DMZ – JUSTIZ ¦ Sarah Koller ¦
KOMMENTAR
Die AfD Karlsruhe hat mit ihrer jüngsten Wahlkampfaktion, den sogenannten „Abschiebetickets“, eine Welle der Empörung ausgelöst. Die Flugticket-ähnlichen Flyer, die gezielt in Briefkästen von Haushalten mit Migrationshintergrund verteilt wurden, sorgen nicht nur für gesellschaftliche Entrüstung. Sie rufen auch die Forderung nach einem Parteiverbot der AfD erneut auf den Plan.
Ein Wahlkampf auf Kosten des gesellschaftlichen Zusammenhalts Der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) reagierte schockiert auf die Aktion. „Das ist nicht nur grenzüberschreitend, es ist bewusst spaltend. Solche Flyer schüren Ängste und Unsicherheit, und das in einer ohnehin polarisierten Gesellschaft“, erklärte er in einer Pressemitteilung. Für Mentrup steht fest: Diese Form des Wahlkampfs untergräbt die Werte, auf denen das demokratische Zusammenleben basiert.
Beate Hoeft, Lokalpolitikerin der Grünen, teilte ihre Eindrücke aus Gesprächen mit betroffenen Familien. „Es ist schmerzhaft zu sehen, wie gezielt Menschen mit solchen provokativen Mitteln angegriffen werden. Das ist mehr als nur respektlos – es ist eine bewusste Strategie, um zu verletzen.“
Auch Marcel Bauer, Bundestagskandidat der Linken, fand klare Worte: „Das ist menschenverachtend. Es zeigt, wie wenig die AfD vor gezielter Hetze zurückschreckt. Wir prüfen derzeit rechtliche Schritte.“
Ermittlungen wegen Volksverhetzung eingeleitet Die Polizei Karlsruhe hat mittlerweile Ermittlungen wegen des Verdachts der Volksverhetzung aufgenommen. Auslöser waren zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung und sozialen Medien. Während bisher keine Anzeigen von betroffenen Personen vorliegen, betrachten die Ermittlungsbehörden die Inhalte der Flyer als potenziell strafrechtlich relevant.
Die Flyer enthalten einen QR-Code, der direkt zur Website der AfD Karlsruhe führt. Diese verteidigte die Aktion unter dem Vorwand, es handele sich um „kreative Wahlkampfwerbung“. Kritiker werfen der Partei hingegen vor, gezielt Ressentiments zu schüren und dabei die Grenze des rechtlich und moralisch Vertretbaren zu überschreiten.
Ein fatales Signal: Wie lange noch? Die Aktion hat eine neue Debatte entfacht: Ist ein Parteiverbot der AfD überfällig? Stimmen wie Marcel Bauer werden immer lauter: „Eine Partei, die unsere demokratische Grundordnung systematisch attackiert und sich auf Hetze und Desinformation stützt, hat keinen Platz in unserer politischen Landschaft.“
Für viele Beobachter reiht sich diese Aktion nahtlos in eine lange Serie von Grenzüberschreitungen ein. Der Co-Vorsitzende des Landesverbands Baden-Württemberg, Markus Frohnmaier, sprach dennoch von einer „kreativen Aktion“. Eine Aussage, die zeigt, wie sehr die AfD die politische Kultur in Deutschland zu vergiften droht.
Ein Appell an die Gesellschaft Es bleibt abzuwarten, ob die laufenden Ermittlungen zu strafrechtlichen Konsequenzen führen. Doch die Frage, wie lange eine Partei, die regelmäßig demokratische Werte mit Füßen tritt, Teil des politischen Systems bleiben kann, wird immer drängender. „Wer schweigt, macht sich mitschuldig“, warnte Oberbürgermeister Mentrup.
Die Verteilung der „Abschiebetickets“ ist mehr als nur ein geschmackloser Wahlkampftrick. Sie zeigt, wie die AfD immer wieder versucht, gesellschaftliche Gräben zu vertiefen. In einer Zeit, in der Zusammenhalt wichtiger denn je ist, stellt sich die Frage: Wie lange wollen wir als Gesellschaft diesem destruktiven Treiben noch zusehen?
Fehler- und Korrekturhinweise
Wenn Sie einen Fehler entdecken, der Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollte, teilen Sie ihn uns bitte mit, indem Sie an intern@mittellaendische.ch schreiben. Wir sind bestrebt, eventuelle Fehler zeitnah zu korrigieren, und Ihre Mitarbeit erleichtert uns diesen Prozess erheblich. Bitte geben Sie in Ihrer E-Mail die folgenden Informationen sachlich an:
- Ort des Fehlers: Geben Sie uns die genaue URL/Webadresse an, unter der Sie den Fehler gefunden haben.
- Beschreibung des Fehlers: Teilen Sie uns bitte präzise mit, welche Angaben oder Textpassagen Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollten und auf welche Weise. Wir sind offen für Ihre sinnvollen Vorschläge.
- Belege: Idealerweise fügen Sie Ihrer Nachricht Belege für Ihre Aussagen hinzu, wie beispielsweise Webadressen. Das erleichtert es uns, Ihre Fehler- oder Korrekturhinweise zu überprüfen und die Korrektur möglichst schnell durchzuführen.
Wir prüfen eingegangene Fehler- und Korrekturhinweise so schnell wie möglich. Vielen Dank für Ihr konstruktives Feedback!
Unterstützen Sie uns jetzt!
Seit unserer Gründung steht die DMZ für freien Zugang zu Informationen für alle – das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Wir möchten, dass jeder Mensch kostenlos faktenbasierte Nachrichten erhält, und zwar wertfrei und ohne störende Unterbrechungen.
Unser Ziel ist es, engagierten und qualitativ hochwertigen Journalismus anzubieten, der für alle frei zugänglich ist, ohne Paywall. Gerade in dieser Zeit der Desinformation und sozialen Medien ist es entscheidend, dass seriöse, faktenbasierte und wissenschaftliche Informationen und Analysen für jedermann verfügbar sind.
Unsere Leserinnen und Leser machen uns besonders. Nur dank Ihnen, unserer Leserschaft, existiert die DMZ. Sie sind unser größter Schatz.
Sie wissen, dass guter Journalismus nicht von selbst entsteht, und dafür sind wir sehr dankbar. Um auch in Zukunft unabhängigen Journalismus anbieten zu können, sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen.
Setzen Sie ein starkes Zeichen für die DMZ und die Zukunft unseres Journalismus. Schon mit einem Beitrag von 5 Euro können Sie einen Unterschied machen und dazu beitragen, dass wir weiterhin frei berichten können.
Jeder Beitrag zählt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!