DMZ – POLITIK ¦ Anton Aeberhard ¦
Das britische Unterhaus plant, Elon Musk vorzuladen, um seine Plattform X (ehemals Twitter) hinsichtlich ihrer Rolle bei den Sommerunruhen in Großbritannien und der Verbreitung von Desinformation zu beleuchten. Dies ist Teil einer umfassenden Untersuchung durch den Ausschuss für Wissenschaft und Technologie, der sich auch mit dem Einfluss von sozialen Medien auf die Verbreitung schädlicher Inhalte beschäftigt.
Neben Musk sollen Führungskräfte von Meta (Betreiber von Facebook und Instagram) und TikTok vor dem Ausschuss erscheinen. Ziel ist es, die Auswirkungen von Algorithmen und generativer KI auf die Verbreitung von Falschinformationen und schädlichen Inhalten zu analysieren. Der Vorsitzende des Ausschusses, die Labour-Abgeordnete Chi Onwurah, erklärte: „Musk hat klare Ansichten zur Meinungsfreiheit, die jedoch oft im Widerspruch zur Verbreitung von Desinformation stehen. Es wäre äußerst interessant, ihn dazu zu befragen.“
Hintergrund: Desinformation und KI-generierte Inhalte
Im Zentrum der Untersuchungen stehen Vorfälle im Zusammenhang mit den Unruhen in Southport im vergangenen Sommer. Nach der Ermordung von drei Schülerinnen kursierten auf sozialen Medien KI-generierte Bilder und Falschmeldungen, die zu islamfeindlichen Protesten aufriefen. Plattformen wie X und Facebook wurden dafür kritisiert, diese Inhalte nicht ausreichend reguliert zu haben. Ofcom, die britische Kommunikationsaufsichtsbehörde, stellte fest, dass einige Plattformen gezielt genutzt wurden, um Hassbotschaften zu verbreiten und Gewalt gegen religiöse und ethnische Gruppen zu provozieren.
Ein besonders schwerwiegender Fall betrifft einen Beitrag einer Nutzerin, die auf X zur Brandstiftung an Unterkünften für Asylsuchende aufrief. Obwohl die Autorin wegen Anstiftung zu Rassenhass verurteilt wurde, entschied X, dass der Beitrag nicht gegen die eigenen Richtlinien verstoße.
Musk und die britische Regierung
Musk, der sich zunehmend politisch positioniert, hat eine angespannte Beziehung zur britischen Regierung. Nachdem er im September nicht zu einem internationalen Investitionsgipfel eingeladen wurde, äußerte er öffentlich Kritik an Premierminister Keir Starmer und dessen Regierung. In den sozialen Medien machte Musk kontroverse Aussagen, darunter die Vorhersage eines „unvermeidlichen Bürgerkriegs“ während der Southport-Unruhen.
Der Labour-Politiker Peter Mandelson rief unterdessen dazu auf, den Konflikt mit Musk zu entschärfen. „Es wäre unklug, jemanden wie ihn zu ignorieren, der ein technologisches und industrielles Phänomen darstellt“, sagte Mandelson in einem Podcast.
Maßnahmen gegen Desinformation
Die britische Regierung steht unter Druck, die neuen Regeln des Online Safety Act umzusetzen, die im nächsten Monat veröffentlicht werden sollen. Diese verpflichten soziale Medien dazu, illegale Inhalte wie Aufrufe zur Gewalt aktiv zu verhindern und Sicherheitsrisiken durch ihre Algorithmen zu minimieren.
Währenddessen verliert X zunehmend Nutzer an die neue Plattform Bluesky, die sich als Alternative für diejenigen etabliert, die sich von X’s Umgang mit Desinformation und umstrittenen Persönlichkeiten wie Tommy Robinson und Andrew Tate distanzieren wollen.
Der Einfluss generativer KI
Ein weiterer Fokus der Untersuchung liegt auf der Rolle generativer KI, die auf Plattformen wie Google eingesetzt wird. Kürzlich wurden KI-generierte Suchergebnisse kritisiert, weil sie rassistische und falsche Informationen verbreiteten. Google erklärte, diese Inhalte hätten gegen die Richtlinien verstoßen und seien entfernt worden.
Die Anhörungen im Ausschuss sollen im kommenden Jahr beginnen und aufzeigen, wie soziale Medien und KI zur Verbreitung von Fehlinformationen beitragen und welche Maßnahmen erforderlich sind, um derartige Entwicklungen einzudämmen.
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