Das Rätsel um Ferdinandea

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Ende Juni 1831 bebte die Erde etwa 50 Kilometer vor der Küste Siziliens, zwischen der Insel Pantelleria und der Stadt Sciacca, so heftig, dass selbst die Schiffe im Hafen von Sciacca Schaden nahmen. Einige Tage nach diesem initialen Beben bemerkten örtliche Fischer einen ungewöhnlichen Schwefelgeruch in der Luft über dem Meer.

 

Am 13. Juli war eine gewaltige Rauchsäule über den Gewässern vom sizilianischen Festland aus sichtbar. Der Kapitän der maltesischen Brigg "Gustavo", die sich nahe dem Gebiet aufhielt, berichtete von starken unterseeischen Grollen und Blubbern. Zwei Tage später beobachteten Fischer eine Menge lebloser Fische, die im Wasser trieben. Weitere zwei Tage vergingen, ehe die Quelle des Rauchs, Grollens und des Fischsterbens an die Oberfläche gelangte.

 

Dieses Schauspiel markierte die Geburt von Ferdinandea, auch bekannt als Isola Ferdinandea. Es handelte sich um eine Insel, die am 10. Juli 1831 infolge eines Vulkanausbruchs entstanden war, aber bald darauf wieder im Meer verschwand. Ferdinandea bildete sich aus dem Krater des unterseeischen Förstner-Vulkans, der etwa 60 km südwestlich der sizilianischen Küste, zwischen Pantelleria und der Stadt Sciacca, lag. Diese Entstehung erfolgte nahe dem Rande eines antiken Flusses, der einst in das westliche Mittelmeerbecken floss.

 

Selbst Beobachter vom Festland aus konnten dieses außergewöhnliche Ereignis verfolgen. Die Eruptionen setzten sich mehrere Wochen lang fort, und bis Ende August erreichte die Insel einen Umfang von 5000 Metern und eine Höhe von 63 Metern.

 

Während dieser Zeit strömten Europas renommierteste Geologen herbei, um diese einzigartige Geburt zu erleben und die Insel zu untersuchen. Einige strebten danach, sie im Namen ihrer Länder zu beanspruchen. Der deutsche Geologe Friedrich Hoffmann, der als Vulkanologe für das Königreich beider Sizilien tätig war, gab ihr den Namen...

 

"'Ferdinandea', zu Ehren des sizilianischen Königs Ferdinand."

 

Ein englischer Kapitän brachte Wissenschaftler der Londoner Geographischen Gesellschaft zur Insel, wo sie die britische Flagge hissten und sie nannten...

 

"'Graham', als Hommage an James Robert George Graham, den Ersten Lord der Admiralität."

Auch die Franzosen ließen sich nicht lumpen, erklärten den dampfenden Steinhaufen kurzerhand zum französischen Territorium und tauften ihn...

 

"'Giulia', wegen seiner Erscheinung an einem Julitag aus dem Meer."

 

"Diese heterogenen Bestandteile sind gänzlich unverbunden. Das Meer spült bereits Fragmente vom Rand der Insel fort, und ich glaube, dass der Insel keine lange Lebensdauer beschieden sein wird."

Man könnte annehmen, dass die Worte dieser Geologen die Politiker davon abhalten würden, über diesen übelriechenden kleinen Steinhaufen inmitten des Meeres zu streiten. Doch der Drang nach Macht erwies sich als stärker. Ein heftiger Streit entbrannte um die Insel. Während die Diskussionen tobten, scharfe Botschaften ausgetauscht wurden und Gerüchte über einen Krieg sich verbreiteten, war die Insel bereits kurz davor, sich aufzulösen.

 

Neuere Untersuchungen enthüllen, dass der heutige Unterwasservulkan, der einst Teil von Ferdinandea war, zu einem größeren Unterwasservulkan-Komplex gehört. In der Nähe befindet sich der Unterwasservulkan Empedocles, etwas östlich gelegen.

 

Als die aktive Phase im August endete, hatte die Insel einen Umfang von 5000 Metern und eine maximale Höhe von 63 Metern erreicht. Ferdinandea bleibt jedoch ein bemerkenswertes Zeugnis für die Flüchtigkeit von Naturschöpfungen im weiten Mittelmeer.

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