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CH: Erneute Prämienerhöhung in der Schweizer Krankenversicherung für 2025: Kostenentwicklung bleibt Herausforderung

DMZ – GESUNDHEIT / MM ¦ AA ¦ 

 

Bern – Auch im kommenden Jahr werden die Krankenkassenprämien in der Schweiz weiter steigen und damit viele Haushalte zusätzlich belasten. Die mittlere Monatsprämie erhöht sich um 6 %, was einem Zuwachs von 21,60 Franken entspricht. Künftig liegt die durchschnittliche Prämie damit bei 378,70 Franken. Hinter dieser Entwicklung stehen vor allem die stetig wachsenden Gesundheitskosten, die durch neue medizinische Therapien, teure Medikamente und die älter werdende Bevölkerung verursacht werden.

 

Laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) wird die Prämienlast für Erwachsene durchschnittlich um 25,30 Franken auf 449,20 Franken steigen. Junge Erwachsene müssen mit einer Prämie von 314,10 Franken (+5,4 %) rechnen, während Kinderprämien auf 117,90 Franken (+5,8 %) klettern. Besonders deutlich wird der Druck im ambulanten Bereich, dessen Kosten ungebremst weiter wachsen.

 

Ursachen des Kostenanstiegs

Der Trend der steigenden Gesundheitskosten ist schon seit Jahren spürbar. Im Jahr 2023 stiegen die Ausgaben um 4,6 %, 2024 folgten weitere 4,1 %. Für 2025 erwarten die Versicherer eine Zunahme von 4,2 %. Ein entscheidender Faktor dafür ist der medizinische Fortschritt. Neue Behandlungsansätze und Medikamente bieten zwar oft bessere Heilungschancen, sind jedoch deutlich teurer. Dies trifft besonders die ambulante Versorgung, deren Kosten von den Krankenkassen vollständig übernommen werden müssen. Da die Kantone im ambulanten Bereich keine Kosten tragen, wird die finanzielle Last auf die Versicherten abgewälzt.

Hinzu kommen die allgemeine Inflation sowie verzögerte Tarifverhandlungen, die dazu führen, dass Preisanpassungen nur zögerlich in den Prämien berücksichtigt werden.

 

Politische Maßnahmen zur Kostendämpfung

Angesichts des wachsenden Kostendrucks stehen Politik und Versicherungen unter Zugzwang. Eine entscheidende Abstimmung findet am 24. November 2024 statt. Hier wird über eine Reform zur einheitlichen Finanzierung von ambulanten und stationären Behandlungen abgestimmt. Die Idee: Durch eine gemeinsame Finanzierung von Kantonen und Krankenkassen soll der ambulante Bereich gestärkt und die Prämien stabilisiert werden. Dieses Modell könnte Versicherten finanzielle Entlastung bringen.

 

Darüber hinaus stehen Maßnahmen wie Mengenrabatte für Medikamente mit hohem Umsatz sowie eine stärkere Förderung der koordinierten Versorgung zur Diskussion. Experten schätzen, dass durch diese Maßnahmen Einsparungen von bis zu 500 Millionen Franken jährlich möglich wären.

 

Langfristige Herausforderungen

Trotz geplanter Reformen bleibt die Dämpfung der Gesundheitskosten eine große Herausforderung. Die Reserven der Versicherer sind 2024 auf 7,3 Milliarden Franken geschrumpft, was den Druck auf das Gesundheitssystem weiter verstärkt. Das BAG weist darauf hin, dass die verstärkte Nutzung kostensparender Versicherungsmodelle die tatsächliche Prämiensteigerung 2025 auf 5,5 % senken könnte. Ohne tiefgreifende Reformen droht jedoch ein weiterer Anstieg der Gesundheitskosten, was die Belastung für die Versicherten zusätzlich verschärfen würde.

 

Auswirkungen auf die Bevölkerung

Besonders hart trifft die Erhöhung die Mittelschicht. Viele Haushalte, die knapp über der Einkommensgrenze für Prämienverbilligungen liegen, müssen die steigenden Kosten alleine schultern. Zwar werden niedrigere Einkommen durch staatliche Zuschüsse entlastet, doch für viele Menschen bleibt die finanzielle Last erheblich. Höhere Einkommen sind von der Prämienerhöhung hingegen weniger stark betroffen. Diese ungleiche Verteilung der Belastung verstärkt die soziale Ungleichheit und sorgt für wachsenden Unmut in der Bevölkerung.

 

Fazit: Dringender Reformbedarf bleibt

Die fortlaufenden Prämiensteigerungen machen deutlich, dass es dringend strukturelle Veränderungen im Schweizer Gesundheitssystem braucht. Reformen zur Entlastung der ambulanten Versorgung und zur Senkung der Medikamentenkosten sind wichtige Schritte in die richtige Richtung, aber noch nicht ausreichend. Langfristig wird ein umfassendes Konzept benötigt, das sowohl die Kostenentwicklung stabilisiert als auch die Versicherten dauerhaft entlastet. Prävention, Gesundheitsförderung und effizientere Finanzierungsmodelle könnten dabei eine zentrale Rolle spielen. Ohne solch tiefgreifende Veränderungen werden die Kosten weiter steigen – mit gravierenden Folgen für die Versorgung und die finanzielle Situation der Bürger.

 

Dokumente:

 

 

Herausgeber

Generalsekretariat EDI

http://www.edi.admin.ch 

Bundesamt für Gesundheit

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