DMZ – POLITIK ¦ MM ¦ Lena Wallner ¦
Wien – Der jährliche Wildschadensbericht des Landwirtschaftsministeriums bietet einen umfassenden Überblick über die aktuellen Herausforderungen und Chancen in der Waldverjüngung in Österreich. Trotz des gestiegenen Anteils verjüngungsnotwendiger Waldflächen, die von Wildschäden betroffen sind, gibt es positive Ansätze, die sowohl den Wildbestand als auch die gesunde Entwicklung unserer Wälder in den Fokus rücken.
Der Bericht für das Jahr 2023 zeigt, dass der Anteil der Waldflächen, die für die Verjüngung notwendig sind und Wildschäden aufweisen, von 37 % auf 40 % gestiegen ist. Insbesondere der Schutzwald ist stärker betroffen als der Wirtschaftswald, was jedoch auch die Aufmerksamkeit auf die besondere Bedeutung dieser Flächen lenkt. Insgesamt sind in Österreich 1,33 Millionen Hektar Wald verjüngungsnotwendige Fläche, von denen 40 Prozent, also rund 535.000 Hektar, Wildschäden verzeichnen. Unter diesen sind 115.000 Hektar dem Schutzwald zuzurechnen.
Ein Aspekt, der im Bericht hervorgehoben wird, ist der hohe Bestand an Schalenwild in vielen Gebieten, der für die gesunde Entwicklung der Waldverjüngung als zu hoch eingeschätzt wird. Diese Situation stellt jedoch auch eine Gelegenheit dar, durch angepasste Wildbewirtschaftungsstrategien eine Balance zwischen Wildtierpopulationen und Waldgesundheit zu fördern. Um die rechtzeitige Verjüngung der Schutzwälder sowie die Wiederaufforstung geschädigter Flächen zu gewährleisten, sind gezielte Anstrengungen erforderlich.
Positive Entwicklungen im Wirtschaftswald
Erfreulicherweise zeigt der Bericht, dass die Schälschäden im Wirtschaftswald abgenommen haben, was ein positives Signal für die Forstwirtschaft darstellt. Dennoch bleibt die Situation im Schutzwald angespannt, da dort die Schälschäden leicht zugenommen haben und die Schutzwirkung des Waldes beeinträchtigen. Die Steiermark bleibt nach wie vor das Bundesland mit den höchsten Schälschäden, gefolgt von Salzburg, Tirol und Vorarlberg.
Der Bericht identifiziert eine Vielzahl von Ursachen für die Schäden, darunter überhöhte Schalenwildbestände und unzureichende Anpassungen in der Waldbewirtschaftung.
Tierschützer bringen in diesem Zusammenhang zusätzliche Perspektiven in die Diskussion ein. Sie argumentieren, dass Wildtiere ein Recht auf ungestörtes Leben und einen geeigneten Lebensraum haben, was bedeutet, dass eine nachhaltige Wildbewirtschaftung auch den Schutz der Tiere und ihrer Lebensräume berücksichtigen muss.
Vielfalt der Ansätze für ein nachhaltiges Gleichgewicht
Die Tierschützer betonen auch, dass das Ökosystem insgesamt ein Gleichgewicht erfordert. Zu viele Eingriffe in die Wildtierpopulationen könnten langfristig negative Auswirkungen auf die Biodiversität haben. Statt die Wildbestände zu reduzieren, könnte der Wert von Wildtieren für den Ökotourismus hervorgehoben werden, indem ein nachhaltiger Ansatz verfolgt wird, der sowohl den Schutz der Tiere als auch wirtschaftliche Vorteile für die Region bietet.
Um die Verbiss- und Schälschadenssituation in Österreichs Wäldern nachhaltig zu verbessern, sind daher weitere zielgerichtete Maßnahmen notwendig. Dazu zählt die Entwicklung von Strategien, die die Bedürfnisse des Wildes stärker in den Fokus rücken und die Öffentlichkeit über die Rolle von Wildtieren aufklären. Auch die Forschung zu den Auswirkungen des Wildverbisses auf verschiedene Baumarten ist essenziell, um fundierte Entscheidungen zu treffen.
Partnerschaftliche Zusammenarbeit für die Zukunft
Die Notwendigkeit einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit aller Beteiligten – Jagd, Forstwirtschaft, Verwaltung und Erholungssuchende – wird als entscheidend hervorgehoben. Nur durch einen respektvollen Umgang mit der Natur und ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse des Wildes kann eine nachhaltige Lösung gefunden werden, die sowohl den ökologischen als auch den sozialen Aspekt berücksichtigt.
Insgesamt bietet der Wildschadensbericht 2023 wertvolle Erkenntnisse und Anregungen für eine positive Entwicklung in der Wildbewirtschaftung und Waldverjüngung in Österreich. Mit gemeinsamen Anstrengungen aller Beteiligten kann ein nachhaltiger Umgang mit unseren Wäldern und dem Wildtierbestand gewährleistet werden, der sowohl die ökologische Balance als auch die Interessen der Forstwirtschaft und der Erholungssuchenden berücksichtigt.
Herausgeber / Quelle: Parlamentskorrespondenz Österreich ¦
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