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Meta, Desinformation und die Verantwortung der Plattformen

DMZ – POLITIK ¦ MM ¦ Lena Wallner ¦  KOMMENTAR

 

Mark Zuckerberg hat kürzlich in einem Interview mit Joe Rogan schwere Vorwürfe gegen die Regierung von Joe Biden erhoben. Laut Zuckerberg habe die US-Regierung während der Corona-Pandemie versucht, Meta unter Druck zu setzen, um kritische Inhalte zu Impfstoffen löschen zu lassen. Diese Aussagen werfen nicht nur Fragen zur politischen Einflussnahme auf, sondern lenken auch den Blick auf die Verantwortung Zuckerbergs und seiner Plattform im globalen Kampf gegen Desinformation.

 

Manipulation statt Transparenz

Meta, das Unternehmen hinter Facebook und Instagram, hat eine fragwürdige Bilanz, wenn es um den Umgang mit Fehlinformationen geht. Während der Pandemie wurden zahlreiche Fake News zu Covid-19, Impfstoffen und Schutzmaßnahmen über die Plattformen verbreitet. Diese Desinformationen haben nicht nur das Vertrauen vieler Menschen erschüttert, sondern auch Leben gefährdet. Studien belegen, dass die Verbreitung von Impfmythen in sozialen Medien zu einer geringeren Impfbereitschaft und steigenden Infektionszahlen geführt hat.

 

Anstatt Verantwortung zu übernehmen, präsentiert sich Zuckerberg nun als Verteidiger der Meinungsfreiheit. Seine Behauptung, Meta habe sich staatlichem Druck widersetzt, wirkt jedoch wenig überzeugend. Vielmehr zeigt die Geschichte der Plattform, dass Profitmaximierung immer an erster Stelle steht – selbst dann, wenn dies auf Kosten der öffentlichen Gesundheit geschieht.

 

Kehrtwende oder taktisches Manöver?

Meta hat kürzlich entschieden, die Zusammenarbeit mit unabhängigen Faktenprüfern zu beenden. Dies wird als Schritt gegen „zu viel Zensur“ verkauft. Doch der Verdacht liegt nahe, dass hier taktische Überlegungen eine größere Rolle spielen. Möglicherweise versucht Meta, Kritiker aus konservativen Kreisen zu besänftigen und wirtschaftliche Vorteile zu sichern.

 

Stattdessen führt Meta nun ein System namens „Community-Notes“ ein, das bereits bei Elon Musks Plattform X (ehemals Twitter) genutzt wird. Die Idee: Die Nutzer sollen die Verantwortung für die Faktenprüfung übernehmen. In der Praxis ist dieser Ansatz jedoch anfällig für Manipulationen und bietet kaum wirksamen Schutz gegen Desinformation.

 

Zusätzlich werfen Zuckerbergs Nähe zu populistischen Akteuren wie Donald Trump und die politischen Ausrichtungen seiner Plattform Fragen zur Neutralität auf. Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Entscheidungen weniger von einem echten Engagement für freie Meinungsäußerung geprägt sind, sondern vielmehr von politischen und ökonomischen Kalkülen – besonders mit Blick auf die bevorstehenden US-Wahlen.

 

Gefährliche Konsequenzen

Die Entscheidung, Faktenchecks abzuschaffen, birgt enorme Risiken. Wie der UN-Hochkommissar für Menschenrechte Volker Türk betont, hat die unkontrollierte Verbreitung von Hassrede und Falschinformationen schwerwiegende reale Folgen. Ob es um die Desinformation zu Gesundheitskrisen, Wahlbetrug oder gesellschaftliche Spaltung geht – Plattformen wie Meta tragen eine erhebliche Mitverantwortung.

 

Die Behauptung Zuckerbergs, staatliche Regulierung sei gleichbedeutend mit Zensur, ignoriert dabei eine zentrale Tatsache: Soziale Netzwerke sind längst keine neutralen Werkzeuge mehr. Sie haben sich zu mächtigen Akteuren entwickelt, die den öffentlichen Diskurs prägen und beeinflussen. Klare Regeln zur Bekämpfung von Desinformation sind daher keine Einschränkung der Meinungsfreiheit, sondern ein notwendiger Schutz der Demokratie und der öffentlichen Gesundheit.

 

Fazit: Zuckerbergs gefährliche Doppelmoral

Mark Zuckerberg inszeniert sich gerne als Opfer staatlicher Übergriffe, doch gleichzeitig profitiert sein Unternehmen systematisch von Desinformation und Polarisierung. Der Verzicht auf Faktenprüfungen ist ein deutlicher Rückschritt, der nicht nur Metas Glaubwürdigkeit weiter beschädigt, sondern auch gefährliche Signale an andere Tech-Giganten sendet.

 

Die Verantwortung, Wahrheit zu schützen und Gesellschaften zu stärken, liegt nicht allein bei Nutzern oder Regierungen. Auch die Plattformen selbst stehen in der Pflicht. Doch Zuckerbergs Entscheidungen lassen daran zweifeln, dass er dieser Verantwortung gerecht werden will. Eine echte Kehrtwende wäre dringend nötig – doch sie scheint mit dem aktuellen Kurs von Meta in weiter Ferne.


 

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