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Rekordtief: Das Verschwinden des antarktischen Meereises setzt sich fort

DMZ –  POLITIK  ¦ Anton Aeberhard ¦ 

 

Ein Bericht im "The Guardian" warnt erneut vor einem dramatischen Rückgang des antarktischen Meereises. Zum zweiten Mal in Folge steht die Region vor einem neuen Rekordtief im Winter. Wissenschaftler des Australian Antarctic Program Partnership haben alarmierende Daten veröffentlicht: Am 7. September 2024 war die Eisdecke kleiner als am gleichen Tag des Vorjahres, als bereits eine Fläche von etwa 1,6 Millionen Quadratkilometern – das entspricht der Größe von Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Spanien zusammen – unter dem langjährigen Durchschnitt lag.

 

Dr. Will Hobbs von der University of Tasmania beschreibt die Lage als „zwei unglaubliche Extremereignisse“, wobei das letzte Jahr bereits „außergewöhnlich“ war. Der Trend setzt sich 2024 fort, und es ist noch nicht klar, ob die Eisbedeckung den Vorjahreswert sogar unterschreiten wird. Diese Entwicklung ist Teil eines größeren, besorgniserregenden Bildes: Die Antarktis scheint in einen neuen Zustand überzugehen, der durch die Erwärmung der Ozeane maßgeblich beeinflusst wird.

 

Globale Erwärmung als Hauptursache

Hobbs betont, dass der Anstieg der Temperaturen im Südlichen Ozean entscheidend für die Rückgänge des Meereises sei. Die vergangenen zwei Jahre waren die wärmsten, die je weltweit aufgezeichnet wurden, mit Temperaturen, die über 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau lagen. Dieser globale Temperaturanstieg spiegelt sich nun in den Ozeanen um die Antarktis wider.

 

Am 7. September 2024 betrug die Eisbedeckung des Südlichen Ozeans lediglich 17 Millionen Quadratkilometer – weniger als der bisherige Tiefststand von 17,1 Millionen Quadratkilometern aus dem Vorjahr. Der langjährige Durchschnitt für diesen Tag liegt bei 18,4 Millionen Quadratkilometern. Dr. Phil Reid vom australischen Wetterdienst erklärt, es sei zwar noch unklar, ob das Meereis sein jährliches Maximum bereits erreicht habe, doch der Rückgang in zwei aufeinanderfolgenden Jahren sei erschreckend.

 

Langfristige Auswirkungen

Die Forscher warnen, dass es Jahrzehnte dauern könnte, bis sich das Meereis von den drastischen Rückgängen erholt, falls dies überhaupt möglich ist. „Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass das langjährige Durchschnittsniveau des Meereises wahrscheinlich nicht zurückkehren wird“, so Hobbs. Obwohl der Verlust von Meereis nicht direkt zu einem Anstieg des Meeresspiegels beiträgt, hat er indirekt erhebliche Folgen. Insbesondere im Sommer fehlt die schützende Barriere, die den Verlust des Gletschereises verlangsamt, und das offene Meer absorbiert mehr Wärme aus der Atmosphäre, was das Abschmelzen weiter beschleunigt.

 

Einflüsse auf das globale Klima

Zusätzlich zu den Auswirkungen auf die antarktischen Eismassen sind auch globale Folgen zu erwarten. Studien haben gezeigt, dass das Schmelzwasser von den Eisschilden der Antarktis das ozeanische Zirkulationssystem, das das Klima und die Meeresströmungen weltweit beeinflusst, verlangsamt. Bis 2050 könnte die Umwälzung des Südlichen Ozeans drastisch abnehmen, wenn die Treibhausgasemissionen nicht reduziert werden.

 

Dieser Rückgang hat bereits jetzt Folgen: Wissenschaftler schätzen, dass das Zirkulationssystem seit den 1990er Jahren um 30 % langsamer geworden ist. Der Verlust von Meereis und die veränderten ozeanischen Bedingungen haben auch dramatische ökologische Auswirkungen – 2022 führte der damalige Rekordverlust von Meereis zum Tod tausender Kaiserpinguinküken.

 

Dieser Bericht zeigt, wie schwerwiegend und umfassend die Auswirkungen der Erderwärmung auf die Polarregionen und darüber hinaus sind.

 

 

 

Quelle: The Guardian, Bericht von Adam Morton, 10. September 2024


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