· 

Gefährdete Kindheiten in der Schweiz: Das Magazin terra cognita 40 fordert Paradigmenwechsel

DMZ – GESELLSCHAFT/ MM ¦ AA ¦ 

 

Bern – Geflüchtete Kinder und Jugendliche, Sans-Papiers-Kinder, junge Menschen in Nothilfezentren und versteckte Kinder von Saisonarbeitenden – die Liste derjenigen, die aufgrund ihrer Migrationsgeschichte in der Schweiz besonderen Risiken ausgesetzt sind, ist lang. Das neue Magazin terra cognita 40 der Eidgenössischen Migrationskommission (EKM) beleuchtet die prekären Lebensbedingungen dieser Kinder und ruft zu einem Umdenken in der Asyl- und Migrationspolitik auf. Die zentrale Botschaft: Das Kindeswohl und die Rechte aller Kinder müssen Vorrang haben – unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus.

 

Zwischen Schutzbedürftigkeit und gesellschaftlicher Marginalisierung

Kinder und Jugendliche im Kontext von Flucht und Migration stehen vor enormen Herausforderungen: Der Alltag in Kollektivunterkünften, die ständige Angst vor Entdeckung oder die Diskriminierung durch die Gesellschaft wirken sich tiefgreifend auf ihre psychische und physische Gesundheit aus. Ein Beispiel verdeutlicht die Tragweite: Ein vierjähriges Kind, das zwei Jahre in einem Asylzentrum verbringt, erlebt die Hälfte seines bisherigen Lebens in einer von Unsicherheit und Konflikten geprägten Umgebung.

 

terra cognita 40 zeigt in wissenschaftlichen Analysen und Erfahrungsberichten auf, wie die aktuelle Migrations- und Asylpolitik das Leben dieser Kinder und Jugendlichen beeinflusst. Dabei wird auch die historische Dimension beleuchtet, etwa der kinderrechtswidrige Umgang mit Saisonnier-Kindern in der Vergangenheit, sowie neueste politische Debatten, wie Einschränkungen beim Familiennachzug.

 

Ansätze für Schutz und Integration

Das Magazin stellt Initiativen und Projekte vor, die darauf abzielen, den betroffenen Kindern Perspektiven zu bieten. Dazu gehören sozialpädagogische Ansätze, die Förderung von Peer-to-Peer-Projekten für unbegleitete Minderjährige oder die Entwicklung von Schutzkonzepten durch Behörden und die Zivilgesellschaft. Diese Projekte betonen, dass Kinder nicht nur grundlegende Bedürfnisse wie Nahrung und Unterkunft haben, sondern auch Zugehörigkeit, Anerkennung und Sicherheit brauchen, um sich gesund entwickeln zu können.

 

Kindeswohl statt migrationspolitischer Interessen

Die Beiträge in terra cognita 40 zeichnen ein klares Bild: Kinder im Migrationskontext werden oft auf ihre Rolle als „Anhänge“ ihrer Eltern reduziert. Ihre Rechte werden ignoriert, ihre Potenziale übersehen, und ihre Bedürfnisse bleiben vielfach unbeachtet. Diese Vernachlässigung hat langfristige Konsequenzen – nicht nur für die Kinder selbst, sondern auch für die Gesellschaft, die die Folgekosten von Perspektivlosigkeit und fehlender Integration trägt.

 

Die EKM fordert deshalb einen grundlegenden Paradigmenwechsel in der Migrationspolitik. Kinder, die innerhalb der Schweiz leben, unabhängig von ihrem rechtlichen Status, dürfen nicht länger Opfer von migrationspolitischen Zielkonflikten sein. Ihr Schutz und ihre Rechte müssen im Zentrum aller politischen Überlegungen stehen.

 

Ein Appell für die Zukunft

Mit terra cognita 40 erinnert die EKM daran, dass das Wohl der Kinder nicht als Nebenprodukt migrationspolitischer Aushandlungen betrachtet werden darf. Stattdessen ist es eine gesellschaftliche und staatliche Verpflichtung, allen Kindern ein sicheres, gesundes und förderliches Umfeld zu bieten. Denn die Frage, wie eine Gesellschaft mit den Schwächsten umgeht, ist letztlich ein Maßstab für ihre Menschlichkeit.

 

 

 

Herausgeber

Eidgenössische Migrationskommission

http://www.ekm.admin.ch


Fehler- und Korrekturhinweise

Wenn Sie einen Fehler entdecken, der Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollte, teilen Sie ihn uns bitte mit, indem Sie an intern@mittellaendische.ch schreiben. Wir sind bestrebt, eventuelle Fehler zeitnah zu korrigieren, und Ihre Mitarbeit erleichtert uns diesen Prozess erheblich. Bitte geben Sie in Ihrer E-Mail die folgenden Informationen sachlich an:

  • Ort des Fehlers: Geben Sie uns die genaue URL/Webadresse an, unter der Sie den Fehler gefunden haben.
  • Beschreibung des Fehlers: Teilen Sie uns bitte präzise mit, welche Angaben oder Textpassagen Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollten und auf welche Weise. Wir sind offen für Ihre sinnvollen Vorschläge.
  • Belege: Idealerweise fügen Sie Ihrer Nachricht Belege für Ihre Aussagen hinzu, wie beispielsweise Webadressen. Das erleichtert es uns, Ihre Fehler- oder Korrekturhinweise zu überprüfen und die Korrektur möglichst schnell durchzuführen.

Wir prüfen eingegangene Fehler- und Korrekturhinweise so schnell wie möglich. Vielen Dank für Ihr konstruktives Feedback!


 

Unterstützen Sie uns jetzt!

Seit unserer Gründung steht die DMZ für freien Zugang zu Informationen für alle – das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Wir möchten, dass jeder Mensch kostenlos faktenbasierte Nachrichten erhält, und zwar wertfrei und ohne störende Unterbrechungen.

Unser Ziel ist es, engagierten und qualitativ hochwertigen Journalismus anzubieten, der für alle frei zugänglich ist, ohne Paywall. Gerade in dieser Zeit der Desinformation und sozialen Medien ist es entscheidend, dass seriöse, faktenbasierte und wissenschaftliche Informationen und Analysen für jedermann verfügbar sind.

Unsere Leserinnen und Leser machen uns besonders. Nur dank Ihnen, unserer Leserschaft, existiert die DMZ. Sie sind unser größter Schatz.

Sie wissen, dass guter Journalismus nicht von selbst entsteht, und dafür sind wir sehr dankbar. Um auch in Zukunft unabhängigen Journalismus anbieten zu können, sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen.

Setzen Sie ein starkes Zeichen für die DMZ und die Zukunft unseres Journalismus. Schon mit einem Beitrag von 5 Euro können Sie einen Unterschied machen und dazu beitragen, dass wir weiterhin frei berichten können.

Jeder Beitrag zählt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!


Kommentar schreiben

Kommentare: 0