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CH: Kostensteigerungen in Alters- und Pflegeheimen sowie bei Spitex-Diensten erreichen neuen Höchststand

DMZ – ARBEITSWELT/ MM ¦ AA ¦ 

 

Bern – Die Gesundheits- und Pflegedienste der Schweiz haben 2023 einen erheblichen Kostenanstieg verzeichnet, wie die neuesten Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigen. Die Gesamtkosten der Alters- und Pflegeheime stiegen um 5 Prozent und die der häuslichen Pflege (Spitex) um 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zusammengenommen beliefen sich die Ausgaben auf rund 15 Milliarden Franken, was das stärkste Wachstum der letzten zehn Jahre markiert.

 

Steigende Pflegeintensität und höhere Kosten für Heimbewohner

In Alters- und Pflegeheimen nahm der tägliche Pflegebedarf 2023 deutlich zu. Pro Bewohnerin und Bewohner wurden durchschnittlich 110 Minuten Pflege am Tag aufgewendet, ein Anstieg von 4 Prozent im Vergleich zu 2022. Auch die monatlichen Kosten für einen Aufenthalt erhöhten sich um 309 Franken und betrugen nun durchschnittlich 10.446 Franken. Trotz dieser Kostensteigerungen wiesen die Alters- und Pflegeheime im Rechnungsjahr 2023 ein Defizit von 274 Millionen Franken auf.

 

Hohe Defizite bei gemeinnützigen Anbietern, Gewinne bei privatwirtschaftlichen Unternehmen

Die Spitex-Dienste, die im vergangenen Jahr ebenfalls stark expandierten, verzeichneten Kosten von 3,3 Milliarden Franken, eine Zunahme von 7,3 Prozent. Auffällig ist dabei die finanzielle Schieflage bei gemeinnützigen und öffentlich-rechtlichen Anbietern, die mit einem Verlust von 7,5 Millionen Franken das Jahr abschlossen. Im Gegensatz dazu erwirtschafteten gewinnorientierte Spitex-Unternehmen einen Profit von 16,8 Millionen Franken, was den Einfluss wirtschaftlicher Interessen auf die Pflegebranche widerspiegelt.

 

Intensivere Pflege für Jüngere und ein stärkerer Fokus auf häusliche Versorgung

Die Nachfrage nach häuslichen Pflegediensten wächst stetig. Über 415.200 Personen wurden 2023 von der Spitex betreut, wobei die durchschnittliche Pflegestundenanzahl pro Person auf 56 Stunden anstieg – ein Zuwachs von 6,3 Prozent. Die Versorgung verlagert sich zunehmend in die eigenen vier Wände, auch für jüngere Altersgruppen. Nur noch 38 Prozent der Pflegeleistungen entfielen auf Menschen ab 80 Jahren, während es zehn Jahre zuvor noch 49 Prozent waren. Für Spitex-Klientinnen und -Klienten beliefen sich die jährlichen Kosten pro Kopf auf 5.565 Franken, was einer markanten Steigerung von 14 Prozent entspricht.

 

Privatisierungstrend und konstantes Platzangebot in Alters- und Pflegeheimen

Die Zahl der Alters- und Pflegeheime ging geringfügig zurück, während die Anzahl gewinnorientierter Anbieter wuchs. Fast die Hälfte der Alters- und Pflegeheime (47 Prozent) wird mittlerweile privat betrieben und erhält keine staatlichen Subventionen. Das Platzangebot in den Einrichtungen blieb jedoch stabil bei rund 100.727 Plätzen. Auch im Spitex-Bereich setzte sich der Trend zur Kommerzialisierung fort: Die Anzahl gewinnorientierter Unternehmen sowie die Anzahl selbstständiger Pflegefachkräfte stieg gegenüber 2022 merklich.

 

Personalausbau und hohe Abhängigkeit von ausländischem Pflegepersonal

Der Personalbestand in Vollzeitäquivalenten (VZÄ) in den Alters- und Pflegeheimen stieg um 2,4 Prozent auf 103.355 Arbeitsplätze. Besonders ausgeprägt war der Anstieg beim Pflegepersonal mit ausländischem Abschluss (+4,2 Prozent), während das schweizerisch ausgebildete Personal um lediglich 1 Prozent zunahm. Auch die Spitex verzeichnete ein Personalwachstum, wobei hier 29.085 VZÄ (+3,7 Prozent) benötigt wurden, um den steigenden Bedarf zu decken.

 

Herausforderungen für die Zukunft

Die stark gestiegenen Kosten und der kontinuierliche Personalaufbau verdeutlichen den hohen und wachsenden Pflegebedarf in der Schweiz. Der Trend zu vermehrter privater und gewinnorientierter Pflege stellt jedoch auch das Solidarprinzip in Frage, das bislang die Grundversorgung in der Schweiz stützt. Angesichts des demografischen Wandels und des erhöhten Pflegeaufwands steht das Land vor der Herausforderung, die Pflege langfristig und sozial verträglich zu finanzieren.

 

 

 

Herausgeber

Bundesamt für Statistik

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