DMZ – WISSENSCHAFT ¦ A.Aeberhard
Long COVID, auch bekannt als Post-COVID-19-Zustand (PCC), betrifft rund 30 % der COVID-19-Überlebenden, selbst zwei Jahre nach der Infektion. Die Erkrankung wird durch anhaltende Symptome definiert, die mindestens zwölf Wochen nach einer akuten Infektion auftreten und nicht durch andere Ursachen erklärt werden können. Betroffene leiden unter vielfältigen Beschwerden, die ihre Lebensqualität sowie ihre Fähigkeit, alltägliche Aufgaben zu bewältigen oder beruflich tätig zu sein, erheblich einschränken.
Eine neue Analyse der DigiHero-Studie, einer bevölkerungsbasierten Kohortenstudie in Deutschland, liefert wertvolle Einblicke in die Faktoren, die die Erholung von PCC beeinflussen. Dabei standen insbesondere der Einfluss von Virusvarianten und Impfstatus im Fokus.
Virusvarianten beeinflussen Genesung
Die Ergebnisse zeigen, dass die Erholung von PCC stark von der dominierenden Virusvariante zum Zeitpunkt der Infektion abhängt. Während sich nur 26,1 % der an PCC erkrankten Personen, die sich mit dem ursprünglichen SARS-CoV-2-Wildtyp infizierten, innerhalb eines Jahres erholten, lag dieser Anteil bei der Omikron-Variante bei 43,9 %. Auch bei der Delta-Variante war die Genesungsrate mit 35,9 % deutlich höher als bei älteren Virusvarianten.
Diese Unterschiede könnten darauf hinweisen, dass neuere Virusvarianten nicht nur mit einem geringeren Risiko für die Entwicklung von PCC, sondern auch mit einer schnelleren Erholung verbunden sind.
Impfstatus allein kein signifikanter Einflussfaktor
Zu Beginn der Analyse schien der Impfstatus eine Rolle bei der Genesung zu spielen: Personen mit zwei oder mehr Impfdosen erholten sich schneller von PCC als ungeimpfte. Doch bei Berücksichtigung der Virusvariante verschwand dieser Effekt. Das deutet darauf hin, dass die Virusvariante der entscheidende Faktor für die Erholung ist, während der Impfstatus vor allem indirekt über eine Verringerung des Schweregrads der akuten Infektion Einfluss nimmt.
Weitere Einflussfaktoren
Neben der Virusvariante war der Verlauf der akuten COVID-19-Erkrankung ein entscheidender Faktor. Personen mit einem milden Verlauf erholten sich schneller als jene, die eine moderate oder schwere Erkrankung durchliefen. Zudem zeigte die Analyse, dass Frauen und ältere Menschen tendenziell langsamer genesen als Männer und jüngere Personen.
Langfristige Perspektiven
Die Studie zeigte, dass 37 % der Betroffenen innerhalb eines Jahres genesen und weitere 6 % innerhalb des zweiten Jahres. Danach nimmt die Wahrscheinlichkeit einer Genesung jedoch stark ab, was darauf hindeutet, dass PCC in vielen Fällen eine chronische Erkrankung darstellt.
Bedeutung der Ergebnisse
Die Ergebnisse der DigiHero-Studie unterstreichen die Bedeutung der Virusvariante als zentralen Einflussfaktor für die PCC-Erholung. Sie verdeutlichen zugleich, dass Impfungen zwar das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs und damit indirekt auch das PCC-Risiko senken, jedoch keinen direkten Effekt auf die Genesung haben.
Weitere Forschung ist erforderlich, um gezielte Behandlungsstrategien für PCC zu entwickeln und die Auswirkungen auf Betroffene zu mildern. Gleichzeitig bleibt es entscheidend, COVID-19-Infektionen durch Impfungen und Präventionsmaßnahmen einzudämmen, um das Risiko von Langzeiterkrankungen zu minimieren.
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