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Mit dem nahenden Winter rücken die saisonalen Gesundheitsgefahren, wie Grippe und Covid-19, erneut in den Fokus. Die jüngsten Impfempfehlungen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) sind ein wichtiges Signal, jedoch bleiben sie angesichts der anhaltenden Bedrohung durch Covid-19 zu zaghaft. Zwar wird Menschen mit erhöhtem Risiko nahegelegt, sich gegen beide Krankheiten impfen zu lassen, doch bleiben viele Fragen offen, wie wirksam diese Maßnahmen wirklich sind und ob sie ausreichen, um eine kommende Winterwelle effektiv abzufangen.
Grippeimpfung: Ein gut etablierter Schutzmechanismus
Die Grippeimpfung wird seit Jahren erfolgreich eingesetzt, um gefährdete Bevölkerungsgruppen vor schweren Verläufen zu schützen. Empfohlen wird sie vor allem Personen ab 65 Jahren, Menschen mit chronischen Erkrankungen und schwangeren Frauen. Auch für Personen, die in engem Kontakt mit gefährdeten Menschen stehen, ist die Impfung eine wichtige Schutzmaßnahme. Der jährliche Grippeimpftag am 8. November 2024 bietet dabei eine niederschwellige Möglichkeit, sich impfen zu lassen.
Doch was bedeutet das für die Bevölkerung, die bisher als nicht gefährdet gilt? Die Empfehlung, nur Risikopersonen zu impfen, ignoriert eine wachsende wissenschaftliche Erkenntnis: Je mehr Menschen immunisiert sind, desto geringer ist das Risiko, dass sich das Virus in der gesamten Bevölkerung verbreitet. Eine breitere Impfempfehlung könnte somit dazu beitragen, dass sich auch Menschen ohne Risikofaktoren weniger anstecken und damit die Belastung der Gesundheitssysteme reduziert wird.
Covid-19: Die unterschätzte Gefahr
Noch kritischer erscheint die Covid-19-Impfempfehlung. Zwar wird auch hier Personen mit erhöhtem Risiko zur Impfung geraten, aber für den Rest der Bevölkerung wird sie als unnötig betrachtet. Diese Haltung könnte sich als kurzsichtig erweisen. Auch wenn das BAG argumentiert, dass die Impfung kaum vor leichten Verläufen schützt, bleibt der Schutz vor schweren Erkrankungen sowie die Reduktion des Risikos von Long Covid essenziell.
Besonders vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen im Herbst und Winter sollte der Impfaufruf auch jenen gelten, die keine Vorerkrankungen haben. Denn auch diese Gruppen können zum Fortschreiten der Pandemie beitragen, wenn sie das Virus unbemerkt weiterverbreiten.
Zudem gibt es immer wieder Berichte über Fälle von Long Covid, auch bei Menschen ohne schwere Vorerkrankungen. Eine umfassendere Impfempfehlung könnte das Risiko solcher Langzeitfolgen in der gesamten Bevölkerung verringern und die Belastung des Gesundheitssystems mildern. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie schützt die Covid-19-Impfung zu einem gewissen Grad vor der Entwicklung von Long Covid, was sie auch für Nicht-Risikogruppen relevant macht.
Sind die aktuellen Maßnahmen ausreichend?
Die Zurückhaltung, eine allgemeine Covid-19-Impfung zu empfehlen, erscheint angesichts der aktuellen Erkenntnisse und der zu erwartenden Winterwelle zu defensiv. Studien zeigen, dass Impfungen gegen beide Viren nicht nur die individuelle Gesundheit schützen, sondern auch eine wesentliche Rolle dabei spielen, die Übertragungsdynamiken in der Gesellschaft zu brechen.
Es ist unbestritten, dass Impfungen ein zentraler Bestandteil des Pandemiemanagements sind. Doch anstatt die Bedeutung der Covid-19-Impfung herunterzuspielen, sollte betont werden, dass sie auch für jüngere und gesunde Menschen eine präventive Maßnahme darstellt, die das Infektionsrisiko insgesamt verringern könnte. In Kombination mit anderen Maßnahmen wie Maskenpflicht in Innenräumen und Luftfilteranlagen kann die Impfung eine umfassendere Strategie zur Eindämmung von Covid-19 darstellen.
Fazit: Mehr Entschlossenheit gefordert
Die aktuellen Impfempfehlungen sind ein Schritt in die richtige Richtung, doch sie greifen zu kurz. Die Impfung gegen Grippe und Covid-19 sollte nicht nur als Schutzmaßnahme für Risikogruppen betrachtet werden. Es ist an der Zeit, entschlossenere Maßnahmen zu ergreifen, um die gesamte Bevölkerung zu schützen und eine erneute Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern.
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