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Die psychischen Folgen der COVID-Berichterstattung für italienische Journalisten – Ein Bericht von Stefania D'Ignoti

DMZ – MEDIEN ¦ Anton Aeberhard ¦

 

In ihrem aufschlussreichen Bericht beleuchtet Stefania D'Ignoti die tiefgreifenden psychischen Belastungen, denen italienische Journalisten während der COVID-19-Pandemie ausgesetzt waren. Der Bericht stellt eindrucksvoll dar, wie diese Erfahrungen auch Jahre nach dem Höhepunkt der Krise noch nachwirken und wie sich die langfristigen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Medienprofis zeigen.

 

Insbesondere die Journalisten, die während der ersten Wellen an vorderster Front berichteten, leiden unter den Folgen ihrer Erlebnisse. In den besonders betroffenen Regionen Italiens, wie der Lombardei und Veneto, sind die psychischen Wunden spürbar. Die ständige Konfrontation mit Verlust, Tod und Trauma stellt für viele von ihnen auch heute noch eine enorme Herausforderung dar. Die tiefgreifende Erfahrung von Leid und Verlust hat nicht nur ihre Berichterstattung beeinflusst, sondern auch ihre emotionale und psychische Verfassung über lange Zeit geprägt.

 

Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist das von Alessandra Loche, die zu Beginn der Pandemie als Redakteurin bei L'Eco di Bergamo tätig war – einer der ersten Städte, die stark von COVID betroffen waren. Loche erinnert sich an die erschütternden Bilder von Särgen, die nachts von Soldaten abtransportiert wurden. Diese Szenen, die sie als Zeugin miterlebte, verfolgen sie bis heute. "Mein Körper hört erst auf zu zittern, wenn ich mich mit Atemübungen beruhige", erzählt sie und beschreibt damit die bleibende Belastung, die die intensive Berichterstattung mit sich brachte.

 

Die psychischen Folgen der Pandemie für Journalisten in Italien wurden auch von internationalen Experten anerkannt. Bruce Shapiro, Direktor des Dart Centers for Journalism and Trauma an der Columbia University, hebt hervor, dass Journalisten, die in der ersten Phase der Pandemie berichteten, außergewöhnlich hohe psychische Belastungen erfuhren. Die ständige Nähe zu Tod und Krankheit sowie die Ungewissheit der Situation führten zu einer Zunahme von Angstzuständen, Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen, die viele bis heute begleiten.

 

Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel ist der Fotograf Fabio Bucciarelli, der während der Pandemie für The New York Times arbeitete. Als Kriegsfotograf hatte er schon viele schwierige Szenarien erlebt, doch die Pandemie stellte ihn vor eine völlig neue Herausforderung. "Es war wie ein Krieg, nur ohne Feind", beschreibt er seine Erfahrung, während er Menschen fotografierte, die anonym und ohne die Möglichkeit waren, sich von ihren Angehörigen zu verabschieden.

 

D'Ignotis Bericht geht auch auf die Auswirkungen dieser Belastungen auf die berufliche Praxis vieler Journalisten ein. Isaia Invernizzi aus Bergamo, der selbst mit persönlichen Verlusten konfrontiert war, musste nicht nur die Tragödien seiner Heimatstadt dokumentieren, sondern auch mit der eigenen Trauer und Angst umgehen. Für viele der Journalisten, die in den ersten Monaten der Pandemie berichteten, sind die psychischen Folgen weiterhin spürbar. Das verdeutlicht die Notwendigkeit, die psychische Gesundheit von Journalisten ernst zu nehmen und sie in Krisenzeiten stärker zu unterstützen.

 

Abschließend stellt D'Ignoti in ihrem Bericht klar, dass die Berichterstattung über COVID-19 nicht nur eine berufliche Herausforderung war, sondern tiefgreifende Auswirkungen auf das persönliche Wohlbefinden der Journalisten hatte. Der Bericht fordert dazu auf, mehr Aufmerksamkeit auf die seelischen Wunden zu richten, die Journalisten durch ihre Arbeit während der Pandemie erlitten haben. Ihre Geschichten sind nicht nur Zeugnisse des professionellen Engagements, sondern auch des menschlichen Leidens und der Widerstandskraft.


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