DMZ –FORSCHUNG ¦ Sarah Koller ¦
Eine aktuelle Studie, die im Rahmen des US-amerikanischen RECOVER-Programms durchgeführt wurde, deutet darauf hin, dass das Diabetesmedikament Metformin eine Schlüsselrolle dabei spielen könnte, das Risiko von Long COVID bei Menschen mit Typ-2-Diabetes zu reduzieren. Dies eröffnet neue Perspektiven für die Behandlung von COVID-19 und den Schutz von Risikogruppen vor langanhaltenden gesundheitlichen Folgen.
Hintergrund der Untersuchung
Long COVID, auch bekannt als postakute Folgeerscheinungen von SARS-CoV-2 (PASC), betrifft Millionen Menschen weltweit. Betroffene leiden oft noch Monate nach der akuten Phase einer COVID-19-Erkrankung an unterschiedlichen Symptomen wie Erschöpfung, Atemnot oder Konzentrationsstörungen. Besonders gefährdet sind Menschen mit Vorerkrankungen wie Diabetes, da sie ein höheres Risiko für schwere Verläufe der Infektion haben.
Die Forscher dieser neuen Studie wollten herausfinden, ob die Einnahme von Metformin, einem weit verbreiteten Medikament zur Behandlung von Typ-2-Diabetes, das Risiko für Long COVID verringern kann.
Methode der Studie
Die Studie untersuchte Daten von erwachsenen Diabetespatienten, die entweder Metformin oder andere Diabetesmedikamente einnahmen. Ausgewertet wurden die Daten über elektronische Gesundheitsakten (EHR) aus zwei großen Netzwerken: dem National COVID Cohort Collaborative (N3C) und dem Patient-Centered Clinical Research Network (PCORnet). Dabei wurde geprüft, ob die Metformin-Nutzer nach einer SARS-CoV-2-Infektion seltener an Long COVID erkrankten oder verstarben als Patienten, die andere Medikamente erhielten.
Die Diagnose von Long COVID erfolgte entweder durch festgelegte medizinische Codes in den Gesundheitsakten oder durch computergestützte Analysen, die spezifische COVID-19-Folgen identifizierten. Der primäre Endpunkt der Studie war die Inzidenz von Long COVID oder Todesfällen innerhalb von sechs Monaten nach einer SARS-CoV-2-Infektion.
Ergebnisse: Deutlicher Vorteil durch Metformin
Die Ergebnisse der Analyse im N3C-Netzwerk sind vielversprechend: Menschen, die Metformin einnahmen, hatten ein um 21 % geringeres Risiko, Long COVID zu entwickeln, im Vergleich zu Patienten, die andere Diabetesmedikamente einnahmen. Die Wahrscheinlichkeit, an COVID-19 zu sterben, war ebenfalls geringer. Diese Erkenntnisse basieren auf der Analyse spezifischer medizinischer Diagnosen sowie computergestützter Phänotypen, die die Langzeitfolgen der Infektion erfassen.
Im PCORnet-Netzwerk fielen die Ergebnisse jedoch weniger eindeutig aus. Hier wurde kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen Metformin-Nutzern und Patienten, die andere Medikamente einnahmen, festgestellt. Diese Abweichungen unterstreichen die Notwendigkeit weiterer Forschung, um die Wirksamkeit von Metformin gegen Long COVID besser zu verstehen.
Insgesamt zeigte die Studie, dass 1,6 % der Metformin-Nutzer im N3C-Netzwerk an Long COVID erkrankten, verglichen mit 2,0 % in der Vergleichsgruppe. Ähnliche Trends wurden im PCORnet-Netzwerk beobachtet, wenn auch die Unterschiede weniger ausgeprägt waren.
Relevanz der Ergebnisse
Die Studienergebnisse legen nahe, dass Metformin nicht nur zur Behandlung von Diabetes beiträgt, sondern auch das Potenzial hat, Menschen vor den langfristigen Folgen einer COVID-19-Infektion zu schützen. Für Patienten mit Typ-2-Diabetes, die bereits ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe haben, könnte dies ein wichtiger Schritt in der Prävention von Long COVID sein.
Gleichzeitig zeigt die Studie, dass es noch viele offene Fragen gibt. Die Unterschiede zwischen den Ergebnissen der beiden Netzwerke weisen darauf hin, dass weitere Forschungen erforderlich sind, um den Zusammenhang zwischen Metformin und Long COVID vollständig zu verstehen und die Ergebnisse zu validieren.
Fazit
Metformin ist seit Jahrzehnten ein bewährtes Medikament in der Behandlung von Typ-2-Diabetes. Diese Studie zeigt nun, dass es möglicherweise auch eine Rolle im Kampf gegen die langfristigen Folgen von COVID-19 spielen kann. Für Menschen mit Diabetes, die zu den am meisten gefährdeten Gruppen gehören, könnten diese Erkenntnisse eine neue Hoffnung bedeuten. Allerdings bleibt abzuwarten, wie zukünftige Forschung diese Ergebnisse weiter präzisieren wird.
Die Bedeutung solcher Studien wächst angesichts der anhaltenden Pandemie, da die Gesellschaft weiterhin nach effektiven Mitteln sucht, um vulnerable Gruppen vor schweren und langfristigen Folgen zu schützen.
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