· 

CH: Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz: Neue Studie zeigt Ausmaß und dringenden Handlungsbedarf

DMZ – GESELLSCHAFT/ MM ¦ AA ¦ 

 

Bern – Trotz zahlreicher Präventionsmaßnahmen bleibt sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz in der Schweiz ein weit verbreitetes und gravierendes Problem. Laut einer neuen Studie des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) und des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) haben ein Drittel der Arbeitnehmenden sexuelle Belästigung erlebt. Besonders alarmierend: Mehr als die Hälfte der Befragten berichtete von sexistischen oder sexuellen Verhaltensweisen. Frauen, junge Berufstätige und Auszubildende sind überdurchschnittlich stark betroffen.

 

Die Studie, die als Teil der Gleichstellungsstrategie 2030 veröffentlicht wurde, hebt hervor, dass Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet sind, Schutzmaßnahmen zu ergreifen – ein Anspruch, der in der Realität oft unzureichend umgesetzt wird.

 

Weit verbreitete Belästigung trotz gesetzlicher Verbote

Sexuelle Belästigung wird in der Schweiz als Diskriminierung aufgrund des Geschlechts eingestuft und ist im Gleichstellungsgesetz ausdrücklich verboten. Die aktuelle Untersuchung baut auf einer früheren Studie von 2008 auf und erfasst ein breites Spektrum an Verhaltensweisen – von sexistischen Witzen und obszönen Gesten bis hin zu schwerwiegenden Übergriffen.

 

Die Ergebnisse sind ernüchternd:

  • 33 % der Arbeitnehmenden haben sexuelle Belästigung im Laufe ihres Erwerbslebens erlebt.
  • Frauen sind mit 44 % deutlich häufiger betroffen als Männer (17 %).
  • 52 % der Befragten gaben an, mindestens eine sexistische oder sexuelle Verhaltensweise erlebt zu haben.

Insbesondere jüngere Frauen zwischen 16 und 25 Jahren sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Ein Drittel von ihnen berichtete über Vorfälle allein in den letzten zwölf Monaten. Betroffen sind häufig Branchen mit intensiven Kundenkontakten wie Gastronomie, Gesundheitswesen und Banken.

 

Fehlende Prävention und Lücken im Wissen

Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet, Maßnahmen zur Prävention und Intervention zu etablieren. Dennoch verfügen 20 % der Betriebe über keinerlei solche Strukturen. Viele Unternehmen nehmen sexuelle Belästigung zwar ernst, doch die Studie zeigt, dass sowohl Arbeitgebende als auch Arbeitnehmende oft unzureichend über ihre Rechte und Pflichten informiert sind.

 

Empfehlungen und Maßnahmen

Die Studie fordert eine verstärkte Sensibilisierung und Aufklärung sowie klare betriebliche Strukturen, um Betroffene zu ermutigen, Vorfälle zu melden. Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen gehören:

  • Überarbeitung und Aktualisierung von Informations- und Schulungsunterlagen.
  • Branchenübergreifende Leitlinien zur Prävention und Intervention.
  • Klare Ansprechpartner und Prozesse innerhalb von Unternehmen.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Schutz vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz nicht nur eine rechtliche, sondern auch eine gesellschaftliche Verantwortung darstellt. EBG und SECO kündigten an, ihre Unterstützungsangebote auszubauen und diese im kommenden Jahr zu publizieren.

 

> Vollständige Studie


Fehler- und Korrekturhinweise

Wenn Sie einen Fehler entdecken, der Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollte, teilen Sie ihn uns bitte mit, indem Sie an intern@mittellaendische.ch schreiben. Wir sind bestrebt, eventuelle Fehler zeitnah zu korrigieren, und Ihre Mitarbeit erleichtert uns diesen Prozess erheblich. Bitte geben Sie in Ihrer E-Mail die folgenden Informationen sachlich an:

  • Ort des Fehlers: Geben Sie uns die genaue URL/Webadresse an, unter der Sie den Fehler gefunden haben.
  • Beschreibung des Fehlers: Teilen Sie uns bitte präzise mit, welche Angaben oder Textpassagen Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollten und auf welche Weise. Wir sind offen für Ihre sinnvollen Vorschläge.
  • Belege: Idealerweise fügen Sie Ihrer Nachricht Belege für Ihre Aussagen hinzu, wie beispielsweise Webadressen. Das erleichtert es uns, Ihre Fehler- oder Korrekturhinweise zu überprüfen und die Korrektur möglichst schnell durchzuführen.

Wir prüfen eingegangene Fehler- und Korrekturhinweise so schnell wie möglich. Vielen Dank für Ihr konstruktives Feedback!


 

Unterstützen Sie uns jetzt!

Seit unserer Gründung steht die DMZ für freien Zugang zu Informationen für alle – das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Wir möchten, dass jeder Mensch kostenlos faktenbasierte Nachrichten erhält, und zwar wertfrei und ohne störende Unterbrechungen.

Unser Ziel ist es, engagierten und qualitativ hochwertigen Journalismus anzubieten, der für alle frei zugänglich ist, ohne Paywall. Gerade in dieser Zeit der Desinformation und sozialen Medien ist es entscheidend, dass seriöse, faktenbasierte und wissenschaftliche Informationen und Analysen für jedermann verfügbar sind.

Unsere Leserinnen und Leser machen uns besonders. Nur dank Ihnen, unserer Leserschaft, existiert die DMZ. Sie sind unser größter Schatz.

Sie wissen, dass guter Journalismus nicht von selbst entsteht, und dafür sind wir sehr dankbar. Um auch in Zukunft unabhängigen Journalismus anbieten zu können, sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen.

Setzen Sie ein starkes Zeichen für die DMZ und die Zukunft unseres Journalismus. Schon mit einem Beitrag von 5 Euro können Sie einen Unterschied machen und dazu beitragen, dass wir weiterhin frei berichten können.

Jeder Beitrag zählt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!


Kommentar schreiben

Kommentare: 0