AT: Parlament eröffnet Ausstellung über Schicksale österreichischer Jüdinnen und Juden nach dem Anschluss 1938

Führung durch die Ausstellung (Copyright: Parlamentsdirektion/Arman Rastegar)
Führung durch die Ausstellung (Copyright: Parlamentsdirektion/Arman Rastegar)

DMZ –  POLITIK ¦ MM ¦ Lena Wallner ¦Führung durch die Ausstellung (Copyright: Parlamentsdirektion/Arman Rastegar)

 

Von Yad Vashem konzipierte Ausstellung in der Säulenhalle des Hohen Hauses erinnert an die Opfer der NS-Zeit.

 

Wien (PK) – In einer bewegenden Eröffnungszeremonie wurde am Abend des [Datum einfügen] im österreichischen Parlament die Ausstellung „Aus dem Leben gerissen“ eröffnet. Die von der internationalen Gedenkstätte Yad Vashem konzipierte Schau beleuchtet das Schicksal österreichischer Jüdinnen und Juden nach dem Anschluss 1938 an das nationalsozialistische Deutschland. Die Ausstellung zeichnet nicht nur ihre Flucht und Verfolgung nach, sondern betont auch die historische Verantwortung Österreichs am Holocaust.

 

Bildung als Schlüssel zur Bekämpfung von Antisemitismus

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka betonte in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung von Bildung zur Bekämpfung von Antisemitismus. „Die Ausstellung ist ein bedeutender Baustein im Puzzle der Aktivitäten des Parlaments gegen Antisemitismus“, sagte Sobotka. Diese individuellen Schicksale seien nicht bloß Teil der Geschichte, sondern ein Auftrag für die Gegenwart. Die Schau verdeutliche, dass Österreich nicht nur Opfer, sondern auch Täter war und eine entscheidende Rolle im nationalsozialistischen Vernichtungswahn spielte. Es sei daher Aufgabe der Politik, aktiv gegen den aktuellen Antisemitismus vorzugehen.

 

Sobotka kritisierte zudem die jüngste Berichterstattung des ORF, die dem palästinensischen Botschafter eine Plattform bot, antisemitische Äußerungen zu tätigen, ohne diesen zu widersprechen. „Eine klare und differenzierte Erklärung des Konflikts ist unerlässlich, Israel darf nicht als Schuldiger dargestellt werden“, so der Nationalratspräsident.

 

Gedenken als lebendiger Auftrag

Dani Dayan, Vorsitzender von Yad Vashem, hob in seiner Rede die zentrale Rolle des Gedenkens hervor. „Ausstellungen wie diese machen das ‚Nie wieder‘ zu einer gelebten Realität“, sagte Dayan. Er verwies auf die grausamen Schicksale, wie das von Marta Byk, die 1942 ermordet wurde, nachdem ihre Flucht gescheitert war. Die Schau erinnert an die Mittäterschaft vieler Österreicher und die lange Zeit, in der Österreich seine Rolle im Holocaust verleugnete.

 

Erst 40 Jahre nach Kriegsende stellte sich das Land seiner Vergangenheit und begann, Partnerschaften wie jene mit Yad Vashem einzugehen. Dayan würdigte die Rolle Österreichs in der Aufarbeitung der Geschichte und lobte Sobotkas Engagement.

 

Lebensgeschichten als Mahnmal

Der Kurator der Ausstellung, Michael Tal, und der Nachfahre eines Holocaust-Opfers, Tobias Brossmann, gaben bewegende Einblicke in die Entstehung der Ausstellung und deren persönliche Bedeutung. Tal erläuterte, dass die ausgestellten Gegenstände – Tagebücher, Briefe, Schmuckstücke – nicht nur materielle Objekte, sondern stumme Zeugen der verheerenden Schicksale sind.

 

Brossmann, der die Geschichte seines Urgroßvaters Richard Finali erzählte, betonte die Notwendigkeit, Menschen auf der Flucht sichere Zufluchtsorte zu bieten. Finali wurde nach der Flucht seiner Familie nach England in Wien zurückgelassen, deportiert und ermordet. „Die heutigen Lehren sind klar: Es braucht sichere Fluchtwege und Asylmöglichkeiten“, sagte Brossmann. Er kritisierte die antisemitische Rhetorik mancher politischer Parteien, die sich weiterhin in der Gesellschaft festsetze.

 

Eine Ausstellung als Auftrag an die Zukunft

Die Ausstellung „Aus dem Leben gerissen“ ist bis zum 11. November in der Säulenhalle des Parlaments zu sehen und erzählt anhand persönlicher Gegenstände und Fragmente von Lebensgeschichten das Schicksal von Jüdinnen und Juden, die vor 85 Jahren aus Österreich vertrieben wurden. Die Ausstellung verdeutlicht die radikalen Brüche im Leben der Wiener Jüdinnen und Juden nach dem Anschluss und bietet einen tiefen Einblick in die leidvolle Geschichte des Holocaust.   

 

 

 

Herausgeber / Quelle: Parlamentskorrespondenz Österreich ¦ 


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