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Kein guter Sommer 2024 für viele Vögel

Lachmöwen am Zürichsee - von UHA Voliere Zürich
Lachmöwen am Zürichsee - von UHA Voliere Zürich

DMZ – TIERWELT ¦ Urs Heinz Aerni ¦   Lachmöwen am Zürichsee - von UHA Voliere Zürich

 

Der Winter ist da, der Sommer 2024 ist Geschichte. Wie war dieser für die Vogelwelt? Fragen an die Leiterin der Vogelpflegestation und Voliere Mythenquai Zürich, Elisabeth Schlumpf

 

Urs Heinz Aerni: Der nasse Frühling und der heiße Sommer sind vorbei. Also die Saison, in der wohl die meisten verletzten Vögel zur Pflege bei Ihnen in der Vogelpflegestation eintreffen. Zuerst mal die Frage: Wie war der Sommer für Sie im Vergleich zu den vorherigen? 

 

Elisabeth Schlumpf: Leider mussten wir mit einigen Vogelkrankheiten kämpfen. Variante Newcastle Disease, die im Volksmund genannte Taubenpest hat sich schon nachweislich auf Singvögel wie die Amsel ausgebreitet, dazu kam der Usutu Virus. Auch der ist nachweislich schon auf Tauben übergesprungen. Die Vogelgrippe war dieses Jahr bis jetzt noch schwach.

Neben diesen Krankheiten war die Jungvogelsaison ziemlich gedehnt. Hat bei Schönwetter früh angefangen und wurde immer wieder durch Starkregen unterbrochen. So haben wir die letzten jungen Distelfinken Mitte August bekommen. Außergewöhnlich spät.

 

Aerni: Außer Greifvögel, bekommen Sie und Ihr Team praktisch alle Arten eingeliefert. Was waren die meisten Gründe für die Verletzungen?

 

Schlumpf: Die meisten Gründe der Verletzungen sind Katzen - und Glasopfer. Gleich danach kommt der Mensch, der in seiner Übervorsorge leider viele Jungvögel einsammelt, die keine Hilfe benötigen. Wir klären jedes Jahr auf. Auch auf unserer Homepage.

 

Aerni: Wie meistern die Vögel Starkregen oder Extremhitze? Hätten Sie ein paar Beispiele?

 

Schlumpf: Unsere Singvögel können mit Regen und Hitze gut umgehen. Sie verkriechen sich in Hecken und unter Blätter und können so auch die Insekten, die sich verstecken abernten. Für Jungvögel ist, besonders die Nässe, eine Herausforderung, neben allen anderen Gefahren, mehr. Bei den Seglern und Schwalben sieht es bei Nässe schon düster aus. Bei Starkregen fliegen keine Insekten und somit müssen sie hungern.

 

Aerni: Viele Zugvögel haben sich auch recht früh in den Süden aufgemacht…

 

Schlumpf: Ja, 2024 war kein gutes Segler- und Schwalbenjahr. Viele der Mauersegler sind früher losgeflogen und ließen ihre Jungvögel zurück. Schwalben, die vom Norden kamen und bei uns auftanken wollten, fielen ausgehungert vom Himmel und verendeten. Es trafen Anfragen aus Österreich ein, ob wir 50 Schwalben oder mehr aufnehmen könnten, da ihr Auffangstationen hoffnungslos überfüllt waren. Ich drücke die Daumen auf 2025, dass sich die Bestände erholen können, da sie neben dem Wetter viele andere Probleme, wie Wohnungsnot und Insektenmangel haben.

 

Aerni: Einerseits wird empfohlen, den Vögeln im Garten Wasserstellen zur Verfügung zu stellen, andererseits wird davon abgeraten wegen der Asiatischen Tigermücke. Ein Dilemma?

 

Schlumpf: Wegen der Tigermücke mache ich mir jetzt noch nicht so große Gedanken. Leider sind viele Wasserstellen nicht sauber, das Wasser abgestanden und somit eine Keimbrühe für viele Krankheiten.

 

Aerni: Der nächste Sommer kommt bestimmt. Hätten Sie ein paar Tipps für Gartenbesitzende?

 

Schlumpf: „Unordnung ist in Ordnung“ in der Natur. Wir müssen davon wegkommen alles peinlich sauber aufzuräumen.

 

 

 

Die Voliere Gesellschaft Zürich am Mythenquai wurde im Jahr 1900 gegründet und ist heute zudem eine wichtige Vogelpflegestation. Mit Exkursionen und Vorträgen entwickelt sich die Voliere in eine Bildungseinrichtung für die interessierte Öffentlichkeit. Am 4. November entschied der Zürcher Kantonsrat, die Bemühungen für den Ausbau zu einem Naturzentrum finanziell zu unterstützen.

 

www.voliere.ch 

Elisabeth Schlumpf von der Voliere Zürich (Foto: UHA)
Elisabeth Schlumpf von der Voliere Zürich (Foto: UHA)

 

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