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Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft: Ein Platz am Tisch für Wissenschaftlerinnen

Die Doktorandin Maria Morim entwickelt einen multisensorischen Wundverband, der vor Infektionen und Heilungsstörungen warnt. Bild: Empa
Die Doktorandin Maria Morim entwickelt einen multisensorischen Wundverband, der vor Infektionen und Heilungsstörungen warnt. Bild: Empa

DMZ – WISSENSCHAFT ¦ MM ¦ AA ¦ Die Doktorandin Maria Morim entwickelt einen multisensorischen Wundverband, der vor Infektionen und Heilungsstörungen warnt. Bild: Empa

 

Dübendorf, St. Gallen und Thun – Wissenschaft lebt von Vielfalt, von neuen Perspektiven, Talent und Kreativität. Die Einbindung und Unterstützung von Forscherinnen sind entscheidend, um die drängendsten Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen. Anlässlich des Internationalen Tages der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft berichten vier Empa-Forscherinnen über ihre Erfahrungen, ihren Werdegang und die Bedeutung weiblicher Repräsentation in der Forschung.

 

Trotz Fortschritten bleibt der Frauenanteil in wissenschaftlichen Einrichtungen ausbaufähig. Bei der Empa liegt er seit sechs Jahren stabil bei rund 25 Prozent. "Vielfalt ist zentral für herausragende Forschung. Wir setzen uns dafür ein, mehr Frauen in wissenschaftliche Karrieren und Führungspositionen zu bringen, auch wenn sie eine Familie gründen wollen", betont Empa-Direktorin Tanja Zimmermann.

 

Die Empa fördert gezielt Wissenschaftlerinnen mit Programmen wie "FLP – Foster.Lead.Promote", dem Mentoring-Programm "feM-LEAD" oder den "Women meet Women"-Lunches. "Es ist inspirierend zu sehen, wie viele engagierte Frauen an der Empa arbeiten und als Vorbilder für die nächste Generation dienen", sagt Melina Spycher, Leiterin Diversity, Equity and Inclusion an der Empa, Eawag und dem Paul Scherrer Institut (PSI).

 

Erfahrungen aus erster Hand

Martina Cihova, Labor "Joining Technologies and Corrosion"

Bereits während ihres Biotechnologie-Studiums spürte Cihova eine starke Anziehung zur Wissenschaft. Ein Forschungsaufenthalt in den USA bestätigte ihren Wunsch, sich der Biomaterialwissenschaft zu widmen. "Was mich fasziniert, ist die Möglichkeit, durch ein grundlegendes Verständnis der Natur Probleme der realen Welt zu lösen", erklärt sie.

 

Besonders herausfordernd war für Cihova die Forderung nach internationaler Mobilität. "Ich absolvierte mein Postdoktorat im Ausland – mitten in der COVID-Pandemie und mit meiner Familie, samt Baby. Diese Erfahrung war bereichernd, aber auch eine immense Herausforderung."

 

Cihova sieht Diversität als essenziell für wissenschaftlichen Fortschritt. "Frauen bringen neue Perspektiven ein und fordern etablierte Strukturen heraus. Die Schaffung eines Umfelds, in dem diese Vielfalt geschätzt wird, ist der Schlüssel für Innovation."

 

Gabriela Borin Barin, Labor "nanotech@surfaces"

Barins Interesse an Wissenschaft wurde in ihrer Kindheit geweckt. "Meine Eltern waren beide im MINT-Bereich tätig, und wir wurden immer ermutigt, Fragen zu stellen." Ein engagierter Chemielehrer verstärkte ihren Enthusiasmus für die Naturwissenschaften. "Er zeigte uns, dass Chemie nicht nur Theorie ist, sondern ein Werkzeug zur Lösung realer Probleme."

 

In ihrer Karriere wurde Barin immer wieder mit der mangelnden Repräsentation von Frauen in der Wissenschaft konfrontiert. "Trotz inspirierender weiblicher Vorbilder habe ich erlebt, dass Frauen in Führungspositionen selten sind. Das kann das Gefühl verstärken, nicht dazuzugehören."

 

Um dem entgegenzuwirken, sucht Barin gezielt das Gespräch mit Mentorinnen und Kollegen, die sie unterstützen. "Es ist wichtig, nicht in eine bestehende Form zu passen, sondern auf individuelle Weise zur Wissenschaft beizutragen und eine inklusivere Umgebung für zukünftige Generationen zu schaffen."

 

Ein Tag der Anerkennung und Mahnung

Der Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft ist für viele Forscherinnen sowohl ein Anlass zur Feier als auch eine Mahnung. "Es ist eine Gelegenheit, die Errungenschaften von Wissenschaftlerinnen zu würdigen, aber auch eine Erinnerung daran, dass es noch viel zu tun gibt", sagt Cihova. Barin ergänzt: "Repräsentation ist entscheidend. Junge Wissenschaftlerinnen müssen sehen, dass sie in diesem Bereich eine Zukunft haben."

 

Obwohl Fortschritte erzielt wurden, bleibt die Unterrepräsentation von Frauen in der Forschung ein strukturelles Problem. Wissenschaftlerinnen fordern daher nicht nur mehr Förderprogramme, sondern auch ein Umdenken in den institutionellen Strukturen. Denn echte Gleichberechtigung in der Wissenschaft bedeutet mehr als nur Zugang – sie erfordert Chancengleichheit, Sichtbarkeit und faire Karrierewege.

 

 

Herausgeber

Eidg. Materialprüfungs- und Forschungsanstalt

http://www.empa.ch


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