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Europäische Satellitenkommunikation: Eine vielversprechende Alternative zu Starlink für die Ukraine

DMZ – GLOBAL ¦ Sarah Koller ¦  

 

Die geopolitische Lage hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert, und auch die Distanz zwischen den USA und der Ukraine wächst. In diesem Zusammenhang gewinnen europäische Alternativen zur satellitengestützten Kommunikation zunehmend an Bedeutung. Besonders der französische Satellitenbetreiber Eutelsat, der durch die Übernahme von OneWeb sein Netzwerk erheblich ausgebaut hat, rückt dabei immer stärker in den Fokus. Die EU ist auf der Suche nach Lösungen, die es der Ukraine ermöglichen, ihre militärische und zivile Kommunikation unabhängiger zu gestalten.

 

Warum eine Alternative zu Starlink notwendig ist

Seit Beginn der russischen Invasion 2022 ist die Ukraine auf das Satelliteninternet von Starlink angewiesen, insbesondere für die militärische Kommunikation und die Koordination von Operationen. Doch in den letzten Monaten mehren sich Berichte über Unsicherheiten und Einschränkungen bei der Nutzung des Systems. Ein Grund hierfür sind die politischen Verflechtungen von Elon Musk, dem Eigentümer von SpaceX und Starlink, mit mächtigen Akteuren sowohl in den USA als auch in Russland. Zudem gibt es Spekulationen, dass Washington die Ukraine möglicherweise den Zugang zu Starlink einschränken könnte.

 

Ist die Ukraine auf Starlink angewiesen?

Ob die Ukraine derzeit vollständig auf Starlink verzichten könnte, bleibt ein umstrittenes Thema. Die Regierung in Kiew ist sich der Risiken bewusst und bemüht sich intensiv um alternative Kommunikationsmöglichkeiten. Rund 42.000 Starlink-Terminals sind in der Ukraine im Einsatz, viele davon durch internationale Partner wie Polen finanziert.

 

Militärexperten betonen, dass ein plötzlicher Ausfall von Starlink gravierende Folgen haben würde. Trotzdem arbeitet die ukrainische Rüstungsindustrie bereits an Ersatzlösungen. Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umierow berichtete vor kurzem, dass bereits vielversprechende Alternativen entwickelt werden. Auch im Bereich der elektronischen Kriegsführung gibt es Bestrebungen, sich nicht länger auf kommerzielle Anbieter aus dem Ausland zu verlassen.

 

Welche europäischen Alternativen gibt es?

Die vielversprechendste europäische Lösung kommt von Eutelsat. Mit seinem Netzwerk aus etwa 600 Satelliten, das durch den Erwerb von OneWeb enorm gewachsen ist, bietet Eutelsat eine potenziell leistungsfähige Alternative. Das Unternehmen betreibt seine Satelliten in niedriger Erdumlaufbahn (LEO) in etwa 1.200 Kilometern Höhe – deutlich höher als die Starlink-Satelliten, die nur rund 400 Kilometer über der Erde kreisen. Eva Berneke, die Geschäftsführerin von Eutelsat, betont, dass ihr Unternehmen eine ähnliche Abdeckung und Servicequalität wie Starlink bietet. Auch wenn die Kapazität etwas geringer sein könnte, sei der entscheidende Vorteil, dass es sich um eine europäische Infrastruktur handle, die unabhängig von geopolitischen Spannungen agieren könne.

 

Wie konkret könnte Eutelsat der Ukraine helfen?

Eutelsat setzt sowohl geostationäre Satelliten, die in 36.000 Kilometern Höhe operieren, als auch die OneWeb-LEO-Satelliten ein. Der Satellitenbetreiber verhandelt aktuell mit europäischen Regierungen, um die Ukraine und die Schwarzmeerregion mit einer sicheren Kommunikationsinfrastruktur zu versorgen. Ziel ist es, bei einer möglichen Einschränkung oder Abschaltung von Starlink eine nahtlose Übergabe der Kommunikationsdienste zu gewährleisten. Insbesondere für militärische Anwendungen, wie etwa die Steuerung von Drohnen, könnte dies von entscheidender Bedeutung sein.

 

Weitere europäische Initiativen: IRIS² und GovSatCom

Neben Eutelsat gibt es auch weitere europäische Programme, die das Potenzial haben, die Satellitenkommunikation für die Ukraine zu sichern. So hat die Europäische Union zusammen mit der Europäischen Weltraumorganisation Ende 2024 das Projekt IRIS² ins Leben gerufen. Mit einem Gesamtbudget von 10,6 Milliarden Euro soll dieses Projekt eine sichere, europäische Kommunikationsinfrastruktur schaffen, die vor allem im Hinblick auf die Bedrohung durch Russland von großer Bedeutung ist. EU-Kommissar Andrius Kubilius unterstrich kürzlich, dass Europa dringend auf unabhängige Satellitennetze angewiesen sei.

 

Zusätzlich dazu wird derzeit geprüft, inwiefern das bestehende GovSatCom-Programm der EU für die Ukraine genutzt werden kann. Dieses hochsichere Netzwerk bündelt die Satellitenkapazitäten der EU-Mitgliedstaaten und könnte bei Bedarf kurzfristig aktiviert werden.

 

Fazit

Die Notwendigkeit einer europäischen Alternative zu Starlink ist angesichts der aktuellen geopolitischen Entwicklungen dringlicher denn je. Die Ukraine ist sich der Risiken einer einseitigen Abhängigkeit bewusst und arbeitet deshalb eng mit internationalen Partnern zusammen, um langfristig unabhängige Kommunikationslösungen zu finden. Eutelsat bietet eine kurzfristig umsetzbare Alternative, während IRIS² und GovSatCom mittelfristig eine unabhängige europäische Kommunikationsinfrastruktur etablieren sollen. Es bleibt abzuwarten, wie schnell diese Alternativen in der Ukraine zum Einsatz kommen und wie sich die Verhandlungen auf europäischer Ebene entwickeln werden.


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