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Straumanns Fokus am Wochenende - Weihnachtsbotschaft 2024

DMZ – POLITIK ¦ Dr. Reinhard Straumann ¦

KOMMENTAR

 

Engel wehre, und rede du darein, ‘s ist leider Krieg, und ich begehre, nicht schuld daran zu sein.

 

Den heutigen Politikern und Politikerinnen ist die Fähigkeit abhanden gekommen, in der Welt und in den Menschen etwas anderes zu sehen als den krudesten Materialismus und die schärfste Ökonomisierung. Es ist die Brille der Macht, durch die die Welt wahrgenommen wird. Die Leitfrage der Ethik lautet nicht: Ist es gut oder ist es böse? Sie lautet: Stehe ich auf der richtigen Seite der Macht? Jedermann weiss, dass ein Waffenstillstand in der Ukraine das Gebot der Stunde wäre, aber weil die grossen transatlantischen Mächte ihre Interessen über die Leiden des ukrainischen Volkes stellen, werden weiter Kredite gesprochen und der Einsatz von Superwaffen angedroht. Das Weihnachtslied ist das Hohelied der Eskalation.

 

Dementsprechend hat die Bigotterie Hochkonjunktur. Alle wissen es, die Politikerinnen und Politiker ebenso wie die Menschen, ihre potentielle Wählerschaft. Trotzdem reichen ein paar bedeutungsschwere Worte und einfühlsame Blicke in die Kameras, und Hunderttausende folgen den Heuchlern. Weil alle im gleichen Boot sitzen, schlagen sie sich auf die gleiche Seite der Macht. Man plappert die Parolen von Freiheit und Demokratie so lange nach, bis man selbst daran glaubt.

 

Natürlich geht es nicht um Freiheit und Demokratie, sondern schlicht und einfach um die Verwertung von Kapitalinteressen. BlackRock, der weltgrösste Investor, hat im Zuge der Politik von Obama und Biden die halbe Ukraine (mit ihren billionenschweren Bodenschätzen) aufgekauft – und steht jetzt, wo sich diese Politik als gescheitert erweist, im Risiko, massive Abschreibungen in Kauf nehmen zu müssen. Das schluckt man nicht so mir nichts, dir nichts. Aber weil man keinen Plan B hat, wirft man noch einmal Abertausende von ukrainischen Männern vor die russischen Kanonen.

 

Dasselbe spielt sich im Nahen Osten ab. Dort wütet Israel seit mehr als einem Jahr, hat mittlerweile 45'000 Menschen umgebracht, darunter mehr als die Hälfte Frauen und Kinder. Alles aus Gründen der Selbstverteidigung, heisst es. Wer glaubt einen solchen Schwachsinn? Wer getraut sich, ruhigen Gewissens in die Mitternachtsmesse zu gehen und dort mit verklärtem Blick zum Kreuz aufzuschauen? All die Parlamentarier und Regierungsmenschen in Bern und Berlin, in Paris und London und Washington und sonst wo – geben die sich tatsächlich soviel Betrug und Selbstbetrug hin? Sind sie denn tatsächlich immun gegen das himmelschreiende Unrecht, das in Gaza und im Donbass tagtäglich geschieht?

 

Wir wissen es nicht. Wenn ja, dann wäre das ein Armutszeugnis für ihre kognitiven und intellektuellen Fähigkeiten. Wenn nein, dann wäre es die pure Verlogenheit. Offenbar ist das die Weihnachtsbotschaft, die uns nach einem solchen Jahr noch bleibt. Immerhin bietet sich eine Woche danach viel Raum für bessere Vorsätze.

 

 

 

 

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Seit 2020 können Sie in der „DMZ“ Woche für Woche die Kommentare von Dr. Reinhard Straumann verfolgen. Seine Themen reichen von Corona über amerikanische Außen- und schweizerische Innenpolitik bis hin zur Welt der Medien. Dabei geht Straumann stets über das hinaus, was in den kommerziellen Mainstream-Medien berichtet wird. Er liefert Hintergrundinformationen und bietet neue Einblicke, häufig mit Verweisen auf Literatur und Philosophie.

 

Dr. Reinhard Straumann ist Historiker und verfügt über das nötige Fachwissen. Als Schulleiter an einem kantonalen Gymnasium hat er sich zudem jahrzehntelang für die politische Bildung junger Menschen engagiert. Wir freuen uns, dass Reinhard Straumann regelmäßig zum Wochenende einen festen Platz in der DMZ unter dem Titel „Straumanns Fokus am Wochenende“ hat.

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