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Die Rolle der Grünen in der deutschen Politik: Ein differenzierter Blick auf Erfolge, Herausforderungen und das Versäumnis der CDU/CSU

DMZ –  POLITIK  ¦ Anton Aeberhard ¦

KOMMENTAR

 

 

Die Grünen haben in der aktuellen Regierungskoalition unter Kanzler Olaf Scholz (SPD) maßgebliche Fortschritte im Klimaschutz und der Energiewende erzielt.

 

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) trieb den Ausbau von Wind- und Solarenergie voran, wodurch die Kapazitäten dieser erneuerbaren Energien im Jahr 2023 um rund 10 Gigawatt (GW) gesteigert wurden. Dies reduziert die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen erheblich. Zudem wurde der Kohleausstieg weiter gefestigt, um das Pariser Klimaziel von 1,5 Grad Celsius zu erreichen. Bis 2030 soll Deutschland nahezu vollständig auf Kohlekraft verzichten. Im Bereich der Umweltpolitik starteten die Grünen Initiativen zur Förderung einer umweltfreundlicheren Landwirtschaft, wie etwa die Subventionierung von Biobetrieben und den Ausbau des ökologischen Landbaus, der bis 2030 auf 30 % der landwirtschaftlichen Fläche ausgeweitet werden soll. Auch der Schutz der Biodiversität wurde durch nationale und europäische Maßnahmen gestärkt, etwa durch die Ausweisung neuer Naturschutzgebiete.

 

Die Ampelkoalition: Kompromisse und Herausforderungen

Die Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP steht vor der ständigen Herausforderung, sehr unterschiedliche politische Ansätze miteinander in Einklang zu bringen. Besonders in der Finanz- und Wirtschaftspolitik kommt es zwischen den Grünen und der FDP häufig zu Spannungen. Während die FDP auf Marktmechanismen und Steuererleichterungen setzt, verfolgen die Grünen einen stärker regulierenden und sozial-ökologischen Kurs. Trotz dieser Konflikte konnte die Koalition Fortschritte erzielen: Die Einführung des Bürgergelds, das 2023 rund 5,3 Millionen Menschen zugutekam, sowie die Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro pro Stunde. Auch im Bereich der Digitalisierung gab es Fortschritte, wie die Ausweitung des Glasfasernetzes und der 5G-Infrastruktur.

 

Trotz dieser Erfolge müssen die Grünen jedoch auch mit Rückschlägen umgehen. So geriet die geplante Heizwende, die auf den Umstieg auf klimafreundlichere Heizsysteme abzielt, aufgrund von Einwänden aus der FDP und teils starker Kritik aus der Bevölkerung ins Stocken. Diese Kompromisse zeigen die Grenzen der Grünen in einer Koalition, in der sie nicht allein regieren.

 

CDU/CSU: Verantwortung für die aktuelle Lage

Viele der heutigen strukturellen Probleme Deutschlands sind auf die Regierungszeit der CDU/CSU zurückzuführen. Unter Angela Merkel wurde der Ausbau der erneuerbaren Energien oft durch Lobbyinteressen gebremst und nicht ausreichend vorangetrieben. Dies zeigt sich besonders in der Energiepolitik: Der Anteil erneuerbarer Energien stieg unter Merkel von 9,5 % im Jahr 2005 nur auf 38 % im Jahr 2020. Der notwendige Transformationsdruck wurde zu lange unterschätzt. Auch in der Digitalisierung blieb Deutschland hinter anderen Ländern zurück: Während der Ausbau des Glasfasernetzes in vielen EU-Ländern bis 2020 weit fortgeschritten war, hatten in Deutschland nur etwa 16 % der Haushalte Zugang zu schnellem Internet. Diese Versäumnisse tragen maßgeblich zur gegenwärtigen Lage bei und stellen eine schwere Hypothek für die Zukunft dar.

 

Verurteilung des sinnlosen Grünen-Bashings

In den öffentlichen Diskussionen ist häufig ein übermäßiges und nicht zielführendes Grünen-Bashing zu beobachten. Kritik an politischen Entscheidungen ist essenziell, doch sie sollte fundiert und zielgerichtet sein. Die Grünen haben in den Bereichen, die sie verantworten, wichtige Impulse gesetzt, insbesondere im Kampf gegen den Klimawandel. Pauschale Verurteilungen behindern den sachlichen politischen Diskurs und lenken von den eigentlichen Herausforderungen ab, die oft in der Regierungszeit der CDU/CSU verwurzelt sind. Wichtiger wäre es, eine sachliche Auseinandersetzung über die konkrete Politik zu führen und dabei auch die schwierigen Rahmenbedingungen in einer Koalition zu berücksichtigen.

 

Fazit

Die Grünen haben sich in der Ampelkoalition als treibende Kraft für den Klimaschutz und die Energiewende etabliert, auch wenn ihre Arbeit durch Koalitionskompromisse erschwert wird. Sie konnten wichtige Erfolge erzielen, wie den Ausbau der erneuerbaren Energien und die Festigung des Kohleausstiegs, stehen aber gleichzeitig vor der Herausforderung, ihre ambitionierten Ziele in einer vielfältigen Koalition durchzusetzen. Gleichzeitig darf die historische Verantwortung der CDU/CSU für viele der heutigen Probleme nicht außer Acht gelassen werden. Pauschales Bashing gegen die Grünen ist nicht zielführend und behindert die dringend notwendige Diskussion über die Zukunft Deutschlands. Stattdessen sollte die politische Debatte auf fundierter Kritik und konstruktiven Lösungen beruhen, um die anstehenden Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen.


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