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Die Datenlage zur Corona-Pandemie ist vollkommen eindeutig – man muss sie nur verstehen

DMZ –  POLITIK ¦ Dirk Specht ¦      

KOMMENTAR

 

Es ist fast schon tragisch, wie viele Menschen bis heute an absurden Theorien zu Covid19 festhalten und sich zunehmend bis in abwegige Verschwörungstheorien verabschieden. Diese Szene scheint eher größer zu werden und interessanterweise fühlt sie sich sogar durch welche „Fakten“ auch immer bestätigt – zuletzt die „RKI-Files“.

 

Konzepte dieser Desinformationsgebilde sind dieselben geblieben: Man arbeitet sich an Behauptungen ab, die gar nicht getroffen wurden. Beispiele sind angeblich komplett sichere Impfstoffe und verheimlichte Impfschäden. Ebenso „wissenschaftlich“ abgesicherte Maßnahmen, von Masken bis zu Lockdowns. Auf der politischen Ebene werden Einzelpersonen oder Institutionen mit angeblich unfassbarer Entscheidungsgewalt dargestellt. Besonders widerlich, den Begriff erlaube ich mit als professioneller Datenanalyst, sind irgendwelche zurecht gebogenen oder schlicht gelogenen Statistiken mit irgendwelchen Datensammlungen aus bevorzugt nationaler Quelle.

 

Dabei ist die Sachlage gerade bei dieser Pandemie überwältigend klar, denn es wurden in historisch niemals erreichter Qualität und Quantität global über einige Jahre Daten aggregiert, deren Analyse unwiderlegbar ist. Man muss nur verstehen, was damit möglich ist und was nicht. Damit sind wir bei dem Verständnis von Wahrscheinlichkeiten, die nun mal aus besonders großen Datenmengen besonders gut feststellbar sind. Die Abarbeitung an irgendwelchen absoluten Aussagen über die Wirkung von Impfstoffen oder Pandemiemaßnahmen ist der entscheidende, oft wohl absichtliche Fehler, denn alle Wirkungen und Nebenwirkungen sind schlicht Quoten, die auf keine Einzelperson, keine Einzelmaßnahme und auch kein einzelnes Land übertragbar sind, sondern letztlich nur auf die Gesamtheit. Insofern kann im Einzelfall jeder Impfstoff versagen, er kann Schäden hervorrufen und jede Maßnahme kann scheitern, von einer Maske bis zu einem Lockdown.

 

Die Kritik an der Politik ist dabei eine andere Ebene, denn ausdrücklich ist es Stand der Wissenschaft, dass man das optimale Management einer Pandemie nicht „berechnen“ kann, dass es gar kein Optimum gibt, sondern politisch/gesellschaftliche Entscheidungen zwingend sind. Die sind in Deutschland übrigens unstrittig durch viele Gremien, Kompromissversuche sowie ständig wechselnde Strategien gekennzeichnet. Damit ist Deutschland besser gefahren, als andere, wenngleich es Länder wie Südkorea oder Japan gibt, die das weitaus besser machten. Die Bewertung ist also eine Frage nach dem Vergleichsobjekt. Ich persönlich fand das suboptimal, aber das kann man sogar durchaus anders sehen.

 

Was aber Fakt bleibt: Es gibt über einige Jahre global erhobene Milliarden an Daten über Infektionen, Hospitalisierungen, applizierte Impfdosen und zwar über alle politischen Systeme, Regierungen, gesellschaftliche Strukturen und Pandemie-Strategien. Wer da glaubt, das sei alles gelogen, unterdrückt, verschwiegen, viele Milliarden Infektionen hätten nicht stattgefunden und mehrere Milliarden Impfdosen hätten gewaltige Schäden erzeugt, die alle unter den Teppich gekehrt werden, der hat sich von einer normalen intellektuellen Wahrnehmung verabschiedet.

 

Dass so eine Pandemie, die aus vielen Gründen historisch einmalig schnell über den gesamten Globus lief, gewaltige Schäden erzeugt, ist unvermeidbar. Wer die nun auflistet, von den negativen Folgen der Pandemiemaßnahmen bis zu Impfschäden, darf zurecht fragen, ob es besser möglich gewesen wäre. Eine sogar dringend erforderliche und willkommene Frage, gerade wegen der politisch/gesellschaftlichen Folgen. Wer aber aus der unstrittigen Tatsache, dass es Schäden gab, Rückschlüsse bis zu globalen Verschwörungsnetzwerken schließt, der will nicht aufklären, sondern irgendeine andere Agenda verfolgen.

 

Die Seite „Our World in Data“ hat die globalen Daten stets hervorragend aggregiert und aufbereitet. Ich habe mich schon während der Pandemie gefragt, warum so viele Analysen aus nationalen Daten entwickelt wurden, die bekanntlich aufgrund unseres Digitalisierungsrückstands eher schlecht waren. Das ist methodisch überhaupt nicht begründbar. Ein seriöser Analyst kann dermaßen gute Datenquellen nicht ignorieren und sich auf eine viel kleinere, qualitativ zudem schlechtere begrenzen.

OWiD hat gestern einen neuen Report veröffentlicht und die Daten nochmals aktualisiert. Sehr lesenswerte Dossiers, hier nur als Beispiel die Daten einer Studie von Watson et al., die sich mit den Übersterblichkeiten und Impfwellen (ein besonders beliebtes Fälschungsthema!) befasste. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass die Impfungen viele Millionen Menschenleben gerettet haben, schwere Verläufe und LongCovid-Fälle gar nicht inkludiert.

 

Wer ehrliches Interesse an einer Aufklärung dieser Zeit hat, sollte sich vor politisch aufgeladenen subversiven Quellen unbedingt hüten. Es gibt eine sehr aktive Wissenschaft zu dem Thema, die nun überwiegend sogar in Ruhe arbeiten kann. OWiD ist nur eine von mehreren Quellen, die so etwas zusammenführen. Wer sich unabhängig informieren will, kann das herausragend einfach tun!


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