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Antibiotikaresistenzen in der Schweiz: Fortschritte und Herausforderungen

DMZ – GESUNDHEIT/ MM ¦ AA ¦ 

 

Bern – Der neue Swiss Antibiotic Resistance Report 2024 (SARR 2024) dokumentiert, dass die Schweiz im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen Fortschritte erzielt hat. Insbesondere in der Veterinärmedizin wird der Einsatz von Antibiotika weiterhin konsequent reduziert. Doch trotz ermutigender Entwicklungen bleiben Herausforderungen bestehen, vor allem im korrekten Einsatz von Antibiotika in der Humanmedizin und der Bekämpfung von Resistenzen.

 

Der Bericht, veröffentlicht durch die Bundesämter für Gesundheit (BAG), Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), Landwirtschaft (BLW) sowie Umwelt (BAFU), betont die Bedeutung einer bereichsübergreifenden Überwachung. Mensch, Tier und Umwelt sind gleichermaßen von Resistenzen betroffen, weshalb die Strategie Antibiotikaresistenzen Schweiz (StAR) den One-Health-Ansatz verfolgt.

 

Erfolge und Herausforderungen bei der Antibiotikareduktion

Seit 2014 konnte der Einsatz sogenannter kritischer Antibiotika – die besonders resistenzfördernd sind – in der Humanmedizin um 26 Prozent und in der Veterinärmedizin bei Nutztieren um beeindruckende 76 Prozent gesenkt werden. Diese Erfolge sind vor allem dem Bewusstsein und der Sorgfalt der Fachpersonen zu verdanken. Besonders in der Tiermedizin, wo Daten seit 2019 über das Informationssystem Antibiotikaverbrauch (IS ABV) erfasst werden, zeigt sich ein vorbildlicher Umgang. Hauptsächlich werden primär empfohlene Antibiotika eingesetzt, und die Einhaltung der Therapieleitfäden ist hoch.

 

Jedoch zeigt der Bericht auch Verbesserungspotenzial in der Humanmedizin. Nach der COVID-19-Pandemie ist der Antibiotikaeinsatz wieder auf das Niveau von 2019 angestiegen. Besorgniserregend ist, dass etwa 20 Prozent der Verschreibungen nicht den nationalen Leitlinien entsprechen. Hinzu kommen regionale Unterschiede: In der Deutschschweiz wird deutlich sparsamer mit Antibiotika umgegangen als in der lateinischen Schweiz.

 

Antibiotika in der Umwelt und neue Präventionsmaßnahmen

Ein weiterer Fokus des Berichts liegt auf der Umweltbelastung durch Antibiotika. Der Ausbau von Kläranlagen mit zusätzlichen Reinigungsstufen soll bis 2040 den Anteil gereinigten Abwassers von derzeit 15 auf 70 Prozent erhöhen. Auch wenn die aktuellen Antibiotikakonzentrationen in Schweizer Gewässern nach heutigem Kenntnisstand keine direkten Resistenzentwicklungen fördern, bleibt die Reduktion von Umwelteinträgen ein wichtiges Ziel.

 

Stabilisierung der Resistenzraten und neue gesetzliche Grundlagen

Die Resistenzraten haben sich in vielen Bereichen stabilisiert, doch problematische Erreger werden weiterhin engmaschig überwacht. Mithilfe moderner Methoden wie der Genomsequenzierung werden Übertragungswege besser verstanden, um gezielt entgegenzuwirken.

 

Die laufende Teilrevision des Epidemiengesetzes soll die gesetzliche Basis für eine verbesserte Überwachung, Prävention und Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen schaffen. Ziel ist auch die Förderung der Entwicklung neuer Antibiotika sowie deren Verfügbarkeit in der Schweiz.

 

Aufklärung und internationales Engagement

Im Rahmen der World Antimicrobial Resistance Awareness Week (WAAW), die vom 18. bis 24. November stattfindet, setzt die Schweiz auf Aufklärung und Sensibilisierung. Podiumsdiskussionen, Weiterbildungen und Informationskampagnen sollen sowohl Fachpersonen als auch die Bevölkerung für den bewussten Einsatz von Antibiotika gewinnen.

Eine aktuelle Bevölkerungsumfrage im Auftrag des BAG zeigt, dass die Schweizer Bevölkerung Ärztinnen und Ärzten großes Vertrauen entgegenbringt. Sie sehen diese als zentrale Akteure bei der Diagnose, Verschreibung und korrekten Anwendung von Antibiotika.

 

Fazit

Die Schweiz ist im internationalen Vergleich gut aufgestellt, doch die Bedrohung durch Antibiotikaresistenzen bleibt bestehen. Eine konsequente Umsetzung der StAR-Strategie, verstärkte Aufklärung sowie ein verantwortungsvoller Umgang mit Antibiotika durch alle Beteiligten sind essenziell, um die Wirksamkeit dieser lebenswichtigen Medikamente langfristig zu sichern.

 

 

Swiss Antibiotic Resistance Report 2024 (PDF, 9 MB)


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