­
 · 

OECD-Studie: Menschen erkennen Falschinformationen schlechter als gedacht

DMZ – MEDIEN ¦ Anton Aeberhard ¦

 

Eine neue Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigt, dass viele Menschen sich in ihrer Fähigkeit, Fake News zu erkennen, überschätzen. Die sogenannte "Truth Quest Survey" wurde in 21 Ländern mit mehr als 40.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführt. Die Ergebnisse werfen ein Schlaglicht auf eine gefährliche Diskrepanz: Viele glauben, Desinformation problemlos durchschauen zu können – doch die Realität sieht anders aus.

 

Überraschend niedrige Erkennungsrate

Im Durchschnitt konnten die Befragten nur rund 60 Prozent der präsentierten Inhalte korrekt als wahr oder falsch einordnen. Besonders bemerkenswert: Es fiel ihnen schwerer, wahre Informationen als korrekt zu erkennen (56 %) als falsche oder irreführende Inhalte (61 %). Satire wurde mit 71 % am häufigsten als solche erkannt, doch bei Desinformation (64 %) und Propaganda (58 %) nahm die Sicherheit der Befragten bereits deutlich ab. Am schwierigsten erwies sich die Einordnung von irreführenden Informationen, die in 54 % der Fälle falsch eingeschätzt wurden.

 

Menschen überschätzen ihre Fähigkeiten

Ein zentrales Problem, das die Studie offenlegt, ist die Fehleinschätzung der eigenen Medienkompetenz. In nahezu allen untersuchten Ländern waren sich die Befragten sicher, Fake News gut erkennen zu können – doch ihre tatsächlichen Ergebnisse ließen daran zweifeln. Auffällig: Selbst jene, die sich für besonders medienkompetent hielten, schnitten nicht besser ab als diejenigen, die angaben, unsicher zu sein.

 

Welche Themenbereiche sind besonders problematisch?

Die Studie untersuchte auch, ob bestimmte Themen besonders anfällig für Fehleinschätzungen sind. Dabei analysierte die OECD drei große Kategorien: Umwelt, Gesundheit und internationale Politik. Die Erkennungsraten schwankten je nach Land zwischen 54 % und 68 %, wobei internationale Politik durchgängig am schwersten einzuordnen war. Das deutet darauf hin, dass nicht nur die Komplexität eines Themas, sondern auch die Informationslage in einzelnen Ländern eine Rolle spielt.

 

Überraschung: KI-generierte Inhalte sind leichter zu durchschauen

Ein interessantes Detail der Studie: Inhalte, die von Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt wurden, konnten etwas besser als wahr oder falsch identifiziert werden als von Menschen geschriebene Texte. Während KI-generierte Aussagen in 68 % der Fälle korrekt eingeordnet wurden, lag die Quote für menschlich verfasste Inhalte niedriger. Besonders auffällig war, dass Fake News aus KI-Quellen zehn Prozentpunkte häufiger als falsch erkannt wurden als von Menschen erstellte Fehlinformationen. Ein mögliches Erklärungsmodell: KI-geschriebene Texte folgen oft bestimmten Mustern, die sich für geübte Leserinnen und Leser als unnatürlich erkennbar machen.

 

Social Media und die Gefahr der Desinformation

Die Studie zeigt außerdem einen klaren Zusammenhang zwischen Mediennutzung und der Fähigkeit, Falschinformationen zu erkennen. Besonders bedenklich: In Ländern, in denen soziale Medien für viele Menschen die Hauptnachrichtenquelle sind, schnitten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durchweg schlechter ab. Gleichzeitig genießt Social Media wenig Vertrauen – 57 % der Befragten gaben an, diesen Plattformen kaum oder gar nicht zu trauen. Gerade einmal 9 % betrachteten sie als verlässliche Quelle.

 

Ein alarmierendes Detail: Wer soziale Medien als vertrauenswürdige Nachrichtenquelle ansieht, erzielte im Durchschnitt eine niedrigere Erkennungsrate (54 %) als Menschen, die solche Plattformen kritisch betrachten (62 %). Das zeigt, wie leicht sich Fehlinformationen in digitalen Netzwerken verbreiten – und wie schwer es ist, sie dort wieder einzufangen.

 

Fazit: Mehr Medienkompetenz dringend nötig

Die OECD-Studie liefert deutliche Hinweise darauf, dass der Kampf gegen Fake News nur mit besserer Medienbildung gewonnen werden kann. Die Folgen von Desinformation sind längst nicht mehr nur eine Randerscheinung – sie beeinflussen Wahlkämpfe, die öffentliche Meinung zu Gesundheitsfragen und sogar geopolitische Krisen. Ohne eine stärkere Schulung in kritischem Denken und Quellenbewertung bleibt die Gesellschaft anfällig für Manipulation. Die Ergebnisse der Studie sollten daher ein Weckruf für Politik, Bildungseinrichtungen und Medien sein, gezielt in die Förderung von Medienkompetenz zu investieren.

 

Quelle: OECD Truth Quest Survey

> Zur Studie


Fehler- und Korrekturhinweise

Wenn Sie einen Fehler entdecken, der Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollte, teilen Sie ihn uns bitte mit, indem Sie an intern@mittellaendische.ch schreiben. Wir sind bestrebt, eventuelle Fehler zeitnah zu korrigieren, und Ihre Mitarbeit erleichtert uns diesen Prozess erheblich. Bitte geben Sie in Ihrer E-Mail die folgenden Informationen sachlich an:

  • Ort des Fehlers: Geben Sie uns die genaue URL/Webadresse an, unter der Sie den Fehler gefunden haben.
  • Beschreibung des Fehlers: Teilen Sie uns bitte präzise mit, welche Angaben oder Textpassagen Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollten und auf welche Weise. Wir sind offen für Ihre sinnvollen Vorschläge.
  • Belege: Idealerweise fügen Sie Ihrer Nachricht Belege für Ihre Aussagen hinzu, wie beispielsweise Webadressen. Das erleichtert es uns, Ihre Fehler- oder Korrekturhinweise zu überprüfen und die Korrektur möglichst schnell durchzuführen.

Wir prüfen eingegangene Fehler- und Korrekturhinweise so schnell wie möglich. Vielen Dank für Ihr konstruktives Feedback!


 

Unterstützen Sie uns jetzt!

Seit unserer Gründung steht die DMZ für freien Zugang zu Informationen für alle – das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Wir möchten, dass jeder Mensch kostenlos faktenbasierte Nachrichten erhält, und zwar wertfrei und ohne störende Unterbrechungen.

Unser Ziel ist es, engagierten und qualitativ hochwertigen Journalismus anzubieten, der für alle frei zugänglich ist, ohne Paywall. Gerade in dieser Zeit der Desinformation und sozialen Medien ist es entscheidend, dass seriöse, faktenbasierte und wissenschaftliche Informationen und Analysen für jedermann verfügbar sind.

Unsere Leserinnen und Leser machen uns besonders. Nur dank Ihnen, unserer Leserschaft, existiert die DMZ. Sie sind unser größter Schatz.

Sie wissen, dass guter Journalismus nicht von selbst entsteht, und dafür sind wir sehr dankbar. Um auch in Zukunft unabhängigen Journalismus anbieten zu können, sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen.

Setzen Sie ein starkes Zeichen für die DMZ und die Zukunft unseres Journalismus. Schon mit einem Beitrag von 5 Euro können Sie einen Unterschied machen und dazu beitragen, dass wir weiterhin frei berichten können.

Jeder Beitrag zählt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!


Kommentare: 0