Es wird immer noch vor Inflation gewarnt – dabei könnte die Rückkehr der Deflationsgefahren bereits da sein

DMZ –  POLITIK ¦ Dirk Specht ¦      

KOMMENTAR

 

 

Die Inflation in Deutschland zerfällt. Sie liegt jetzt unter der Zielmarke der EZB. Ein Treiber: Sinkende Energiepreise.

Ändert nichts an der unveränderten öffentlichen Debatte: Wahlkämpfer reden von Inflation und horrenden Energiepreisen. Gold-Verkäufer vom Gelddrucken und einer Weichwährung. Besonders ärgerlich sind die Vorträge von Ökonomen, die seit Jahrzehnten irgendwas von Geldmenge und Inflation erzählen, für ein Jahr mal die Korrelation (aber immer noch keine Kausalität) hatten, die sie behaupten und das trotzdem einfach weiter erzählen.

 

100 Jahre alte Hayek-Thesen, die der in Zeiten des Sozialismus als relevantes Wirtschaftssystem entwickelte, werden hoch gehalten. Viel Geld ist ganz schlecht, löst Inflation und Spekulation aus, die Notenbanken müssen hart regieren, Sparen und Schumpeter’sche Zerstörung auslösen, eine Ökonomie braucht das Eisbad einer harten Außenwährung, teures und knappes Kapital, damit sie genug Wettbewerbsdruck erfährt, sonst wird sie lahm und bequem. Der Staat ist ohnehin dumm, der soll sich aus allem raus halten. Wir gehen alle täglich unter die kalte Dusche, ernähren uns von Brot und Wasser, aber bloß nicht zu viel davon, dann wird alles ganz großartig.

 

Das ist die ökonomische Fortsetzung völkischer Denkweise, die vor allem eine Basis hat: Angst.

 

Hier ein Vorschlag für eine besser begründete Angst: Es ist momentan leider gut möglich, dass dieses Chart aus einer Inflation in eine Deflation munter durch rauscht. Das in einem Wettbewerb, bei dem Ex-Kommunisten und Neoliberale woanders sehr gut verstanden haben, wie man Kapital aktiviert und sowohl gegen Krisen als auch für Transformationen gezielt einsetzt. Das machen dort Staaten, Notenbanken und Unternehmen im Schulterschluss. Sehr unterschiedlich organisiert, mal ordnet der Staat es an, mal gibt er Steuernachlässe und kippt noch mehr Kapital in die Märkte.

 

Europa muss reagieren. Kapitalismus ohne Kapital ist noch irrer als der Weg Japans, die Kapital generieren, um es zu verzehren. Selbst das funktioniert anders als behauptet offensichtlich endlos, aber es ist nicht mehr wettbewerbskonform. Wenn die Europäer glauben, in der modernen Welt des Finanzkapitalismus auch noch mit Sparkursen und Kaltduschen auf eine Ökonomie in einer Innovationserosion reagieren zu wollen, werden wir Japan sehr rasch wieder unterbieten und können unsere „soliden Haushalte“ mit unseren Sparbüchern auf denen die magere Gegenbuchung steht dem entgegen führen, was wir so gerne tun: Verbrennen!


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