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CH: Berufliche Vorsorge: Mehr Kapitalbeziehende, weniger Neurentnerinnen und Neurentner

DMZ – GESELLSCHAFT/ MM ¦ AA ¦ 

 

Die berufliche Vorsorge (2. Säule) in der Schweiz steht vor einer bemerkenswerten Entwicklung: Im Jahr 2023 ging die Zahl der Personen, die erstmals eine Rente aus der 2. Säule beziehen, deutlich zurück, während die Kapitalbezüge weiter an Beliebtheit gewinnen. Diese Trends offenbart die jüngste Neurentenstatistik des Bundesamtes für Statistik (BFS).

 

Rückgang bei neuen Renten

Die Zahl der Personen, die 2023 erstmals eine Rente aus der beruflichen Vorsorge erhielten, sank auf 41 900 – ein Rückgang gegenüber den 45 300 im Vorjahr. Der Medianbetrag der monatlichen Renten betrug bei Frauen 1 198 Franken und bei Männern 2 058 Franken. Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede spiegeln sich in den Erwerbsbiografien wider: Frauen arbeiten häufiger Teilzeit oder unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit aus familiären Gründen. Dies, gepaart mit dem nach wie vor bestehenden Lohngefälle zwischen den Geschlechtern, führt zu niedrigeren Rentenansprüchen.

 

Zunahme der Kapitalbezüge

Im Gegensatz dazu stieg die Zahl der Personen, die Kapitalleistungen beziehen, auf 67 600, ein Anstieg von 7 % im Vergleich zu 2022. Auch hier zeigen sich geschlechtsspezifische Unterschiede: Männer erhielten einen Medianbetrag von 190 000 Franken, während Frauen im Durchschnitt 76 365 Franken bezogen. Besonders hohe Kapitalleistungen wurden nach Erreichen des gesetzlichen Rentenalters ausbezahlt – mit Medianbeträgen von 91 472 Franken für Frauen und 190 188 Franken für Männer.

 

Wandel im Vorsorgeverhalten

Die Statistik zeigt einen signifikanten Trend: Während 2022 die Mehrheit der neuen Beziehenden ausschließlich eine Rente wählte, hat sich dies 2023 erstmals zugunsten von Kapitalbezügen verschoben. 41 % der Neubeziehenden entschieden sich für eine vollständige Kapitalleistung, 40 % für eine ausschließliche Rente und 19 % für eine Kombination aus beiden. Männer neigen stärker zu Kapitalbezügen (42 %) als Frauen (41 %), bei denen weiterhin die Rente dominiert (45 %).

 

Dieser Wandel wirft Fragen auf: Die Entscheidung für eine Kapitalleistung bietet Flexibilität, birgt jedoch finanzielle Risiken, etwa durch unvorhergesehene Lebensumstände oder Fehleinschätzungen bei der langfristigen Vermögensverwaltung.

 

Gesellschaftliche Implikationen

Die ungleichen Vorsorgeleistungen zwischen Frauen und Männern verdeutlichen strukturelle Herausforderungen. Frauen übernehmen weiterhin den Grossteil der unbezahlten Haus- und Familienarbeit, was ihre finanzielle Absicherung im Alter schwächt. Reformen in der Altersvorsorge und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf könnten hier Abhilfe schaffen.

 

Die Ergebnisse des BFS liefern wichtige Impulse für die Diskussion über die Zukunft der Altersvorsorge in der Schweiz – insbesondere im Hinblick auf die Wahlfreiheit zwischen Rente und Kapital.

 

Fazit

Die berufliche Vorsorge zeigt einen tiefgreifenden Wandel: Mehr Kapitalbezüge und weniger Neurentnerinnen und Neurentner sind Ausdruck individueller Präferenzen und gesellschaftlicher Entwicklungen. Doch dieser Wandel erfordert eine sorgfältige Auseinandersetzung mit den finanziellen und sozialen Risiken, um eine nachhaltige Altersvorsorge für alle Generationen sicherzustellen. 

 

 

 

Herausgeber

Bundesamt für Statistik

http://www.statistik.admin.ch 


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