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Warum Trump trotz seiner katastrophalen Bilanz in Europa immer noch Anhänger hat

DMZ –  POLITIK ¦ Lena Wallner ¦          

KOMMENTAR

 

Donald Trump ist seit Januar 2025 erneut Präsident der USA – und seine zweite Amtszeit stellt sich als noch verheerender heraus als die erste. Die US-Wirtschaft steckt in einer tiefen Krise, die Börsen verzeichnen dramatische Verluste, und internationale Konflikte drohen in den Abgrund zu stürzen, während Trump mit seiner unberechenbaren Außenpolitik mehr Unruhe stiftet als Stabilität schafft.

 

Er pflegt eine auffällige Nähe zu Russland, hat nicht nur Kriegseinflüsse weiter angeheizt, sondern auch mehrfach verurteilte Straftäter begnadigt, was seine wachsende Kontroverse noch verstärkt. In seiner Regierung scheint es oft nur um persönliche Bereicherung zu gehen, wobei Figuren wie Elon Musk unverhohlen Einfluss ausüben. Zu allem Überfluss kommen immer wieder Skandale ans Licht, die das chaotische und gefährliche Wesen seiner Präsidentschaft verdeutlichen – der jüngste rund um einen geleakten Kriegs-Chat ist da nur der letzte in einer langen Reihe.

 

Doch trotz dieser unrühmlichen Bilanz gibt es auch in Europa weiterhin eine bemerkenswerte Zahl an Menschen, die Trump verehren und seine Politik als wegweisend ansehen. Wie ist es möglich, dass die Faszination für ihn ungebrochen bleibt?

 

Die Macht der Desinformation und politischer Filterblasen

Ein zentrales Element für die anhaltende Trump-Begeisterung in Europa ist zweifellos die gezielte Verbreitung von Desinformation und die Schaffung politischer Filterblasen. Während in den USA Sender wie Fox News und Plattformen wie Truth Social oder X (ehemals Twitter) eine verzerrte Sichtweise auf die Realität vermitteln, wird dieses Phänomen auch in Europa von rechten Medien und Influencern unterstützt.

 

Hier wird Trump nicht als der Präsident dargestellt, der in seiner ersten Amtszeit die politische Spaltung der USA förderte, sondern als ein entschlossener, unkonventioneller Politiker, der sich gegen ein angeblich korruptes politisches Establishment stellt. Trumps Fehltritte werden entweder kleingeredet oder gar nicht erwähnt – seine aggressive Rhetorik wird hingegen gefeiert, als hätte sie die USA zu einer Art „neuer Stärke“ geführt.

 

Ideologische Nähe und politische Instrumentalisierung

Europäische Rechtspopulisten haben ein weiteres Motiv, sich hinter Trump zu stellen. Parteien wie die AfD in Deutschland, der Rassemblement National in Frankreich oder die FPÖ in Österreich identifizieren sich stark mit den nationalistischen, wirtschaftsprotektionistischen und oft antidemokratischen Positionen Trumps.

 

Trump, der für seine Abschottungspolitik, Feindseligkeit gegenüber Migration und die Missachtung internationaler Abkommen bekannt ist, wird von diesen Parteien als Held inszeniert – als Symbol des Widerstands gegen das sogenannte „politische Establishment“, das für sie die wahren Probleme der westlichen Welt verkörpert. Diese Ideologie findet in einer bestimmten Wählerschicht großen Anklang, die von der etablierten Politik enttäuscht ist und nach einem einfachen „starken Mann“ sucht, der für klare, wenn auch problematische Lösungen steht.

 

Die Verklärung der Vergangenheit: Eine Nostalgie für das vermeintlich „einfache Amerika“

Ein weiteres, oft unterschätztes Phänomen ist die Verklärung von Trumps erster Amtszeit. Viele Menschen in Europa erinnern sich nicht mehr an die realen Konsequenzen seiner Politik – etwa das katastrophale Pandemiemanagement oder die inhumane Außenpolitik – sondern nur noch an das Bild des „starken Mannes“, der sich gegen die politische Elite stellte.

 

Diese selektive Erinnerung wird oft durch Medienberichte verstärkt, die Trumps aggressive Rhetorik als Stärke und Durchsetzungsvermögen deuten. Dabei wird das Bild eines Präsidenten gezeichnet, der für viele als der einzige war, der die USA wirklich „wieder groß machte“, unabhängig von den realen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kosten.

 

Neue Herausforderungen in Trumps zweiter Amtszeit: Eskalationen und chaotische Entscheidungen

Mit seiner Rückkehr ins Weiße Haus hat Trump mehrere Kontroversen ausgelöst, die das Potenzial haben, sowohl die USA als auch die internationale Ordnung weiter zu destabilisieren.

 

Sein abrupter Rückzug aus dem Nahen Osten und die Reduzierung der US-Militärpräsenz in der Region haben zu einem erneuten Aufflammen von Konflikten geführt. Gleichzeitig hat er in seinem Handelskrieg mit China nicht nur die chinesische Wirtschaft weiter herausgefordert, sondern auch die globale Marktstabilität gefährdet, indem er neue Strafzölle verhängt hat.

 

Trumps Angriffe auf die Justiz, die mittlerweile zur Entlassung von Bundesrichtern führen sollen, die gegen ihn entschieden haben, haben eine institutionelle Krise ausgelöst, die die Gewaltenteilung in den USA ernsthaft infrage stellt. Darüber hinaus gefährden seine Drohungen mit einem Austritt aus der NATO die europäische Sicherheit und schwächen das transatlantische Bündnis.

 

Die weiterhin bestehende Unzufriedenheit: Warum Trump als Alternative gefeiert wird

Die Trump-Anhängerschaft in Europa ist auch ein Indikator für die wachsende Unzufriedenheit mit den etablierten politischen Strukturen. In einer Zeit zunehmender Unsicherheit und gesellschaftlicher Polarisierung wenden sich viele Bürger an populistische Figuren, die einfache Antworten und Lösungen für komplexe Probleme versprechen. Trump ist nicht nur eine Antwort auf diese Krise, sondern ein Provokateur, der bewusst gegen das als „links-grün“ wahrgenommene politische Establishment ankämpft – ohne Rücksicht auf die langfristigen Folgen seiner Politik.

 

Fazit: Die Gefahr der Verharmlosung von Trumps Politik

Die ungebrochene Bewunderung für Trump in Europa ist ein düsteres Beispiel dafür, wie politische Narrative und gezielte Desinformation die Wahrnehmung von Realität manipulieren können. Trotz seiner katastrophalen Bilanz als Präsident und den zahlreichen Skandalen, die seine Amtsführung begleiteten, wird Trump weiterhin von vielen als politische Ikone gefeiert. Angesichts der Herausforderungen seiner zweiten Amtszeit stellt sich nun die Frage, welche geopolitischen und gesellschaftlichen Auswirkungen seine Politik noch auf Europa und die Welt haben könnte – und ob es nicht an der Zeit ist, die wahre Natur seiner Politik klarer zu erkennen.


 

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