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Selbstentlastung statt Verantwortung: Christoph Bergers neue Deutung seiner Pandemie-Strategie

DMZ – POLITIK  ¦ Anton Aeberhard ¦

KOMMENTAR

 

Ein Blick auf die erneut gemachten Aussagen von Christoph Berger zeigt eine besorgniserregende Widersprüchlichkeit in seiner Haltung zur Pandemiebekämpfung und insbesondere zum Schutz von Kindern und Jugendlichen. Berger, der als ehemaliger Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen eine Schlüsselrolle während der Pandemie spielte, hat mehrfach die Risiken für Kinder und deren Rolle als Pandemietreiber heruntergespielt. Seine wiederholte Aussage, dass Kinder weder bedeutende Überträger noch schwer von COVID-19 betroffen seien, ignorierte wissenschaftliche Erkenntnisse und trug erheblich dazu bei, dass Schutzmaßnahmen an Schulen und in anderen Gemeinschaftseinrichtungen oft nur zögerlich umgesetzt wurden. Ähnlich wie Streeck in Deutschland verbreitet auch ein Vertreter in der Schweiz Falschinformationen und versucht, seine frühere Haltung zur Pandemiebewältigung zu relativieren.

 

Diese Fehleinschätzungen hatten ernsthafte Konsequenzen: Kinder und ihre Familien wurden potenziell gefährdet, und die Pandemie konnte sich auch deshalb immer wieder aufs Neue ausbreiten. Wissenschaftliche Studien zeigten längst, dass Kinder durchaus in der Lage sind, das Virus zu übertragen, und dass auch bei ihnen schwere Krankheitsverläufe möglich sind, insbesondere bei Vorerkrankungen. Berger jedoch blieb standhaft bei seinen Verharmlosungen und untergrub so das Vertrauen in die Notwendigkeit gezielter Schutzmaßnahmen für diese vulnerable Gruppe.

 

Seine jüngsten Aussagen, wonach die Pandemie-Maßnahmen möglicherweise zu strikt gewesen seien und Ungeimpfte unfair behandelt wurden, erscheinen wie eine Entlastungsstrategie im Nachhinein und sind ein Affront gegen die große Mehrheit der Gesellschaft, die durch Vorsicht und Impfbereitschaft zum Schutz aller beigetragen hat. Die Darstellung der Ungeimpften als Opfer verkennt die gesellschaftliche Verantwortung und die Risiken, denen die Gesamtbevölkerung, insbesondere vulnerable Gruppen, ohne flächendeckende Maßnahmen ausgesetzt war. Diese Umdeutung führt das Engagement vieler Menschen ad absurdum, die durch verantwortungsvolles Verhalten Leben schützen wollten.

 

Eine verlängerte und konsequentere Anwendung von Schutzmaßnahmen hätte der Gesellschaft geholfen, die Pandemie schneller und nachhaltiger in den Griff zu bekommen. Stattdessen haben Fehlinformationen und Bagatellisierungen die notwendigen Maßnahmen verzögert und die Gesellschaft weiter gespalten. Bergers Einfluss auf die öffentliche Meinung, insbesondere durch seine wiederholten Verharmlosungen, hat dazu beigetragen, dass ein entschlossenerer, präventiver Umgang mit der Pandemie oft unterblieb. Das Aufarbeiten dieser verfehlten Kommunikation ist dringend notwendig, um in zukünftigen Krisen nicht dieselben Fehler zu wiederholen.

 

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