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Günstig einkaufen – eine Fallstudie

DMZ – SATIRE ¦ Ruedi Stricker ¦      

 

Erste Runde

„Wie steht es mit dem Rabatt?“

„Vier Prozent könnte ich Ihnen schon geben.“

„Einem Bekannten von mir haben Sie kürzlich fünf gegeben. Wollen Sie mich diskriminieren, weil ich keinen Schweizerpass habe?“

„Wer ist denn Ihr Bekannter?“

„Spielt es für Ihre Kalkulation eine Rolle, woher jemand kommt?“

„Nein, natürlich nicht. Wir behandeln alle Kunden gleich. Selbstverständlich bekommen Sie die fünf Prozent auch.“

„Fünf Komma zwei, um genau zu sein. Wenn mein Bekannter einverstanden ist, gebe ich Ihnen nächste Woche seinen Namen bekannt.“

 

Zweite Runde

„Dann ist das also o.k.?

„Meine Frau hat gesagt, sie hätte lieber einen Dachträger als den Skisack. Wir haben drei Kinder, die brauchen Platz.“

„Kein Problem, dann notiere ich Ihnen noch den Dachträger.“ Wir haben grad eine Aktion für zweihundertneunundzwanzig Franken.“

„Nein, ich möchte den nicht zusätzlich kaufen. Sondern als Ersatz für den Skisack.“

„Das geht nicht, der Skisack ist serienmässig dabei. Wir können den höchstens gratis demontieren, wenn er Ihnen im Weg ist.“

„Was kann ich dafür, dass ich drei Kinder habe? Wenn ich die nicht hätte, würde ich das Cabrio dort drüben kaufen.“

„Ich könnte ihnen für den Dachträger nochmals dreissig Prozent auf den Aktionspreis anbieten.“

„Nein, ich bin kein Krämer. Wir vergessen die Sache und bleiben Freunde.“

„Also gut, der Dachträger ist dabei. Wir sind schließlich ein familienfreundliches Unternehmen.“

 

Dritte Runde

„Dann können wir das so machen?“

„Wann wird der Wagen denn geliefert?

„Sie können ihn in einer Woche abholen, er steht in der Garage drüben.“

„Ich will ihn aber erst in fünf Wochen haben.“

„Auch gut. Endlich mal ein Kunde, der warten kann. Was ist denn der Grund für Ihre Geduld?“

„Wir fahren nächste Woche nach Calabria zu meinen Eltern.“

„Aha, Sie machen dort Ferien. Und wieso mit dem alten Auto?“

„Wir fahren sicher noch drei- oder viertausend Kilometer bis zum Wechsel, und die mache ich lieber mit dem alten Auto. Und dort unten sind die Straßen miserabel.“

„Kein Problem, aber dann müssen wir beim Eintauschpreis die Mehrkilometer berücksichtigen.“

„Wieso denn das? Sie hatten doch gesagt, für diese Karre könnten Sie mir nicht mehr viel geben. Ist er denn nun plötzlich doch mehr wert?“

„Also gut, dann machen wir’s so. Aber Sie versprechen mir, keine Beulen zu machen.“

 

Vierte Runde

„So, dann wäre alles klar, oder?“

„Ich habe noch eine Frage. Wer ist bei Ihnen für die Betreuung von Großkunden zuständig?“

„Ich, warum?“

„Dann wissen Sie doch von der Flottenofferte für unsere Firma?“

„Ja, schon, wieso? Haben Sie damit zu tun?“

„Der Wagenparkchef ist mein Schwager.“

„Herr Vanoli? Ihr Schwager? Wie klein doch die Welt ist. Richten Sie ihm einen Gruß aus! Wir würden uns sehr freuen, wenn dieses Geschäft zustande käme“

„Den Gruß richte ich ihm gern aus. Wie groß Ihre Chancen auf das Geschäft sind, weiß ich allerdings nicht.“

„Wie meinen Sie das? Haben Sie mit ihm darüber gesprochen?“

„Ja, aber er weiß nichts von unserem Vorfall letztes Jahr mit meinem Wagen.“

„Ja, das war ziemlich peinlich für unser Haus. Sie werden ihm das doch bitte nicht erzählen??“

„Ich bin ein ehrlicher Mann.“

„ Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Wenn das Flottengeschäft kommt, gebe ich Ihnen nochmals zwanzig Prozent auf Ihren Neuwagen.“

„Ich lasse mich nicht schmieren. Aber wenn Sie mir jetzt aus Goodwill die zwanzig Prozent geben, die offenbar noch drin liegen, werde ich sehen, was ich machen kann.“

„Also gut, ich ziehe den Betrag hier ab. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.“

Finale

„Wenn Sie hier unterschreiben würden…“

„Haben Sie den Skonto vergessen?“

„Nein, der Betrag ist netto bei Barzahlung.“

„Mein Großvater hat mich gelehrt, dass bei Barzahlung immer was drin liegt. Das ist ein Prinzip in unserer Familie.“

„Das geht leider nicht. Ich bin Ihnen schon sehr weit entgegengekommen.“

„Entgegengekommen? Sie mir? Wer will denn hier was verkaufen?

„Was stellen Sie sich denn vor?“

„Drei Prozent.“

„Machen wir zwei?“

„Also gut. Meine Frau hat schon Recht. Sie sagt immer, ich gebe zu schnell nach.“

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