DMZ – WISSENSCHAFT ¦ MM ¦ AA ¦
Dübendorf, St. Gallen und Thun – Nach Augenoperationen besteht das Risiko schwerwiegender Infektionen durch Bakterien. Besonders bedrohlich sind Antibiotika-resistente Keime, die schwer behandelbar sind und im schlimmsten Fall zum Verlust des Auges führen können. Forschende der Empa und des Kantonsspitals St. Gallen arbeiten im Rahmen des Projekts «Nanovision» an innovativen Nanokomplexen, die resistente Keime bekämpfen und gleichzeitig das empfindliche Augengewebe schützen.
Gefahr nach Katarakt-Operationen
Der Graue Star, eine Trübung der Augenlinse, ist eine der weltweit häufigsten Ursachen für Erblindung. Rund 17 Millionen Menschen sind davon betroffen. Die Katarakt-Operation, einer der am häufigsten durchgeführten chirurgischen Eingriffe, kann die Sehschärfe wiederherstellen. Trotz der niedrigen Komplikationsrate von weniger als einem Prozent treten aufgrund der Vielzahl der Eingriffe immer wieder Infektionen auf. Besonders gefürchtet sind Infektionen mit antibiotikaresistenten Bakterien, gegen die herkömmliche Medikamente oft wirkungslos bleiben.
Nanokomplexe als neue Hoffnung
Unbehandelt kann eine Infektion im Augeninneren, die sogenannte Endophthalmitis, starke Schmerzen und irreversible Schäden bis hin zum Verlust des Auges verursachen. Die Ursache sind bakterielle Toxine und entzündliche Abwehrreaktionen des Körpers. Zwar können hochdosierte Antibiotika, die direkt in den Augapfel injiziert werden, Abhilfe schaffen, jedoch nicht bei resistenten Keimen wie Staphylokokken und Enterokokken, die besonders häufig betroffen sind.
Das Projekt «Nanovision» setzt hier an: «Wir wollen dieses Problem mit neuartigen Nanokomplexen lösen», erklärt Mihyun Lee vom «Biointerfaces»-Labor der Empa in St. Gallen. Die Nanokomplexe basieren auf Tannin, einem pflanzlichen Gerbstoff mit antibakteriellen und entzündungshemmenden Eigenschaften. Zusätzlich enthalten sie Toxinblocker sowie antimikrobielle Eiweißbausteine (AMP), die Bakterien effizient abtöten. Diese multifunktionalen Nanotherapeutika kombinieren Schutz des Augengewebes, Neutralisierung bakterieller Gifte und Abtöten der Keime. Ihre Wirksamkeit wird in Infektionsmodellen mit Gewebekulturen von Patienten getestet.
Förderung durch den Heinz A. Oertli-Fonds
- Das Projekt «Nanovision» wird vom Heinz A. Oertli-Fonds gefördert, der bereits weitere vielversprechende Forschungsinitiativen unterstützt hat. Dazu zählen unter anderem:
- Ein intelligentes Ventil zur Behandlung von grünem Star: Entwickelt von Empa-Forschenden, reguliert es den Augeninnendruck auf innovative Weise.
- Schonende Lötverfahren für Augenwunden: Ein Team der Empa und der ETH Zürich arbeitet an Technologien, die Wunden am Auge effizient und schonend abdichten.
- Gewebekleber inspiriert von Meeresmuscheln: Diese Entwicklung nutzt die natürliche Haftfähigkeit von Muscheln, um Hornhautverletzungen nahtlos zu verschließen.
Ein Blick in die Zukunft
Die Arbeit an Nanokomplexen zur Bekämpfung antibiotikaresistenter Keime ist ein bedeutender Schritt im Kampf gegen die stille Pandemie der Antibiotikaresistenz. Durch die Unterstützung von Initiativen wie «Nanovision» wird nicht nur die medizinische Versorgung verbessert, sondern auch jungen Forschenden eine Plattform geboten, um innovative Lösungen für globale Herausforderungen zu entwickeln.
Herausgeber
Eidg. Materialprüfungs- und Forschungsanstalt
http://www.empa.ch
Fehler- und Korrekturhinweise
Wenn Sie einen Fehler entdecken, der Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollte, teilen Sie ihn uns bitte mit, indem Sie an intern@mittellaendische.ch schreiben. Wir sind bestrebt, eventuelle Fehler zeitnah zu korrigieren, und Ihre Mitarbeit erleichtert uns diesen Prozess erheblich. Bitte geben Sie in Ihrer E-Mail die folgenden Informationen sachlich an:
- Ort des Fehlers: Geben Sie uns die genaue URL/Webadresse an, unter der Sie den Fehler gefunden haben.
- Beschreibung des Fehlers: Teilen Sie uns bitte präzise mit, welche Angaben oder Textpassagen Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollten und auf welche Weise. Wir sind offen für Ihre sinnvollen Vorschläge.
- Belege: Idealerweise fügen Sie Ihrer Nachricht Belege für Ihre Aussagen hinzu, wie beispielsweise Webadressen. Das erleichtert es uns, Ihre Fehler- oder Korrekturhinweise zu überprüfen und die Korrektur möglichst schnell durchzuführen.
Wir prüfen eingegangene Fehler- und Korrekturhinweise so schnell wie möglich. Vielen Dank für Ihr konstruktives Feedback!
Unterstützen Sie uns jetzt!
Seit unserer Gründung steht die DMZ für freien Zugang zu Informationen für alle – das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Wir möchten, dass jeder Mensch kostenlos faktenbasierte Nachrichten erhält, und zwar wertfrei und ohne störende Unterbrechungen.
Unser Ziel ist es, engagierten und qualitativ hochwertigen Journalismus anzubieten, der für alle frei zugänglich ist, ohne Paywall. Gerade in dieser Zeit der Desinformation und sozialen Medien ist es entscheidend, dass seriöse, faktenbasierte und wissenschaftliche Informationen und Analysen für jedermann verfügbar sind.
Unsere Leserinnen und Leser machen uns besonders. Nur dank Ihnen, unserer Leserschaft, existiert die DMZ. Sie sind unser größter Schatz.
Sie wissen, dass guter Journalismus nicht von selbst entsteht, und dafür sind wir sehr dankbar. Um auch in Zukunft unabhängigen Journalismus anbieten zu können, sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen.
Setzen Sie ein starkes Zeichen für die DMZ und die Zukunft unseres Journalismus. Schon mit einem Beitrag von 5 Euro können Sie einen Unterschied machen und dazu beitragen, dass wir weiterhin frei berichten können.
Jeder Beitrag zählt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Kommentar schreiben