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Musk vs. Wikipedia: "Wokepedia"-Vorwürfe und die Diskussion um Diversität

DMZ – MEDIEN ¦ Sarah Koller ¦   

KOMMENTAR

 

Elon Musk hat wieder einmal für Schlagzeilen gesorgt – diesmal mit seiner Forderung, keine Spenden mehr an Wikipedia zu leisten. Auf der Plattform X (ehemals Twitter) bezeichnete der Tesla- und SpaceX-Chef die Online-Enzyklopädie abfällig als „Wokepedia“ und warf ihr eine ideologische Verzerrung vor. Ausgerechnet Elon Musk.

 

Doch was steckt hinter diesen Vorwürfen?

Die jüngste Kontroverse begann mit einem Beitrag des konservativen Accounts „Libs of TikTok“, der behauptete, Wikipedia habe 2023-2024 fast ein Drittel seines Budgets für Diversität, Sicherheit und Inklusion ausgegeben. Eine dazu veröffentlichte Grafik zeigte Ausgaben von 31,2 Millionen US-Dollar für „Equity“, 20,5 Millionen für „Safety & Inclusion“ (heute „Safety & Integrity“) und 86,1 Millionen für technische Infrastruktur.

 

Wikipedia: Ein Titan des Wissens

Wikipedia ist zweifellos eine Institution. Mit rund 6,7 Milliarden Zugriffen allein im November 2024 gehört sie zu den meistbesuchten Webseiten weltweit. Ihr Anspruch: freies Wissen für alle. Doch wo so viele Menschen beteiligt sind – freiwillige Autoren, Leser, Spender –, gibt es auch Konflikte.

 

Kritiker aller politischen Lager werfen der Plattform seit Jahren vor, parteiisch zu sein. Die Wikimedia Foundation, die Wikipedia betreibt, entgegnet, dass die Diversitätsausgaben dazu dienen, mehr Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zur Mitarbeit zu ermutigen. Ziel sei ein breiteres, inklusiveres Wissensspektrum.

 

Auch die Ausgaben für „Safety & Inclusion“ seien essenziell, erklärt die Organisation. Sie sollen helfen, die Plattform weltweit zugänglich und sicher zu halten – ein Ziel, das durch politische und rechtliche Hürden immer wieder gefährdet wird.

 

Die Debatte um Neutralität

Der Vorwurf, Wikipedia sei nicht neutral, ist nicht neu. Studien legen nahe, dass die Plattform gewisse Schieflagen hat. 2018 zeigte eine Analyse, dass nur 16 Prozent der aktiven Autoren Frauen waren, was eine männlich dominierte Perspektive auf Inhalte nach sich ziehen könnte.

 

Eine weitere Untersuchung von 2024, durchgeführt vom Wissenschaftler David Rozado, stellte fest, dass Wikipedia politisch rechtsstehende Persönlichkeiten tendenziell kritischer darstelle als linksgerichtete. Jimmy Wales, Mitgründer der Plattform, wies diesen Vorwurf jedoch zurück. Wikipedia stehe für Meinungsfreiheit und eine offene Diskussionskultur, erklärte er.

 

Musk und die politische Dimension

Elon Musks Kritik passt in ein größeres Muster. Der Milliardär, der sich offen für Donald Trumps Wahlkampf 2024 ausspricht, polarisiert zunehmend mit seinen Äußerungen. Seine Attacken auf Wikipedia könnten nicht nur die öffentliche Wahrnehmung, sondern auch die Spendenbereitschaft für die Plattform beeinflussen.

 

Die Wikimedia Foundation betonte in einer Stellungnahme, dass Wikipedia dank der Beiträge tausender ehrenamtlicher Autoren weiterhin eine vertrauenswürdige Quelle sei. Auch wenn es gelegentlich Meinungsverschiedenheiten gebe, bleibe die Plattform ein unverzichtbares Archiv des globalen Wissens.

 

Ob Musks Kritik tatsächlich Spuren in der Finanzierung von Wikipedia hinterlassen wird, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Die Plattform steht vor der Herausforderung, ihre Unparteilichkeit zu bewahren, während sie sich gleichzeitig bemüht, inklusiver zu werden.

 

Wikipedia ist weit mehr als eine Sammlung von Artikeln. Sie ist ein Spiegel der Gesellschaft – mit all ihren Spannungen, Konflikten und Bemühungen, gerechter zu werden. Der Diskurs darüber, wie dieses Wissen präsentiert und verwaltet wird, wird daher auch in Zukunft fortbestehen.


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