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Deutschland hat hohe Ertrag- und niedrige Vermögensteuern, ist aber insgesamt kein Hochsteuerland

DMZ –  POLITIK ¦ Dirk Specht ¦    

KOMMENTAR 

 

Da ich über 20 Jahre auch mal Steuersoftware für die wichtigsten Länder entwickelt hatte und meinem damals selbst gegründeten Unternehmen immer noch verbunden bin, ein paar sachdienliche Hinweise zur Handhabung des multipel falschen Wahlkampfgetöses wirklich aller Parteien und diverser Interessengruppen.

  • Vergleiche von Steuersätzen sind purer Unfug. Die Basis der steuerpflichtigen Beträge ist komplett unterschiedlich. Vergleichbar ist nur das absolute Steueraufkommen gemessen beispielsweise am BIP.
  • Jedes Steuersystem unterscheidet zwischen Ertrag- und Vermögensteuern (die man so schreibt). Beide gibt es überall, nur der Mix unterscheidet sich.
  • Demnach ist Deutschland kein Hochsteuerland und das ist in Fachkreisen auch unstrittig. Das gesamte Steueraufkommen ist insbesondere ähnlich den oft behaupteten günstigeren Ländern wie UK, Schweiz, USA.
  • Aber: Deutschland hat eine hohe Ertrag- und eine niedrige Vermögensteuer. In den drei besagten Ländern ist das anders. Richtig gelesen: Vermögen werden in UK, Schweiz und USA weltweit eher hoch besteuert. Das ist viel moderner und zukunftsfähiger, weil es bei einer alternden Gesellschaft die Steuerbasis besser verteilt.

Wer das in Deutschland also verbessern will, sollte die einen Steuern senken und die anderen erhöhen. Das wäre entgegen so vieler Falschaussagen auch verfassungskonform. Da traut sicher aber keine Partei ran, da die alle sich davor fürchten, irgendwem zu klar auf die Füße zu treten.

 

Methodische Hinweise: Man könnte die Konsumsteuern m.E. dazu nehmen, passiert aber in der Literatur nicht. Ebenso wäre statt des BIP zusätzlich der Leistungsbilanzüberschuss zu ergänzen, um die äußere Wertschöpfung einer Volkswirtschaft zu berücksichtigen. Dann wäre Deutschland ein Niedrigsteuerland. Die Abgaben ins Sozialsystem sind Thema für sich, da die denen gegenüberstehenden Leistungen komplett unterschiedlich sind. Das wird auch oft irreführend vermengt.Schließlich kann man Jahrtausende über die Verteilung dieses Aufkommens streiten, also wer welche Quoten zahlt. Da sind die systemischen Unterschiede übrigens erheblich, auch, was die jeweils gewährten „Ausnahmen“ betrifft, weshalb es in den Vermögensteuerländern Schweiz und USA beispielsweise Milliardäre oder Großkonzerne gibt, die gar keine Steuern zahlen. Damit sei der sogenannte „Steuerwettbewerb“ erwähnt, der nämlich nur eher „exklusiven Kreisen“ gewidmet ist, weshalb man die kaum effektiv besteuern kann – auch wenn es politisch so gerne gefordert wird. Kann man bedauern, muss man sogar bedauern, darf man aber dazu sagen.

 

Das alles ist hier nicht thematisiert, ich soll mich ja kurz halten. Schade, denn Steuerdebatten sind in Deutschland leider noch inhaltsanämischer als Energiedebatten.

 

[Daten anbei etwas älter, aber gut aufbereitet. Strukturell passen die immer noch, insbesondere die Vermögensteuern in den USA sind heute weit höher, was deren Vorzüge aufzeigt]


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