DMZ – HISTORISCHES ¦
Viel spricht dafür, dass Jesus im Jahr vier vor der Zeitenwende geboren wurde, doch die genauen Umstände seiner Geburt sind von Mythos und Legende umhüllt. Der Evangelist Matthäus, einer der Verfasser der Bibel, spielte eine entscheidende Rolle bei der Erschaffung der Weihnachtsgeschichte. In diesem Artikel werden die Fakten und Mythen rund um die Geburt Jesu beleuchtet und rekonstruiert.
Der Mann, der die frohe Botschaft von Jesus verkündete, war nach Überlieferungen der Evangelist Matthäus. Allerdings war dieser Matthäus nicht identisch mit dem Jünger gleichen Namens, sondern wahrscheinlich ein Lehrer in einer Gemeinde von Judenchristen. Diese Gemeindemitglieder hatten sich im neuen Glauben taufen lassen, folgten aber weiterhin jüdischen Geboten, was zu einer heiklen Position in der damaligen Zeit führte.
Etwa 20 Jahre vor der Niederschrift des Matthäus-Evangeliums hatte Rom einen jüdischen Aufstand niedergeschlagen, was zu einer katastrophalen Lage im Judentum führte. Die pharisäischen Schriftgelehrten forderten die strikte Einhaltung aller jüdischen Gebote, was zu Unsicherheiten bei den Judenchristen bezüglich ihres Weges im neuen Glauben führte.
Matthäus schrieb sein Evangelium, um den Zweiflern in den eigenen Reihen zu zeigen, dass Jesus der erwartete Messias war. Er sah Jesus als fest verankert in der jüdischen Tradition, und die Erfüllung der Weissagungen des Alten Testaments sollte dies belegen. Um die Neugier der Gläubigen zu befriedigen, wollte Matthäus auch von Jesu Geburt erzählen.
Die beiden Hauptquellen, die Matthäus für die Rekonstruktion des Lebens Jesu benutzte, waren das Markus-Evangelium und die Logien- oder Spruchquelle "Q". In keinem dieser Texte fand sich jedoch ein Hinweis auf die Geburt Jesu. Dennoch entschied sich Matthäus, die Geschichte um Jesu Geburt zu erzählen und beginnt mit der Geschichte von Marias Empfängnis durch den Heiligen Geist.
Die Vorstellung einer göttlichen Vaterschaft war im antiken Kontext nicht ungewöhnlich. Matthäus konnte diese Idee mit einer alttestamentlichen Weissagung von Jesaja verknüpfen, die prophezeite, dass der Messias von einer Jungfrau geboren werden sollte. Andere Autoren schlossen sich dieser Version an, während im 2. Jahrhundert Gerüchte auftauchten, dass Maria eine Affäre mit einem Soldaten namens Pantera hatte, der angeblich der Vater Jesu war.
Tiberius Julius Abdes Pantera, ein römischer Bogenschütze, wurde als möglicher Vater Jesu ins Spiel gebracht, da er aus der Region stammte. Allerdings war dies unwahrscheinlich, da Josef als leiblicher Vater gilt und der Name Pantera nicht ungewöhnlich war.
Um Jesu Geburt in Bethlehem und sein Aufwachsen in Nazareth zu vereinen, griff Matthäus auf das Motiv der Magier aus dem Osten zurück. Inspiriert von einer historischen Episode im Jahr 66 n. Chr., als der armenische König Tiridates nach Rom reiste, erzählt Matthäus von den Magiern, die einem Stern folgten, um Jesus in Bethlehem zu huldigen.
Die Magier, in späteren Interpretationen als die heiligen drei Könige bekannt, brachten Geschenke wie Gold, Weihrauch und Myrrhe mit. Die Idee eines himmlischen Zeichens, des Weihnachtssterns, ist jedoch umstritten, und verschiedene astronomische Erklärungen wurden vorgeschlagen, ohne dass eine eindeutige Lösung gefunden wurde.
Die Geschichte der Flucht nach Ägypten und des späteren Umzugs nach Nazareth diente dazu, biblische Prophezeiungen zu erfüllen und gleichzeitig die Familie vor dem tyrannischen Herrscher Herodes zu schützen. Der Kindermord in Bethlehem, eine nicht historische Episode, wurde eingefügt, um Herodes als skrupellosen Herrscher zu charakterisieren.
Die Geburtsgeschichte des Matthäus endet mit der Niederlassung der Familie in Nazareth, um dem Schreckensregime von Herodes' Sohn Archelaos zu entkommen. Jedoch fehlen in Matthäus' Darstellung einige Elemente, die in der Weihnachtsgeschichte oft erwähnt werden, wie die überfüllte Herberge, Ochs und Esel.
Diese Elemente stammen aus dem Evangelium des Lukas, der unabhängig von Matthäus eine eigene Geburtsgeschichte schrieb. Lukas erzählt von einem Zensus, der Maria und Josef nach Bethlehem führt, wo Jesus in einer Krippe geboren wird. Engel und Hirten preisen das Kind als Messias, und die Familie kehrt schließlich nach Nazareth zurück.
Die historische Glaubwürdigkeit der Geburtsgeschichte ist begrenzt, da es keinen reichsweiten Zensus im römischen Kaiserreich gab. Ochs und Esel wurden von den frühen Christen hinzugefügt, basierend auf einer Passage aus dem Buch Jesaja.
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