DMZ – WISSENSCHAFT ¦ S. Koller ¦
Eine US-amerikanische Studie untersucht erstmals umfassend die Wirksamkeit des COVID-19-Impfstoffs BNT162b2 (Pfizer-BioNTech) bei der Prävention von Long COVID in der pädiatrischen Bevölkerung. Dabei beleuchtet sie sowohl die direkte Schutzwirkung der Impfung als auch deren indirekte Effekte durch die Verhinderung von SARS-CoV-2-Infektionen. Die Ergebnisse liefern wertvolle Einblicke für den öffentlichen Gesundheitssektor.
Long COVID bei Kindern und Jugendlichen
Long COVID, auch bekannt als Post-Acute Sequelae of SARS-CoV-2 Infection (PASC), umfasst anhaltende oder neu auftretende Symptome nach einer COVID-19-Infektion. Bei Kindern und Jugendlichen zeigt sich Long COVID oft in unterschiedlichen klinischen Merkmalen und mit einer geringeren Häufigkeit im Vergleich zu Erwachsenen. Zu den betroffenen Organsystemen gehören das Herz-Kreislauf-System, das Nervensystem, der Stoffwechsel und die Nieren.
Trotz der etablierten Wirksamkeit von COVID-19-Impfstoffen gegen symptomatische und schwere Verläufe bleibt die Frage offen, wie gut eine Impfung vor Long COVID schützt – insbesondere bei jungen Menschen. Die vorliegende Studie schließt diese Wissenslücke und liefert erstmals differenzierte Ergebnisse zu dieser Fragestellung.
Methodik der Studie
Die Untersuchung nutzte elektronische Gesundheitsdaten (EHR) aus einem nationalen Netzwerk von Kinderkrankenhäusern in den USA. Dabei wurden Daten aus den Perioden der Delta- und Omikron-Varianten analysiert. Die Forscher:innen setzten eine kausale Mediationsanalyse ein, um sowohl die Gesamtwirksamkeit des Impfstoffs auf die Long-COVID-Risiken als auch die direkten und indirekten Effekte der Impfung zu bewerten. Diese Methode ermöglicht es, den Einfluss der Impfung zu quantifizieren, ohne durch mögliche Verzerrungen aufgrund von Infektionsstatus-Bedingungen belastet zu sein.
Zudem wurden Computeralgorithmen genutzt, um Long COVID anhand spezifischer Symptome und Krankheitscluster zu definieren. Die Datenbasis umfasste pädiatrische Populationen aus unterschiedlichen Versorgungseinrichtungen, wodurch eine breite repräsentative Stichprobe sichergestellt wurde.
Zentrale Ergebnisse
Die Studie fand heraus, dass die BNT162b2-Impfung während der Delta-Periode einen hohen Schutz vor Long COVID bot, während die Wirksamkeit in der Omikron-Periode moderater ausfiel. Dieser Rückgang ist auf die höhere Übertragbarkeit und geringere Schwere der Omikron-Varianten sowie die allgemein niedrigere Impfeffektivität zurückzuführen.
Die Analyse ergab, dass der Hauptvorteil der Impfung in der Verhinderung von Infektionen liegt. Infektionen nach einer Impfung hatten ein ähnliches Risiko für Long COVID wie Infektionen bei Ungeimpften. Die direkte Schutzwirkung der Impfung gegen die Entwicklung von Long COVID über die Infektionsverhinderung hinaus war dagegen begrenzt.
Bedeutung für den öffentlichen Gesundheitssektor
Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, SARS-CoV-2-Infektionen durch Impfprogramme weiterhin zu minimieren. Besonders die pädiatrische Bevölkerung profitiert von einer Impfung nicht nur durch den Schutz vor akuten Infektionen, sondern auch durch die Reduzierung des Risikos für langfristige gesundheitliche Folgen.
Zudem liefert die Studie wichtige Erkenntnisse für die weitere Forschung. Sie zeigt, dass bisherige Studien, die den Infektionsstatus als Basis für die Bewertung der Impfwirkung auf Long COVID nutzten, möglicherweise Verzerrungen aufwiesen. Die hier angewandte Mediationsanalyse bietet einen präziseren Ansatz.
Fazit
Die BNT162b2-Impfung bietet signifikanten Schutz vor Long COVID bei Kindern und Jugendlichen, vor allem durch die Verhinderung von SARS-CoV-2-Infektionen. Diese Ergebnisse betonen die Bedeutung von Impfstrategien als zentrale Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie und ihrer Langzeitfolgen.
Die Studie stellt einen wichtigen Meilenstein dar, indem sie neue Erkenntnisse für eine gezielte Prävention von Long COVID in der jungen Bevölkerung liefert. Weitere Forschungen sind notwendig, um die Auswirkungen von Impfungen gegen neue Virusvarianten und langfristige Effekte weiterhin zu bewerten.
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