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Covid-19 ist keine Grippe – Die Gefahr von Fehleinschätzungen und unbedachten Aussagen

DMZ –WISSENSCHAFT ¦ L. Wallner    

KOMMENTAR

 

Im Licht der anhaltenden Covid-19-Pandemie wird die Darstellung von SARS-CoV-2 als „nur eine Grippe“ zunehmend gefährlich und irreführend. Auch Aussagen des Virologen Christian Drosten haben dazu beigetragen, dass dieser Vergleich vielerorts verankert wurde. Prof. Steve Griffin von Independent SAGE legt in einem aktuellen Artikel dar, warum diese Gleichsetzung nicht nur die Ernsthaftigkeit von SARS-CoV-2 und Influenza unterschätzt, sondern auch zur Vernachlässigung wirksamer Schutzmaßnahmen führt und die Gesundheitsversorgung belastet.

 

Fehlender Respekt für Viren und ihre Gefährlichkeit

Griffin betont, dass die Bagatellisierung von Covid-19 weder dem SARS-CoV-2 noch dem Influenza-Virus gerecht wird. Durch die Verharmlosung als „Grippe“ wird eine Normalität suggeriert, die die erheblichen gesundheitlichen und sozialen Belastungen ignoriert. Influenza fordert jedes Jahr weltweit zahlreiche Todesopfer, und das, obwohl Impfstoffe und Medikamente zur Verfügung stehen. SARS-CoV-2 stellt das Gesundheitssystem jedoch vor noch größere Herausforderungen, denn es verursacht Jahr für Jahr neue Wellen, die auch ohne saisonalen Antrieb auftreten.

 

Covid-19 und Influenza: Zwei Viren mit grundlegend unterschiedlichen Eigenschaften

Eine der gefährlichsten Missverständnisse ist die Annahme, SARS-CoV-2 werde sich irgendwann wie ein harmloses, saisonales Atemwegsvirus verhalten. Der jährliche Verlauf von Grippeviren lässt sich voraussagen, während SARS-CoV-2 unvorhersehbar mutiert und neue Infektionswellen erzeugt. Im Gegensatz zur Influenza, die sich saisonal meist nur einmal pro Jahr verstärkt, zeigt Covid-19 eine kontinuierliche Verbreitung, was nicht nur auf Mutationen, sondern auch auf die hohen Übertragungsraten des Virus zurückzuführen ist.

 

Epidemiologische Fehlannahmen und die wirtschaftlichen Folgen von Long Covid

Ein weiterer fataler Fehler ist, dass SARS-CoV-2 von alleine „milder“ werde. Diese Sichtweise verkennt die Realität: Wiederholte Infektionen erhöhen das Risiko für Long Covid und andere Folgeerkrankungen, die oft auch milde Fälle betreffen. In Großbritannien leiden aktuell über zwei Millionen Menschen an Long Covid, viele davon Kinder. Die langfristigen Auswirkungen sind verheerend: Neben den individuellen gesundheitlichen Einschränkungen entstehen für Gesellschaft und Wirtschaft hohe Kosten.

 

„Zurück zur Normalität“: Eine gefährliche Trivialisierung

Prof. Griffin kritisiert, dass viele politische Entscheidungsträger und Skeptiker die Folgen einer unkontrollierten Verbreitung herunterspielen, indem sie Covid-19 mit Grippe gleichsetzen und Schutzmaßnahmen abbauen. Dies führt dazu, dass Covid-19-Patienten zunehmend in überlasteten Gesundheitssystemen behandelt werden müssen, und wichtige Unterstützungsangebote, insbesondere für Long Covid-Betroffene, wegbrechen.

 

Unbedachte Vergleiche führen zu falschen Schlussfolgerungen

Die Verharmlosung von Covid-19 als „nur eine Grippe“ stellt das Virus in ein falsches Licht und fördert eine Einstellung, die Prof. Griffin als trügerisch und unverantwortlich bezeichnet. Aussagen wie die des Virologen Christian Drosten, der Covid-19 als vergleichbar mit der Grippe bezeichnete, tragen zur öffentlichen Verwirrung und Risikoverkennung bei. Solche Aussagen geben den Anschein, das Virus sei kontrollierbar, während die Realität zeigt, dass die Entwicklung von Covid-19 nicht vorhersehbar ist und immer neue Mutationen die globale Gesundheit gefährden.

 

Die Gesellschaft und die Politik müssen diese Fehlwahrnehmungen überdenken und sich bewusst machen, dass Covid-19 nicht „nur eine Grippe“ ist – für eine wirksame Pandemievorsorge, die unsere Gesundheitssysteme schützt und die Bevölkerung auf lange Sicht unterstützt.

 

 

> Zum Artikel von Steve Griffin


 

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