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CH: Kritischer Blick auf Privatfliegerei: Eine Umweltbelastung, die vermeidbar wäre

DMZ – MOBILITÄT / MM ¦ AA ¦ 

 

Bern – Während Flugsimulatoren seit Jahrzehnten erfolgreich in der kommerziellen Luftfahrt eingesetzt werden, steht die Privatfliegerei oft im Widerspruch zu den dringenden Bedürfnissen nach Klimaschutz und ökologischer Verantwortung. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) hat nun einen wichtigen Schritt getan: Ab dem 1. Oktober 2024 werden Checkflüge für komplexe Flugzeuge der Kategorie Single Pilot Aircraft – also Flugzeuge mit nur einem Piloten – verpflichtend auf Simulatoren durchgeführt, sofern diese verfügbar sind. Ab dem 1. Juni 2025 gilt dies auch für Single-Pilot-Helikopter. Diese Entscheidung setzt ein klares Zeichen: Flugsicherheit und Umweltverträglichkeit müssen Hand in Hand gehen.

 

Simulatoren: Eine längst überfällige Entscheidung

Flugsimulatoren haben unbestreitbare Vorteile: Sie sind sicherer, kostengünstiger und vor allem umweltfreundlicher. Die Tatsache, dass der Ausstoß von Emissionen und Lärmbelastung vermieden wird, macht sie zur logischen Wahl – insbesondere in Zeiten, in denen die Luftfahrtindustrie unter wachsendem Druck steht, ihre Umweltbilanz zu verbessern. Trotzdem wurden diese Technologien bislang in der Privatfliegerei nur zögerlich genutzt. Der Einsatz von Simulatoren für die Überprüfung von Piloten in der kommerziellen Luftfahrt ist seit über 50 Jahren Standard, doch bei Privatjets und Helikoptern hinkt die Entwicklung hinterher – eine Verzögerung, die schwer nachvollziehbar ist.

 

Warum also der langsame Fortschritt? Der geringe Einsatz von Simulatoren in der Privatfliegerei lässt sich teilweise durch die Kosten und die Verfügbarkeit erklären. Doch angesichts der immensen ökologischen und finanziellen Kosten eines realen Prüfungsflugs – vom CO2-Ausstoß bis hin zu potenziellen Unfällen – sollte die Einführung dieser Technologie deutlich forciert werden. Dass das BAZL nun den Einsatz von Simulatoren vorschreibt, ist ein Schritt in die richtige Richtung, doch er hätte viel früher erfolgen müssen.

 

Privatfliegerei: Ein Luxus, der die Umwelt belastet

Die Privatfliegerei steht seit langem in der Kritik. Prominente Persönlichkeiten, Politiker und Unternehmer nutzen regelmäßig private Jets, obwohl diese Transportmethode um ein Vielfaches umweltschädlicher ist als der kommerzielle Linienflug. Ein Flug mit einem Privatjet verursacht bis zu zehnmal mehr CO2-Emissionen pro Person als ein Linienflug in der Economy-Klasse. Während in anderen Bereichen der Verkehrswende – wie bei Elektroautos oder der Förderung des Schienenverkehrs – Fortschritte erzielt werden, bleibt die Privatfliegerei ein Symbol für den ungebremsten Luxus auf Kosten der Umwelt.

 

Die nun verpflichtenden Simulationschecks mögen die Emissionen bei Prüfungsflügen reduzieren, doch das Grundproblem bleibt bestehen: Solange Privatflieger aus reinem Komfortgründen genutzt werden, wird der ökologische Fußabdruck der Luftfahrt nicht signifikant sinken. Selbst die Einführung modernerer, umweltfreundlicherer Flugzeuge reicht nicht aus, um die massiven CO2-Belastungen, die durch Privatjets verursacht werden, zu kompensieren.

 

Handlungsbedarf: Einschränkungen und Alternativen

Angesichts der Klimakrise sollten strengere Regulierungen für die Privatfliegerei längst auf dem Tisch liegen. Eine verstärkte Besteuerung von Privatflügen oder gar deren weitreichende Einschränkung in nicht zwingenden Fällen könnten helfen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Während für Geschäftspersonen und Unternehmen vermehrt Online-Meetings zur Verfügung stehen, wäre die Nutzung von Bahn und kommerziellen Fluglinien eine vernünftige Alternative für viele Reisen.

 

Die Technologie, um emissionsfreie oder zumindest emissionsarme Flugzeuge zu entwickeln, steht ebenfalls in den Startlöchern. Die Politik ist gefordert, klare Anreize zu setzen, um die Forschung und den Einsatz solcher Technologien massiv zu beschleunigen. Doch dies reicht nicht aus: Solange es keinen Bewusstseinswandel bei den Nutzern von Privatjets gibt, wird der Fortschritt schleppend verlaufen.

 

Fazit: Der Weg zur nachhaltigen Luftfahrt beginnt jetzt

Die Entscheidung des BAZL, den Einsatz von Flugsimulatoren in der Privatfliegerei auszuweiten, ist zweifellos ein Schritt in die richtige Richtung. Doch er ist nur ein kleiner Teil einer viel größeren Herausforderung: die drastische Reduktion der Emissionen, die durch Privatflüge verursacht werden. Die Politik und die Luftfahrtindustrie sind gleichermaßen gefordert, weitergehende Maßnahmen zu ergreifen – von der Förderung emissionsarmer Technologien bis hin zur deutlichen Einschränkung nicht zwingender Privatflüge. Denn die Frage bleibt: Wie lange können wir uns den Luxus der Privatfliegerei auf Kosten des Klimas noch leisten?


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