
DMZ – FORSCHUNG ¦ A. Aeberhard ¦
Ein aktueller Bericht der Mortality Working Group analysiert die Sterblichkeitsraten in Australien in den ersten elf Monaten des Jahres 2024. Die Ergebnisse zeigen, dass die Gesamtmortalität um 1 % höher lag als prognostiziert, was jedoch noch innerhalb des 95-%-Konfidenzintervalls bleibt. Besonders auffällig ist die weiterhin hohe Sterblichkeit durch COVID-19.
Schlüsselergebnisse der Analyse
Die Gesamtsterblichkeit in den ersten elf Monaten des Jahres 2024 lag geringfügig über den Erwartungen. Während einige Ursachenraten leicht sanken, stieg die Sterblichkeit durch Atemwegserkrankungen und insbesondere durch COVID-19 erheblich an:Die COVID-19-Sterblichkeit lag 69 % höher als erwartet und blieb damit auf einem ähnlichen Niveau wie im Jahr 2023, anstatt wie prognostiziert zu sinken.
Andere Atemwegserkrankungen verzeichneten eine um 7 % höhere Sterblichkeit als prognostiziert.
Demgegenüber sank die Sterblichkeit durch Krebserkrankungen um 2 %.
Auf jeden Todesfall durch Influenza kamen fünf COVID-19-Todesfälle.
Die ursprüngliche Prognose für 2024 ging von zwei COVID-19-Wellen aus, die niedriger als jene in 2023 ausfallen sollten. Doch obwohl die Gesamtzahl der COVID-19-Todesfälle im Vergleich zu 2023 leicht rückläufig war, blieb der Rückgang hinter den Erwartungen zurück. Dieser Unterschied erklärt die beobachtete Übersterblichkeit.
Wochenweise Analyse der Sterblichkeit
Die Berechnung der Exzessmortalität basiert auf einem Vergleich der tatsächlichen Sterbefälle mit einem vorher festgelegten Basiswert. Die Prognosen für 2024 beruhen auf den Sterblichkeitsdaten von 2023 und berücksichtigen eine erwartete Verbesserung der allgemeinen Sterblichkeit sowie die voraussichtliche Belastung durch COVID-19. Anders als in früheren Jahren, in denen pandemiebedingte Effekte ausgeschlossen wurden, fließt COVID-19 nun direkt in die Berechnung ein.
In den Wintermonaten lagen die wöchentlichen Sterbezahlen über den Vorhersagen, in den Folgemonaten hingegen unter den Erwartungen. Insgesamt blieb die Gesamtsterblichkeit mit 1 % Erhöhung im Rahmen der Modellprognosen.
COVID-19 als Hauptfaktor der Übersterblichkeit
Ein Vergleich der COVID-19-Sterblichkeit in 2023 und 2024 zeigt, dass die Muster ähnlich blieben. Insbesondere die Welle in der Jahresmitte 2024 verlief stärker als erwartet. Auch in den Zwischenzeiten zwischen den Wellen war die COVID-19-Mortalität höher als prognostiziert.
Daten aus New South Wales und Victoria deuten darauf hin, dass es in den letzten Monaten von 2024 zwar Perioden mit erhöhten PCR-positiven Tests gab, diese aber nicht das Niveau vorheriger Wellen erreichten. Es bleibt jedoch unsicher, inwiefern veränderte Teststrategien die Zahlen beeinflussen.
Exzessmortalität nach Todesursachen
Eine detaillierte Analyse der Todesursachen für die ersten elf Monate des Jahres 2024 zeigt folgende Ergebnisse:Gesamtmortalität: 1.400 Todesfälle (1 %) mehr als prognostiziert, was insgesamt nicht statistisch signifikant ist.
COVID-19: 3.676 Todesfälle, 69 % höher als erwartet.
Influenza: Hohes Niveau bis November, spätere Spitze als in den Jahren zuvor.
Atemwegserkrankungen: 7 % höhere Mortalität als erwartet.
Krebs: 2 % weniger Todesfälle als prognostiziert, im Gegensatz zum steigenden Trend von 2022 und 2023.
Herzerkrankungen, Diabetes und Demenz: Leichter Rückgang, jedoch nicht signifikant.
Dies steht im Kontrast zu den Jahren 2021-2023, in denen die Zahlen für diese Erkrankungen erheblich über den Erwartungen lagen.
Nicht spezifizierte Todesursachen: Etwas höher als erwartet, jedoch nicht signifikant.
Neue Berechnungsmethoden zur Vorhersage der Sterblichkeit
Seit April 2024 verwendet die Mortality Working Group eine neue Methode zur Prognose der Sterblichkeit. Die bisherigen Berechnungen basierten auf Vergleichen mit vorpandemischen Jahren, nun wird die Sterblichkeit anhand der Daten von 2023 modelliert. Demografische Effekte spielen dabei eine zunehmend größere Rolle: Die Prognose für 2024 geht von 186.300 Todesfällen aus, darunter 2.400 durch COVID-19, im Vergleich zu 183.700 im Jahr 2023. Dieser Anstieg ist hauptsächlich auf die alternde Bevölkerung zurückzuführen.
Fazit: Persistierende COVID-19-Sterblichkeit bleibt Herausforderung
Die Analyse zeigt, dass COVID-19 weiterhin eine erhebliche Belastung für das Gesundheitssystem darstellt und die erwartete Abnahme der Sterblichkeit nicht eingetreten ist. Andere Faktoren wie eine höhere Sterblichkeit durch Atemwegserkrankungen wurden teilweise durch niedrigere Krebssterblichkeit ausgeglichen. Die COVID-19-Pandemie bleibt somit auch im Jahr 2024 ein relevanter Faktor in der Gesamtmortalität.
Die Daten legen nahe, dass künftige Gesundheitsstrategien nicht nur COVID-19, sondern auch andere Atemwegserkrankungen stärker berücksichtigen sollten. Die Mortality Working Group wird ihre Analysen fortsetzen, um die langfristigen Trends besser einschätzen zu können.
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