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Die Ursprünge der COVID-19-Pandemie: Genetische Spurensuche auf dem Huanan-Markt in Wuhan

DMZ – WISSENSCHAFT ¦ S. Koller ¦ 

 

Die genetische Analyse von Viren und Wildtieren auf Märkten bietet entscheidende Hinweise auf den Ursprung der COVID-19-Pandemie. Eine detaillierte Untersuchung von Umweltproben, die Anfang 2020 auf dem Huanan Seafood Großhandelsmarkt in Wuhan gesammelt wurden, stützt die Hypothese, dass dieser Markt eine zentrale Rolle beim Ausbruch des SARS-CoV-2-Virus gespielt hat. Diese Erkenntnisse sind von großer Bedeutung für das Verständnis der zoonotischen Übertragung von Viren und für die Prävention zukünftiger Pandemien.

 

Die Rolle des Wildtierhandels

Der weltweite Handel mit Wildtieren ist eng mit der Übertragung zoonotischer Viren verbunden, die von Tieren auf Menschen überspringen. Auch im Fall von SARS-CoV-2, dem Virus, das COVID-19 verursacht, weisen genetische Untersuchungen darauf hin, dass der Huanan-Markt ein Schlüsselort für die Verbreitung des Virus war. Proben, die in der Nähe von Wildtierständen entnommen wurden, zeigten eine erhöhte SARS-CoV-2-Konzentration. In diesen Proben wurde genetisches Material von Wildtieren wie Schleichkatzen, Bambusratten und Marderhunden nachgewiesen, die als mögliche Zwischenwirte des Virus gelten.

 

Genetische Vielfalt und Infektionswege

Die auf dem Markt nachgewiesene genetische Vielfalt von SARS-CoV-2 unterstützt die Annahme, dass der Markt ein Ausgangspunkt für die Verbreitung des Virus war. Die Proben enthielten nicht nur Spuren des Virus, sondern auch genetische Informationen von Viren, die für Wildtiere wie Schleichkatzen und Marderhunde typisch sind. Dies deutet darauf hin, dass die auf dem Markt gehandelten Tiere nicht nur das SARS-CoV-2-Virus, sondern auch andere virale Erreger trugen, was das Risiko einer zoonotischen Übertragung zusätzlich erhöhte.

 

Frühzeitige COVID-19-Fälle und geografische Analyse

Epidemiologische Studien zeigen, dass viele der ersten bekannten COVID-19-Fälle in Wuhan auf Personen zurückzuführen sind, die auf dem Huanan-Markt arbeiteten oder diesen besuchten. Eine retrospektive Analyse ergab, dass 32 % der 174 frühesten Fälle in direktem Zusammenhang mit diesem Markt standen. Auch Patienten ohne nachweisbaren Marktbesuch lebten in unmittelbarer Nähe, was auf eine geografische Konzentration der Infektionen hindeutet.

 

Zwei Viruslinien und mehrfache zoonotische Ereignisse

Frühe genetische Analysen identifizierten zwei Viruslinien, A und B, die mit dem Markt in Verbindung stehen. Dies legt nahe, dass es mindestens zwei erfolgreiche zoonotische Übertragungen von SARS-CoV-2 auf den Menschen gab. Die enge Interaktion zwischen Mensch und Tier auf solchen Märkten erhöht das Risiko wiederholter Übertragungen, wie auch spätere Ausbrüche in anderen Ländern verdeutlichten. Ein Beispiel hierfür ist der COVID-19-Ausbruch in Hongkong im Jahr 2021, der auf infizierte Hamster in einem Tierladen zurückgeführt wurde.

 

Weiterführende Maßnahmen und Schlussfolgerungen

Im Februar 2020 ergriff die chinesische Regierung Maßnahmen, um die weitere Verbreitung von SARS-CoV-2 zu verhindern, indem sie den Handel mit Wildtieren für den menschlichen Verzehr untersagte. Diese Maßnahme war entscheidend, um die Pandemie einzudämmen. Bereits nach dem ersten SARS-Ausbruch im Jahr 2003, der ebenfalls mit dem Wildtierhandel in Verbindung gebracht wurde, wurden ähnliche Verbote verhängt. Dennoch besteht weiterhin das Risiko zoonotischer Ereignisse, da der illegale Handel mit Wildtieren weltweit fortbesteht.

 

Die genetischen Daten legen nahe, dass Wildtiere auf dem Huanan-Markt eine zentrale Rolle bei der Entstehung der Pandemie gespielt haben könnten. Die Analyse der Marktproben identifizierte mehrere potenzielle Zwischenwirte für das Virus, darunter Marderhunde, Schleichkatzen und Bambusratten. Diese Tiere sollten in zukünftigen virologischen und serologischen Studien prioritär untersucht werden, um die Übertragungswege von SARS-CoV-2 besser zu verstehen und künftige zoonotische Übertragungen zu verhindern.

 

Obwohl der genaue Ursprung von SARS-CoV-2 in einigen Aspekten ungeklärt bleibt, deuten die Kombination aus genetischen, epidemiologischen und geografischen Daten darauf hin, dass der Wildtierhandel und Märkte wie der Huanan-Markt eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Pandemien spielen. Eine strenge Überwachung und Regulierung des Wildtierhandels ist daher eine essenzielle Maßnahme, um zukünftige Pandemien zu verhindern. 

 

 

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