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CH: Sozialhilfequote in der Schweiz 2023 erneut gesunken: Tiefster Wert seit 2005

DMZ – SOZIALES / MM ¦ AA ¦ 

 

Bern - Die Sozialhilfequote in der Schweiz ist im Jahr 2023 auf 2,8% gesunken und hat damit den niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2005 erreicht. Nach Angaben des Bundesamts für Statistik (BFS) bezogen im vergangenen Jahr 249 700 Personen mindestens einmal Leistungen der wirtschaftlichen Sozialhilfe – 7100 weniger als im Vorjahr. Dieser Rückgang um 0,1 Prozentpunkte ist vor allem auf die gute Arbeitsmarktlage zurückzuführen.

 

Gute Arbeitsmarktlage entlastet Sozialhilfesystem

Die anhaltend positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt trug maßgeblich zur Reduktion der Sozialhilfequote bei. Im Jahr 2023 lagen sowohl die Arbeitslosenquote als auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen unter den Werten des Vorjahres und unter dem Niveau vor der Covid-19-Pandemie. Viele ehemals auf Sozialhilfe angewiesene Personen konnten ihren Lebensunterhalt dank verbesserter Erwerbssituationen eigenständig sichern. So wurden im Jahr 2023 überdurchschnittlich viele Sozialhilfedossiers aufgrund einer Verbesserung der Erwerbslage beendet.

 

Rückgang auch bei Risikogruppen sichtbar

Obwohl Kinder (4,6%), Ausländerinnen und Ausländer (5,7%) sowie Geschiedene (4,3%) weiterhin die höchsten Sozialhilfequoten aufweisen, verzeichneten diese Gruppen 2023 einen überdurchschnittlichen Rückgang der Quoten um 0,2 Prozentpunkte. Auffällig bleibt das höhere Sozialhilferisiko in urbanen Zentren: Während die Gesamtquote der Schweiz bei 2,8% liegt, beträgt sie in Städten mit über 50 000 Einwohnern durchschnittlich 4,8% oder mehr.

 

Regionale Unterschiede: Sozialhilfequote sinkt in 18 Kantonen

In 18 der 26 Schweizer Kantone nahm die Sozialhilfequote 2023 ab, darunter in bevölkerungsreichen Kantonen wie Bern und Zürich (-0,2 Prozentpunkte). Besonders stark war der Rückgang im Kanton Neuenburg (-0,4 Prozentpunkte). In drei Kantonen, darunter Genf und Waadt, stieg die Quote leicht an (+0,1 Prozentpunkte).

 

Herausforderungen im Asyl- und Flüchtlingsbereich

Trotz eines Anstiegs der Asylgesuche um 23,3% im Jahr 2023 nahm die Sozialhilfequote von anerkannten Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen ab. Im achten Jahr nach ihrer Einreise lag der Anteil der Sozialhilfebeziehenden bei 57%, deutlich niedriger als im Jahr nach ihrer Ankunft (89%). Dennoch bleibt der Anteil jener Personen hoch, deren Einkommen trotz Erwerbstätigkeit nicht ausreicht, um den Lebensunterhalt zu sichern.

 

Im Bereich des Schutzstatus S, der Personen aus der Ukraine umfasst, stieg die Zahl der Sozialhilfebeziehenden um 6,7%. Gleichzeitig ging die Sozialhilfequote dieser Gruppe aufgrund einer gestiegenen Erwerbsbeteiligung um 7,2 Prozentpunkte auf 81,7% zurück.

 

Langfristige Entwicklung: Positive Tendenzen bei der Integration

Die langfristigen Daten des BFS zeigen, dass die Integration von Sozialhilfebeziehenden Fortschritte macht, insbesondere bei Personen aus dem Asyl- und Flüchtlingsbereich. Während anfänglich die Sozialhilfequote hoch ist, sinkt sie im Laufe der Jahre stetig. Dennoch bleibt das Risiko der Einkommensarmut bestehen, insbesondere in urbanen Gebieten und bei Risikogruppen.

 

Fazit

Die erneute Abnahme der Sozialhilfequote im Jahr 2023 zeigt, dass eine stabile Arbeitsmarktlage entscheidend zur Entlastung des Sozialsystems beiträgt. Trotz positiver Trends bleiben Herausforderungen, insbesondere bei der langfristigen Integration von Personen mit hohem Sozialhilferisiko. Die Entwicklung unterstreicht die Bedeutung von Maßnahmen zur Förderung der Erwerbsbeteiligung und zur Reduzierung von Einkommensarmut in der Schweiz.


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