Dunkles Kapitel der Kolonialgeschichte: Die vergessene Geschichte der Haifischinsel

DMZ – HISTORISCHES ¦ A. Aeberhard ¦

 

Die Haifischinsel, eine unscheinbare und karge Landmasse in der Lüderitzbucht an Namibias Küste, ist heute ein fast vergessener Ort. Doch hinter ihrem Namen, der von den Haien in den umliegenden Gewässern stammt, verbirgt sich ein düsteres Kapitel der deutschen Kolonialgeschichte. Die Insel war im frühen 20. Jahrhundert Schauplatz von Grausamkeiten, die oft im Schatten größerer historischer Ereignisse verblieben sind.

 

Während der Kolonialzeit in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, errichteten die deutschen Kolonialherren hier ein Konzentrationslager. Es war ein Teil ihrer brutalen Unterdrückung der Herero und Nama, die sich in den Jahren 1904 bis 1908 gegen die Besatzung auflehnten. Tausende von Männern, Frauen und Kindern wurden auf der Haifischinsel interniert – unter extremen Bedingungen, die für viele tödlich waren.

 

Konzentrationslager auf der Haifischinsel: Ein Symbol kolonialer Gewalt

Im Zuge der Niederschlagung des Herero- und Nama-Aufstands setzte die deutsche Kolonialmacht eine grausame Strategie um. In Lagern wie dem auf der Haifischinsel wurden gefangene Aufständische sowie Zivilisten inhaftiert. Die Bedingungen dort waren entsetzlich. Hunger, Krankheiten und Misshandlungen prägten das Leben der Internierten, von denen viele das Lager nie lebend verließen.

 

Historiker sehen die Verbrechen auf der Haifischinsel als Teil des ersten Völkermords des 20. Jahrhunderts, bei dem rund 80.000 Herero und Nama getötet wurden. Dennoch ist diese Geschichte außerhalb Namibias und Deutschlands oft wenig bekannt. Die Insel selbst, schwer zugänglich und abseits der großen Touristenrouten, ist heute ein stilles Mahnmal für das Unrecht dieser Zeit.

 

Ein Ort des Gedenkens und der Mahnung

Obwohl die Haifischinsel selbst wenig besucht ist, haben sich in den vergangenen Jahren Stimmen in Namibia und auch in Deutschland erhoben, die eine intensivere Auseinandersetzung mit den Kolonialverbrechen fordern. Die deutsche Regierung hat mittlerweile den Völkermord offiziell anerkannt, doch die Debatte über Entschädigungen und eine umfassendere historische Aufarbeitung dauert an.

 

Für Namibia ist die Geschichte der Haifischinsel und anderer Lager ein entscheidendes Element des kollektiven Gedächtnisses. Es erinnert an das Leid, das unter kolonialer Herrschaft erlitten wurde, und daran, dass die Auswirkungen dieser Vergangenheit bis in die Gegenwart reichen.

 

Schweigen überwinden, Erinnern bewahren

Es bleibt eine Herausforderung, Orte wie die Haifischinsel stärker in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. In Zeiten, in denen die Auseinandersetzung mit kolonialen Altlasten zunehmend Raum gewinnt, ist die Geschichte der Insel ein Mahnmal dafür, wie wichtig es ist, auch die dunklen Kapitel der Geschichte aufzuarbeiten.

 

Die Haifischinsel steht nicht nur für die Grausamkeiten der Vergangenheit, sondern auch für die Notwendigkeit, diese Geschichte wachzuhalten. Nur durch das Erinnern können Wunden heilen und Versöhnung möglich werden.

 

Die schlichte, öde Landschaft der Insel mag unscheinbar wirken, doch ihre Bedeutung für die Opfer und Nachfahren der Kolonialherrschaft bleibt unermesslich.


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