DMZ – SPORT / Dr. Reinhard Straumann ¦
„Das größte Spiel im Schweizer Fußball“ titelte die NZZ in der Vorberichterstattung vor dem Spitzenspiel FC Basel gegen FC Zürich. 36‘000 Zuschauer füllten den St. Jakobs-Park. Hielt der Match, was die Affiche versprochen hatte? Nein. Es war nur eine Spitzenmannschaft am Werk, die Gäste aus Zürich. Sie waren zweikampfstärker, reifer in der Spielanlage und schossen in jeder Halbzeit je ein Tor. 0:2 lautete das Ergebnis nach erstaunlich wenig aufreibenden Minuten.
In Basel hatte man sich sehr auf dieses Spiel gefreut, das im Jargon der Sportjournalisten als der „Klassiker“ im Schweizer Fußball gilt. Zum ersten Mail seit langen Jahren nahmen beide Teams vor dem Spiel vordere Ranglistenplätze ein, der FCZ grüßte gar als Leader von der Tabellenspitze. Fabio Celestini, Trainer des FC Basel, schickte erstmals seinen prominentesten Neuzugang, Xherdan Shaqiri, von Beginn an ins Rennen, nämlich über den rechten Flügel.
Tatsächlich leitete er von dieser Position aus das Spiel seiner Mannschaft schwungvoll. Bereits nach 10 Minuten sah sich Celestini aber zu Umstellungen gezwungen. Innenverteidiger Comas verletzte sich an der Schulter und wurde durch den Flügelspieler Soticek ersetzt, was eine komplette Umorganisation der Aufstellung zur Folge hatte. Shakiri rückte in die Spielmacherrolle und kam dort weniger zur Geltung als zuvor. Die nominellen Basler Spitzen Ajeti und Traoré konnten sich gegen die physisch starken Zürcher Verteidiger so gut wie gar nie durchsetzen. Torchancen blieben auf beiden Seiten Mangelware. Es dauerte 30 Minuten, bis Basel zum ersten Eckball kam – und dann noch exakt 15 Sekunden, bis der Ball im Netz zappelte, aber auf der anderen Seite durch Chouiar. Der Corner für Basel war zur Einladung für einen Zürcher Gegenstoß geworden. Höchststrafe für den FCB.
Wohl kam Basel nach der Pause mit mehr Willen und Schwung ins Spiel zurück und erkämpfte sich eine leichte Feldüberlegenheit, ohne dass sich daraus aber konkrete Möglichkeiten ergaben. Im Gegenteil. Wiederum per Gegenstoß, wiederum unglücklich für die Platzherren, erzielte Zürich durch Perea seinen zweiten Treffer, und damit war das Spiel mehr oder weniger gelaufen. Zahlreiche Rochaden der Basler Im Sturm änderten etwas an den Spielanteilen, nicht aber an den Siegeschancen.
Der FC Zürich spielte seine Rolle überzeugend. Ifeancyi und Conde beherrschten das zentrale Mittelfeld, die Verteidiger waren physisch robust und zweikampfstark, und wenn irgendwo doch etwas anzubrennen drohte, zögerte man nicht, riss den Gegenspieler um, nahm die gelbe Karte in Kauf und ließ sich auswechseln (Katic, Marchesano). Viel Sympathiepunkte wird man auf diese Weise außerhalb von Zürich nicht erobern, aber es geht ja nicht um Sympathie-, sondern um Ranglistenpunkte. Und in dieser Hinsicht präsentierte sich der FC Zürich als erstaunlich abgeklärt.
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