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Von Deflation und Schulden: Warum die US-Wirtschaftspresse eine breitere Perspektive bietet

DMZ – POLITIK ¦ Dirk Specht ¦    

KOMMENTAR

 

Es gibt Gründe, weshalb ich die Wirtschaftspresse in den USA und UK inzwischen bevorzuge. Die ist nämlich nicht so in einer ideologischen Schieflage, wie unsere, die Spiegel einer ebenso ideologischen Debatte über Schulden, solide Finanzen und Inflationsgefahren ist.

 

Es ist übrigens falsch, anzunehmen, die Presse und Debatte dort würde die Gefahren von Schuldenwachstum und Inflation übersehen. Sie widmet sich aber viel offener als bei uns auch der anderen Seiten, nämlich den Gefahren von Deflation. Wer die große Weltwirtschaftskrise vor 100 Jahren mit allen politischen Folgen in Deutschland und Österreich im Sinn hat, sollte sich dieser Sorge übrigens nicht verschließen, denn die war letztlich die Grundlage, nicht die nur in einigen Ländern überhaupt entfachte Hyperinflation.

 

Die Financial Times - nein, ebenfalls kein "linkes" Blatt - bringt heute die Prognose der EZB. Die kann natürlich scheitern, aber ich kann wissenschaftlich versichern, dass die Modelle der Notenbanken inzwischen um Lichtjahre moderner sind, als die Bierdeckelsprüche unserer Fernsehökonomie, die uns Angst vor Schulden, Geldmenge und Inflation mit der bereits falschen Aussage vermitteln, da gebe es irgendwelche Korrelationen. Bereits die gibt es nämlich nicht!

 

Der Beitrag ist hinter der Paywall, ich zitiere die Essenz: "In der Vergangenheit war eher eine zu geringe als eine zu hohe Inflation das größere Problem der EZB. In 93 von 120 Monaten bis Juli 2021, als der jüngste Preisanstieg begann, weil sich die Nachfrage während der Pandemie erholte, war die Inflation niedriger als das Ziel der EZB. Das 2-Prozent-Ziel wurde im Sommer dieses Jahres eingeführt. Es ersetzte das konservativere Ziel einer Inflation von "unter, aber nahe 2 Prozent". Um einen weiteren Rückgang der Inflation zu verhindern, leitete die EZB eine unkonventionelle Geldpolitik ein, indem sie ihre Bilanz durch Anleihekäufe aufblähte und ihre Leitzinsen in den negativen Bereich drückte."

 

Das alles kann und sollte man kritisch diskutieren. Vor allem geht es inzwischen darum, wie man diese Geldmenge besser lenken kann, damit die nicht im Finanzsystem versickert oder Vermögenspreisinflation erzeugt. Das ist umso wichtiger, weil der IRA in den USA nahe legt, dass man dort Wege geht, die Effektivität des Kapitaleinsatzes zu verbessern. Auch das ist übrigens ein Ergebnis der weitaus besseren Debatte dort.

 

Diese Ebene der Debatte wäre in Deutschland/Europa ebenfalls notwendig. Dazu gehört aber ein intellektueller Quantensprung dessen, was bei uns passiert.


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