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Fünf Jahre nach Beginn der COVID-19-Pandemie: Lehren aus einer Krise, die viele vergessen möchten

DMZ – GLOBAL ¦ Sarah Koller ¦   
KOMMENTAR

 

Am 2. Januar 2025 veröffentlichte die renommierte Wissenschaftszeitschrift Science einen Artikel von Jon Cohen, der tief in die Auswirkungen und Lehren der COVID-19-Pandemie eintaucht – fünf Jahre nach ihrem verheerenden Beginn. Was einst als fernes, alarmierendes Szenario erschien, hat längst den Alltag vieler Menschen weltweit verändert. Doch auch wenn die Pandemie offiziell „überwunden“ scheint, bleibt die Wunde tiefer als es auf den ersten Blick erscheint.

 

„Die Welt tut so, als ob diese Pandemie nie stattgefunden hätte“, sagte Maria Van Kerkhove, Leiterin der COVID-19-Notfalleinheit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), auf einer Konferenz in Japan. Ihre Worte treffen den Nerv vieler, die sich fragen: Wie konnte eine solche Krise so schnell aus dem kollektiven Gedächtnis verschwinden?

 

Die Zahlen sind erschütternd: Mehr als 20 Millionen Menschen weltweit starben an den Folgen von COVID-19, 16 Billionen US-Dollar wurden durch die wirtschaftlichen Auswirkungen vernichtet, und über 1,6 Milliarden Kinder konnten nicht in die Schule gehen. Was bedeutet es, diese Bilanz zu akzeptieren und gleichzeitig weiterzumachen, als sei nichts geschehen? Und wie können wir sicherstellen, dass künftige Generationen nicht dasselbe vergessen wie wir?

 

Die wissenschaftliche Gemeinschaft, die tagtäglich gegen die Pandemie kämpfte, hat längst erkannt, dass wir nicht einfach zur Tagesordnung übergehen dürfen. Virolog:innen und Epidemiolog:innen warnen eindringlich, dass die vielen, teils schockierenden Erkenntnisse und wissenschaftlichen Fortschritte nicht schnell in Vergessenheit geraten dürfen. Der Virologe Ralph Baric von der University of North Carolina brachte es auf den Punkt: „Die öffentliche Feindseligkeit gegenüber der Virologie und den öffentlichen Gesundheitsbehörden könnte die Welt noch viel anfälliger für künftige Pandemien machen.“

 

Doch trotz der wissenschaftlichen Bemühungen bleibt eine Frage offen: Wie können wir als Gesellschaft sicherstellen, dass wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen? Während Wissenschaftler:innen wie Yunlong Cao von der Peking-Universität vielversprechende Therapien entwickeln, die zukünftige Virusvarianten bekämpfen könnten, geht es letztlich nicht nur um den wissenschaftlichen Fortschritt, sondern auch um eine politische und gesellschaftliche Bereitschaft, diese Lektionen zu integrieren.

 

Die Ursprungsfrage des Virus – ob es von Tieren auf einem Markt in Wuhan oder vielleicht aus einem Labor stammt – bleibt ein heikles Thema. Doch die Frage, wie wir als Gesellschaft mit solchen Krisen umgehen und uns vorbereiten, ist entscheidend. Angela Rasmussen von der Universität Saskatchewan wies darauf hin, dass es nach wie vor keine endgültigen Beweise für den Ursprung des Virus gibt, aber die Notwendigkeit, uns besser auf zukünftige Pandemien vorzubereiten, ist unbestreitbar.

 

Die Konferenz, die in Awaji, Japan, stattfand, brachte eine wichtige Erkenntnis: Die Welt hat es versäumt, auf den ernsthaften Bedarf an nachhaltiger Forschung und Pandemieprävention zu reagieren. Und dies trotz der massiven globalen Reaktionen, die die Weltwirtschaft und das Leben vieler Menschen auf den Kopf stellten. Was also tun wir, um der nächsten großen Krise entgegenzuwirken? Diese Frage bleibt offen – und sie wird uns noch lange beschäftigen.

 

Die Lehren aus COVID-19 sind klar: Die Pandemie ist noch nicht vorbei, und die Gefahren zukünftiger Pandemien sind real. COVID-19 mag für viele zur ferne Erinnerung geworden sein, doch wenn wir nicht umdenken, werden uns die nächsten Herausforderungen hart treffen. Wissenschaftler:innen und Gesundheitsexpert:innen sind sich einig: Wenn wir nicht jetzt handeln, könnten wir beim nächsten Mal noch unvorbereitet und zerbrechlicher dastehen.


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