DMZ –INTERNATIONAL ¦ A. Aeberhard
In China sorgt aktuell ein verstärktes Auftreten von Erkältungskrankheiten für Aufmerksamkeit. Insbesondere das Humane Metapneumovirus (HMPV) wird häufiger diagnostiziert als das Coronavirus. Videos, die angeblich überfüllte Krankenhäuser zeigen, kursieren in sozialen Netzwerken und befeuern Spekulationen über einen möglichen Ausbruch. Doch wie ernst ist die Lage wirklich?
Steigende Fallzahlen ohne klare Bestätigung
Berichte über einen angeblichen HMPV-Ausbruch basieren bislang auf begrenzten Informationen. Zwar meldete das Chinesische Zentrum für Seuchenkontrolle und -prävention (CCDC) Ende Dezember 2024 einen Anstieg von Erkältungserkrankungen, eine offizielle Bestätigung einer außergewöhnlichen Belastung des Gesundheitssystems liegt jedoch nicht vor.
Dennoch geben die Zahlen Anlass zur Aufmerksamkeit: Fast ein Drittel der Patienten mit grippeähnlichen Symptomen wurde positiv auf Influenza getestet, ein Anstieg um sechs Prozentpunkte im Vergleich zur Vorwoche. HMPV war der zweithäufigste Erreger und wurde bei 6,2 Prozent der untersuchten Fälle nachgewiesen – mehr als Covid-19, Rhinoviren oder Adenoviren. In Krankenhäusern lag der Anteil der positiv getesteten HMPV-Fälle bei 5,4 Prozent.
Faktoren für den Anstieg
Expertinnen wie die Immunologin Vasso Apostolopoulos von der Victoria University in Melbourne vermuten, dass saisonale und umweltbedingte Faktoren wie niedrige Temperaturen die Verbreitung von Atemwegsviren begünstigen. Zusätzlich könnte die Kombination von HMPV mit anderen Infektionen wie RSV oder Influenza zu einer erhöhten Anfälligkeit führen. Neue Diagnosemethoden, die eine präzisere Identifizierung von HMPV ermöglichen, könnten ebenfalls zu den steigenden Fallzahlen beitragen.
Was ist HMPV?
Das Humane Metapneumovirus wurde erstmals 2001 in den Niederlanden isoliert. Es löst Erkrankungen mit erkältungs- und grippeähnlichen Symptomen wie Schnupfen, Husten, Fieber und gelegentlich Atemnot aus. Besonders gefährdet sind Kleinkinder, Senioren und Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Auch in Europa und den USA wird das Virus regelmäßig nachgewiesen. In Deutschland wurden zuletzt 7 Prozent der Erkältungspatienten positiv auf HMPV getestet, wie ein Bericht des Robert Koch-Instituts zeigt.
Vergleich mit früheren Ausbrüchen
Der aktuelle Fokus auf HMPV erinnert an frühere Berichte über SARS-CoV-2, das vor über fünf Jahren erstmals in China identifiziert wurde und eine weltweite Pandemie auslöste. Doch im Gegensatz zu SARS-CoV-2 gibt es bei HMPV keine Hinweise auf eine globale Bedrohung. Das Virus zirkuliert seit Jahrzehnten, und es existiert eine gewisse Herdenimmunität in der Bevölkerung. Trotz fehlender Impfstoffe oder spezifischer Medikamente bleibt das Risiko einer Pandemie gering.
Einordnung der Lage
Während die Berichte über HMPV in China für Aufsehen sorgen, gibt es bislang keine gesicherten Hinweise auf eine außergewöhnliche Gefahr. Fachleute betonen, dass weitere Untersuchungen notwendig sind, um die Situation zu bewerten. Dennoch zeigt der Fall, wie wichtig eine transparente Kommunikation und eine umfassende Datenerhebung sind, um Überreaktionen oder Panik zu vermeiden.
Die Entwicklung bleibt zu beobachten, während Expertinnen und Experten weiterhin daran arbeiten, die Dynamik des HMPV-Ausbruchs besser zu verstehen.
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