terror exportiert, über nukleare Kapazitäten verfügt, stellt eine untragbare Bedrohung für die globale Sicherheit dar.
Dennoch darf nicht verschwiegen werden, dass der Westen selbst historische Verantwortung trägt. Es war bitter, dass westliche Geheimdienste, insbesondere die CIA und der britische MI6, 1953 den demokratisch gewählten Premierminister Mohammad Mossadegh stürzten, um die Kontrolle über iranische Rohstoffe, vor allem Öl, zu sichern. Dieser Putsch, getrieben von eigennützigen Interessen, legte den Grundstein für das Misstrauen zwischen Iran und dem Westen; westliche Staaten sollten künftig auf derartige Eingriffe verzichten und stattdessen eine kohärente, wertebasierte Politik verfolgen, die langfristige Stabilität und Vertrauen fördert.
Der Westen steht somit vor einer doppelten Verpflichtung: Einerseits die Eindämmung der nuklearen Ambitionen des Regimes, andererseits die Unterstützung der iranischen Jugend, die den Schlüssel zu einer besseren Zukunft darstellt. Eine Allianz mit den demokratischen Kräften im Iran – sei es durch diplomatische Unterstützung, wirtschaftliche Anreize oder gezielte Förderung zivilgesellschaftlicher Bewegungen – wäre ein Schritt hin zu einer Stabilisierung der Region. Die Alternative, eine Fortsetzung der Appeasement-Politik oder bloßer Sanktionsdruck ohne Perspektive, würde nur weitere verlorene Generationen bedeuten.
Fazit: Ein Aufruf zum Handeln
Der Iran ist ein Land im Zwiespalt – ein schlummernder Riese, gefesselt von einem Regime, das seine eigene Bevölkerung unterdrückt und die Region destabilisiert. Die Mullahs, als Architekten von Terror und Repression, haben ein System geschaffen, das weder den Interessen des iranischen Volkes noch der internationalen Gemeinschaft dient. Die junge Generation, die sich mutig gegen diese Ketten auflehnt, verdient die Solidarität des Westens. Es ist an der Zeit, dass die internationale Gemeinschaft ihre Strategie überdenkt und den Iran nicht länger als monolithischen Feind betrachtet, sondern als ein Land mit einem pulsierenden Herzen, das nach Freiheit schlägt. Nur so kann das Drama der verlorenen Generationen beendet, die nukleare Bedrohung abgewendet und das wahre Potential dieses großartigen Volkes entfesselt werden.“
Quellengaben
Human Rights Watch (2023): "Iran: Security Forces Use Lethal Force Against Protesters." Bericht über die Repression der Proteste nach Mahsa Aminis Tod.
Amnesty International (2022): "Iran: Executions of Protesters Mark Escalation of Brutality." Dokumentation von Hinrichtungen und Menschenrechtsverletzungen.
United Nations Office of the High Commissioner for Human Rights (OHCHR): "Iran: Report on Human Rights Situation." Informationen zu Steinigungen und Hinrichtungen.
Council on Foreign Relations (2023): "Iran’s Revolutionary Guards." Analyse der Rolle der IRGC in Politik und Wirtschaft.
International Atomic Energy Agency (IAEA): "Reports on Iran’s Nuclear Program." Updates zum iranischen Atomprogramm.
Freedom House (2024): "Freedom in the World 2024: The Middle East and North Africa." Bewertung der Menschenrechtslage in islamischen Staaten.
Kinzer, Stephen (2003): All the Shah’s Men: An American Coup and the Roots of Middle East Terror. Historische Analyse des Mossadegh-Putsches.
Verlag: John Wiley & Sons, ISBN: 978-0471678786
Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC): Mitgliedsstaatenliste und Überblick über politische Systeme.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0