DMZ – POLITIK ¦ Anton Aeberhard ¦
KOMMENTAR
Die sogenannte Querdenker-Bewegung, die sich in den letzten Jahren als Protestbewegung gegen staatliche Maßnahmen und eine vermeintlich übermächtige Elite formierte, zeigt ein verblüffendes Paradox: Während sie die Existenz einer angeblichen globalen Elite, die angeblich Menschen manipuliert und kontrolliert, scharf anprangert, verehren viele ihrer Anhänger gleichzeitig Figuren, die selbst Teil dieser mächtigen Kreise sind. Zu diesen gehören prominente Persönlichkeiten wie Elon Musk, Donald Trump oder Mark Zuckerberg.
Die Rhetorik der Querdenker
Seit ihrem Aufstieg während der COVID-19-Pandemie haben sich die Querdenker auf die Fahnen geschrieben, gegen die Bevormundung durch Politik, Wissenschaft und sogenannte Eliten vorzugehen. In zahlreichen Demonstrationen und Online-Beiträgen werden immer wieder Narrative verbreitet, die auf eine angeblich finstere Weltregierung, geheime Absprachen oder Manipulation der Massen abzielen. Der Begriff "Elite" wird dabei häufig diffus verwendet und umfasst Politiker, Wissenschaftler und Unternehmer.
Doch diese Kritik verliert an Glaubwürdigkeit, wenn die Bewegung gleichzeitig Personen wie Elon Musk, Donald Trump oder Mark Zuckerberg glorifiziert. Diese stehen unbestritten an der Spitze wirtschaftlicher und politischer Machtstrukturen. Trump war als US-Präsident Teil des politischen Establishments (und wird es erneut), Musk als Chef von Tesla und SpaceX einer der reichsten Menschen der Welt, und Zuckerberg kontrolliert mit Meta (ehemals Facebook) einen großen Teil der globalen Kommunikation.
Widersprüche in der Anhängerschaft
Viele Querdenker stilisieren Trump als Kämpfer gegen das "System", obwohl er durch seine politische Karriere und sein milliardenschweres Imperium eindeutig Teil desselben Systems ist. Musk wiederum wird häufig als unkonventioneller Rebell gefeiert, obwohl er als Unternehmer maßgeblich von der Globalisierung und den kapitalistischen Strukturen profitiert, die Querdenker angeblich ablehnen.
Dieses Verhalten wirft die Frage auf, warum Menschen, die sich gegen vermeintliche Eliten aussprechen, gleichzeitig mächtige Persönlichkeiten aus denselben Kreisen unterstützen. Psychologen sehen darin oft eine Projektion von Wünschen und Ängsten. Während abstrakte Eliten als unnahbar und böse dargestellt werden, erscheinen Einzelpersonen wie Musk oder Trump greifbar und charismatisch – Eigenschaften, die Vertrauen schaffen.
Gefahr der Instrumentalisierung
Experten warnen davor, dass diese Widersprüchlichkeit ausgenutzt werden kann. Politische und wirtschaftliche Akteure könnten diese Bewegungen bewusst für eigene Zwecke instrumentalisieren, indem sie sich als Außenseiter präsentieren und die Emotionen der Anhänger schüren. Für Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt birgt dies große Gefahren, da es Misstrauen in öffentliche Institutionen und Medien verstärkt.
Fazit
Die Querdenker-Bewegung steht exemplarisch für die Komplexität moderner Protestbewegungen. Ihre Anklage gegen Eliten verliert an Schlagkraft, wenn gleichzeitig Einzelpersonen aus diesen Kreisen glorifiziert werden. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit Machtstrukturen und deren Wechselwirkungen ist dringend nötig – denn Widersprüche wie diese können dazu führen, dass berechtigte Kritik im Strudel von Populismus und Desinformation untergeht.
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