DMZ – ARBEITSWELT / MM ¦ AA ¦
Bern – Der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern in der Schweiz hat sich im Jahr 2022 weiter verringert, bleibt jedoch nach wie vor signifikant. Dies zeigen die neuesten Daten der Schweizerischen Lohnstrukturerhebung des Bundesamts für Statistik (BFS). Im Durchschnitt verdienten Frauen 16,2 % weniger als Männer – ein Rückgang gegenüber 18,0 % im Jahr 2020 und 19,0 % im Jahr 2018.
Rückgang über alle Wirtschaftssektoren hinweg
Sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor zeigen sich Verbesserungen. Im privaten Sektor lag die Lohndifferenz 2022 bei 17,5 % (2020: 19,5 %), während sie im öffentlichen Sektor bei 13,8 % (2020: 15,1 %) verzeichnet wurde. Besonders auffällig ist, dass die Unterschiede in bestimmten Branchen stark variieren: Während sie im Gastgewerbe bei vergleichsweise moderaten 7,6 % lagen, erreichten sie im Kredit- und Versicherungsgewerbe alarmierende 29,4 %.
Strukturelle Unterschiede und unerklärte Anteile
Ein Teil der Lohnunterschiede lässt sich durch strukturelle Faktoren wie Bildungsniveau, Berufserfahrung oder Führungsverantwortung erklären. Dennoch bleibt ein beachtlicher Anteil der Differenzen unerklärt. Im Jahr 2022 waren 48,2 % der Lohnunterschiede in der Gesamtwirtschaft nicht durch solche Faktoren begründbar – ein leichter Anstieg im Vergleich zu 47,8 % im Jahr 2020.
Besonders besorgniserregend ist der unerklärte Anteil in monetären Zahlen: In der Gesamtwirtschaft entsprach dieser 657 Franken brutto pro Monat (2020: 717 Franken). In der Kredit- und Versicherungsbranche summierte sich der unerklärte Anteil sogar auf 1274 Franken monatlich, während er im Gastgewerbe bei 142 Franken lag.
Einfluss von Unternehmensgröße und Hierarchiestufe
Die Analyse zeigt, dass kleinere Unternehmen nach wie vor größere unerklärte Lohnunterschiede aufweisen. In Betrieben mit weniger als 20 Mitarbeitenden waren 55,3 % der Differenzen unerklärt, während dieser Anteil in großen Unternehmen mit über 1000 Mitarbeitenden bei 40,5 % lag. Interessanterweise verringert sich der unerklärte Anteil mit steigender Hierarchiestufe: Während er bei Arbeitnehmenden ohne Führungsfunktion 82,8 % betrug, lag er im oberen Kader bei 50,5 %.
Fazit und Handlungsbedarf
Die Daten verdeutlichen Fortschritte bei der Verringerung der Lohndifferenzen zwischen den Geschlechtern, zeigen aber zugleich, dass strukturelle und unerklärte Diskriminierungen weiterhin bestehen. Insbesondere der hohe unerklärte Anteil erfordert gezielte Maßnahmen seitens Politik und Wirtschaft, um Lohngerechtigkeit zu fördern.
Die Fortschritte sind ermutigend, doch sie zeigen auch, wie viel noch zu tun bleibt, um die Lücke endgültig zu schließen. Es bedarf klarer Transparenzregeln und einer konsequenten Überprüfung von Lohnsystemen, damit gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit zur Realität wird.
Herausgeber
Bundesamt für Statistik
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