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Florida erwägt Lockerung der Kinderarbeitsgesetze zur Bekämpfung des Arbeitskräftemangels

DMZ – INTERNATIONAL ¦ S. Koller ¦

 

Florida steht vor einer wachsenden Herausforderung, die durch verschärfte Einwanderungsgesetze und deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt verursacht wurde. Insbesondere der Arbeitskräftemangel in schlecht bezahlten und körperlich anstrengenden Berufen hat die Regierung unter Gouverneur Ron DeSantis dazu veranlasst, eine umstrittene Lösung vorzuschlagen: die Lockerung der Kinderarbeitsgesetze.

 

Am 25. März 2025 brachte der Ausschuss für Handel und Tourismus des Senats von Florida eine Gesetzesvorlage auf den Weg, die es Jugendlichen ab 14 Jahren ermöglichen würde, auch während der Schulwoche Nachtschichten zu arbeiten. Derzeit regelt ein Gesetz, dass Minderjährige vor 6:30 Uhr morgens und nach 23 Uhr nicht arbeiten dürfen. Sollte die neue Regelung verabschiedet werden, würde diese Einschränkung für viele Jugendliche aufgehoben, was tiefgreifende Veränderungen für den Arbeitsmarkt in Florida nach sich ziehen könnte.

 

Diese Gesetzesinitiative sorgt für hitzige Debatten. Während DeSantis das Vorhaben als Lösung für den Arbeitskräftemangel in bestimmten Branchen sieht, gibt es zahlreiche Kritiker, die vor den potenziellen Gefahren warnen. Die erste Abstimmung im Ausschuss endete mit einer knappen Mehrheit von 5 zu 4 Stimmen. Nun wird das Gesetz in zwei weiteren Ausschüssen weiter geprüft, bevor es endgültig im gesamten Senat zur Abstimmung kommt.

 

Gouverneur DeSantis verteidigt die Maßnahme als einen notwendigen Schritt, um den Arbeitskräftemangel zu beheben und gleichzeitig die Abhängigkeit von ausländischen Arbeitskräften zu reduzieren. „Warum sollten wir auf illegale Einwanderer angewiesen sein, wenn junge Floridianer in diesen Resorts arbeiten könnten? Auch College-Studenten sollten in der Lage sein, diese Jobs zu übernehmen“, äußerte sich DeSantis kürzlich in einem öffentlichen Forum. Seine Worte spiegeln den zunehmenden Druck wider, Lösungen zu finden, die den Arbeitsmarkt entlasten, ohne auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen zu sein.

 

Jedoch stoßen die Vorschläge auf breite Ablehnung von Fachleuten und Aktivisten. Kritiker befürchten, dass eine Lockerung der Kinderarbeitsgesetze die Gefahr von ausbeuterischen Arbeitsbedingungen für Jugendliche birgt. Insbesondere das Arbeiten in der Nacht und während der Schulwoche könnte den schulischen und psychischen Zustand vieler Jugendlicher beeinträchtigen, warnt Dr. Jane Simmons, eine Arbeitsmarktexpertin. Auch in der Wirtschaft gibt es Bedenken: Einige Fachleute befürchten, dass die Erhöhung der Arbeitszeitmöglichkeiten für Jugendliche unbeabsichtigte Folgen haben könnte – wie etwa eine noch stärkere Inflation und die Verschärfung des Arbeitskräftemangels, da Arbeitgeber in vielen Sektoren weiterhin auf billige Arbeitskräfte setzen könnten.

 

Trotz dieser Einwände betonen DeSantis und seine Unterstützer, dass das Gesetz den Jugendlichen wertvolle Chancen zur finanziellen Unabhängigkeit bieten könnte. Insbesondere in den ländlichen Gebieten Floridas, wo Arbeitsmöglichkeiten oft begrenzt sind, könnte das Gesetz jungen Menschen die Möglichkeit geben, wertvolle Berufserfahrungen zu sammeln und gleichzeitig zur Familienfinanzierung beizutragen.

 

Die Gesetzesvorlage sieht auch weitere Lockerungen vor, etwa für 14- und 15-Jährige, die zu Hause unterrichtet werden und künftig ohne zeitliche Einschränkungen arbeiten könnten. Darüber hinaus sollen 16- und 17-Jährige von den bestehenden Pausenregelungen befreit werden. Diese Änderungen reihten sich in eine Reihe von Gesetzesnovellen ein, die in den letzten Jahren immer mehr darauf abzielten, die Kinderarbeitsschutzvorschriften zu lockern. Im Jahr 2023 wurde ein Gesetz verabschiedet, das Arbeitgeber mit mehr als 25 Angestellten verpflichtet, den Einwanderungsstatus ihrer Mitarbeiter durch das Bundesdatenbank-System E-Verify zu überprüfen. Bei Nichteinhaltung drohen hohe Geldstrafen.

 

Die Zahl der Kinderarbeitsverstöße in Florida ist in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen. Laut der US-Arbeitsbehörde hat sich die Zahl der Verstöße fast verdoppelt, was ernste Fragen zur Effektivität des bestehenden Schutzsystems aufwirft. Gleichzeitig wächst die Besorgnis, dass eine weitere Lockerung der Vorschriften die Arbeitsbedingungen für Jugendliche weiter verschlechtern könnte, anstatt den Arbeitsmarkt zu entlasten.

 

Die politische Diskussion in Florida wird auch in anderen Bundesstaaten Aufmerksamkeit erregen. Vor allem jene, die mit ähnlichen Arbeitsmarktproblemen und strikteren Einwanderungsgesetzen konfrontiert sind, stehen vor der Herausforderung, wie sie den Arbeitskräftemangel ohne die Gefahr von Menschenrechtsverletzungen und Ausbeutung von Minderjährigen bewältigen können. Ob Florida mit dieser Gesetzesänderung den richtigen Weg einschlägt, wird sich nicht nur an den Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt zeigen, sondern auch daran, wie es gelingt, die Rechte der Jugendlichen zu wahren und ihre Arbeitsbedingungen zu schützen.


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